Ich habe da eine ganz, ganz klare Meinung: Auf einer fest gebauten Anlage ist ein Bettungsgleis bloß die zweite Wahl!
Unabhängig von "Bettung ja oder Nein": Bei Decodern bitte auf Mehrfach-Decoder setzen! Als Beispiel: bei einem ESU 8-fach Decoder für ~50€ kostet eine Weiche dann noch 6,50€, Einzeldecoder im Gleisbett kosten da ein vielfaches mehr! Mit einem günstigen Servohalter, Servo und ein paar Microschalter kommt man da auf ~10, maximal 15€ pro Weiche für den kompletten DCC Antrieb. Das würde ich dann auch nicht wirklich Selbstbau nennen, man montiert das Servo von der Stange in einen vorgefertigten Halter, da sist nichts wildes.
Die Bettung ist in erster Linie für Teppichbahner oder andere fliegende Aufbauten wichtig, denn durch die Verriegelung im Übergang entsteht überhaupt erstmal so etwas wie Struktur und Stabilität und in dem Hohlraum gibt es überhaupt erstmal Platz, Antriebe und Decoder in das Gleis zu integrieren.
Auf einer fixen Anlage braucht man das einfach nicht! Da montiert man die Gleise einfach auf die Anlage, es braucht da keine zusätzliche Stabilität! Die Antriebe und Decoder kann man Unterflur verbauen, wo man sie im Schadfall auch nochmal erreichen kann. Sitzen die in der Bettung, muss man den Oberbau großflächig angreifen und Gleisbild öffnen, das ist nichts einfaches, was man mal eben in 5 Minuten so macht. Gerade das C Gleis ist ja schön miteinander verriegelt und will gar nicht mehr ausgebaut werden.
Ganz anders, wenn man eine bestehende Rostgleis,Anlage ohne Bettung reparieren oder erweitern will: man schneidet einfach mit einem speziellen Gleis-Seitenschneider das betreffende Stück auf und baut die neue Weiche einfach ein.
Meine größten Kritikpunkten an Bettungsgleis auf fixen Anlagen:
1. Bettungsgleise sind absolut starr in ihrer Geometrie! Es gibt kein Flex (außer für roco Line m.B., kostet aber für ein einziges Flexgleis 15€ Aufpreis und verliert dann auch die Führung durch die Verbindung) und man muss mit den Fixstücke klar kommen, die der Hersteller für nötig erachtet. Gerade beim C Gleis sind das viel weniger als die Nutzer gerne hätten! Das macht Planungen unnötig komplizierter und die Anlage unnötig unschöner. Gerade bei so einer Paradestrecke kann man mit Flex mal ganz schnell einen schönen Schwung in 1500mm oder direkt 20 Meter Radius bauen, sieht dann chic aus. Auch kann man Kurven mit Übergangsbögen ein und ausleiten, der Zug fährt dann deutlich weicher und schöner durch die Kurve als bei den harten Wechseln zwischen Gerade und Kurve.
2. Die Bettung mit ihrer Breite bringt Probleme mit! Die ganze Gleisgeometrie muss so aufgebaut sein, dass die Bettung nicht stört. Entweder müssen alle Weichen irgendwie so groß und breit ausgeführt, dass es schnippelfrei ist, deswegen ja auch die Verlängerungsstücke an der schlanken C Gleis Weiche oder auch der ewig breite Parallel-Abstand der normalen Weiche. Oder man muss an der Bettung herum schnippeln, siehe Roco Line m.B.. Prinzipiell ist das ja kein Problem, man verbaut die Teile ein einziges Mal und will sie ja nicht in ständig wechselnden, fliegenden Aufbauten verwenden, wo abgeschnippelte Ecken dann schon stören würden, aber ich sehe einfach keinen Vorteil bei der Bettung, denn:
3. So richtig schön und geil sehen Bettungen, meiner Meinung nach, nie aus! Das ich jetzt sagen würde: "Wow, diese Bettungs sieht so einmalig super aus, die brauche ich auf jeden Fall!" stimmt nicht, eher das genaue Gegenteil! Da baue ich lieber mein eigenes Trassenbrett aus Holz, male das noch in einer ungefähr passenden Farbe an und befestige die Rostgleise einfach drauf. Hässlicher als die Plastikbettungen der Industrie finde ich das auch nicht und kann das dann später schottern, wenn ich mal zuviel Zeit und Lust habe!
