Moin,
Achtung, langer Beitrag!
Ich bin definitiv nicht der einzige, der sich Steuerwagen DABbuzf 760 als Modell gewünscht hat und ich bin auch nicht der erste, der sich an einen Umbau gewagt hat. Ich kenne bisher vier Herangehensweisen:
- er wird aus einem Piko 778er Steuerwagen gebaut. Gefällt mir nicht so, da die Schräge bleibt, die der 760 nunmal nicht hat.
- er wird aus einem Tillig Steuerwagen gebaut. Da passt die Fensteranordnung nicht. Außerdem ist der Abstand zwischen den Türen und den Fenstern daneben zu groß. Gefällt mir nicht. Zudem fehlt im Endeffekt etwas vom Dach, da die Front des 760 steiler ist.
- er wird aus einem Sachsenmodelle Steuerwagen gebaut. Da passt zwar die Fensteranordnung besser, der Rest ist aber wie beim Tillig Steuerwagen.
- er wird komplett selbst gebaut. Das erschien mir irgendwie zu aufwendig, da ich der Meinung war, dass man viele Teile der Piko DBuz benutzen könnte.
Damit war das Projekt erstmal immer hinten angestellt, geisterte aber auch immer im Kopf umher und ließ mich nie los.
Eines Tages kam dann die Idee auf, ob man nicht die Oberhälfte eines Tillig Doppelstockwagens auf einen Piko Doppelstockwagen setzen könnte. Die Idee hat sich dann festgefressen und als ich günstig an Tillig und Piko Dostos kam, war klar: Das wird jetzt ausprobiert.
So sahen die Wagen aus.
Die Wagen waren schnell zerlegt und die Wagenkästen wurden dann auch gleich längst zerteilt. Ich bin recht rabiat vorgegangen mit einem Minitrennschleifer. Da ich jeweils eine Häfte der Wagenkästen ohnhin nicht brauchte und auch sowieso spachteln musste, war das auch schnell gemacht. Ein erstes Gegenhalten der Hälften stimmte mich sehr zuversichtlich, dass das tatsächlich am Ende gut aussehen könnte.
Ab hier liefen die zwei Steuerwagen nicht parallel, sondern versetzt, daher wirkt die Bildreihenfolge teils nicht ganz kontinuierlich.
Als nächstes wurden Öffnungen in die Tillig Dächer geschnitten (bei einem der beiden erst später). Die 760 haben wie die DBuz dort ein...ja was eigentlich? Ich nenn es jetzt mal "gebogenes Rechteck", da ich ehrlich gesagt nicht weiß, was das eigentlich ist. Das ist bei den Piko DBuz gesteckt und sollte hier angepasst wieder eingebaut werden.
Außerdem wurde die Grundlage für das Verkleben der Teilwagenkästen geschaffen.
Nach dem Zusammenkleben und groben Verspachteln sah es dann so aus. Die Fenster, die verschlossen werden sollten, wurden auch gleich zugespachtelt. Bei dem einen Wagen fehlen noch die Öffnungen im Dach bzw. die "gebogenen Rechtecke", da ich die bei einem der beiden Wagen erst später eingefügt hatte. Warum weiß ich nicht mehr.
Als nächstes wurde eine Seite abgesägt. Der Winkel wurde anhand von "Schablonen" ermittelt. Es wurde immer der zu entfernende Teil abgedeckt und solange rumprobiert, bis mich der Winkel überzeugt hat.
Ich habe nur dieses Profilfoto vom Ergebnis.
Nun wurde der charakteristische Teil angefertigt: die Front. Sie besteht aus zwei Lagen 0,5 mm starkem Kunststoff. Die Ausschnitte wurden mit einem Cutter ausgeschnitten, die Löcher gebohrt.
Die Front ist angeklebt. Wie man sieht, wurden auch die Führerstandsfenster angepasst.
Als nächstes waren wieder die "gebogenen Rechtecke" dran. Das Anpassen hat nie so wirklich funktioniert und es war immer eine Erhebung sichtbar.
Das hat mich gestört. Sie mussten wieder ab und wurden durch einfache, passendere, selbst zurecht gebogene Kunststoff Rechtecke ersetzt. So ganz schön sieht das zwar auch nicht aus, sie stehen aber nicht mehr nach oben ab.
Irgendwann war nach viel Schleifen dann ein Stand erreicht, der eine erste Grundierung zuließ. Es blieb nicht bei einer Grundierung, sondern ich hab dreimal nachgeschliffen nach der jeweiligen Grundierung.
Ab hier liefen auch beide Steuerwagen wieder parallel und sind auf dem gleichen Stand.
Grundiert sahen die dann so aus.
In den Lackierschritten sah das dann so aus. Die Farben sind alle von Vallejo; Verkehrsrot, Weißgrau, Basaltgrau, Schwarz, Silber, Verkehrsgelb.
Nicht bildlich dokumentiert:
- die Anschriften sind Decals von Andreas Nothaft
- es wurde am Ende alles zuerst mit Glanlack und dann seidemattem Klarlack lackiert.
- die Fensterrahmen sind silber nachgezogen