4. Bettungsgleise sind nicht wirklich biegbar und folgen Ausrundungen an Rampen nur eher schlecht. Da braucht es dann mehrere, kleine Stücke, die mit ausreichend kleinen Knicken in den Gleisübergängen die Ausrundung irgendwie abbilden. Flexgleis hingegen schmiegt sich nahtlos an und folgt der Ausrundung problemfrei!
Bitte auch nicht irgendwelchen Illusionen hingeben, dass man mit einem Bettungsgleis Arbeit am Unterbau spart! Der Unterbau muss genau so hochwertig, plan und eben ausgeführt sein wie für Rostgleise! Also nicht, dass das jetzt irgendeine Kunst wäre, man darf sich nur nicht der Illusion hingeben, dass man den Unterbau aus Resten und Mist zusammen pfuschen kann, das rächt sich halt immer!
Meine Empfehlung für dich wäre Tillig Elite. Hat natürlich keine Bettung, aber dafür pro Richtung 5 gerade Weichen und 4 Bogenweichen, 2 richtungslose Y-Weichen, 2 DKWs (wobei die kleine DKW einen Konstruktionsfehler hat und wenig empfehlenswert ist) und eine EKW. Die kleinste Weiche hat 178mm Länge und R484.
Die Weichen haben keine optisch weniger schönen Herzstücke mit Spurkranzauflauf, sondern aus Schienen gebaute Herzstücke. Da ist es dann auch egal, wie hoch oder niedrig die Spurkränze sind, also können auch Modelle mit RP25 Spurkränze problemfrei darüber laufen. Alle Schienen sind auch schön brüniert und glänzen nicht mehr silbern um die Wette, was eine deutlich bessere Optik erzielt.
Es gibt auch im begrenzten Umfang Fixstücke und Kurven, aber das System ist knallhart darauf ausgelegt, dass man es mit Flexgleis baut. Mit den passenden Werkzeugen (Krause-Klammern, den Xuron Gleis-Seitenschneider, ein paar kleine Feilen und Stahllineale verschiedener Länge, alles zusammen ~75-100€) ist Flexgleis eigentlich gar kein Hexenwerk und kann deutlich bessere Ergebnisse als Fixgleise erzielen. Man hat auch keine dummen Zwänge beim Planen. Es gibt kein Raster, an das man sich sklavisch halten muss.
Das Beste aber zum Schluss: Im 2L Bereich hat sich aktuell eine Schienenhöhe eingebürgert: Code 83. Roco Line, Tillig Elite und Trix C Gleis haben alle 3 Code 83 Schienen und können recht freizügig miteinander kombiniert werden. Im Gegensatz zum 3L Bereich, dessen 3 Gleise in Code 90, Code 100 und Code 120 ko-vegetieren, gibt es hier ein Ökosystem, das miteinander funktioniert. Es gibt einfach keine harte Entscheidung für und wider ein System! Du bist frei! Tillig Elite hat zum Beispiel keine 3 Wege Weiche, die nimmt man einfach von Roco Line!
Märklin gibt auch unumwunden zu, das spezielle Übergangsgleise überflüssig sind, wenn die Schienen alle gleich hoch sind:
https://www.trix.de/de/produkte/trix-c-gleis/uebergang
Ich lege dir aufgrund der Brünierung und den vorbildnah gebauten Weichen wirklich Tillig Elite ans Herz, aber du könntest auch mit Trix C anfangen zu Planen und später an anderen ecken auf TE oder Roco Line umsteigen. Piko A in Code 100 passt da aber überhaupt nicht rein, weswegen ich das ganze Gleis nicht verstehe. In Code 83 wäre es schön kombierbar mit den anderen Gleisen gewesen und man könnte die günstigeren Weichen gut und gerne irgendwo verbauen, wo man es eh nicht so gut sehen kann, aber so halt nicht! Deswegen rate ich dir auch ganz entschieden von Piko A ab, Bettung hin oder her. Da gibt es kein so große Freizügigkeit, es gibt noch von PECO ein Code 100 Gleis und das war es dann schon fast.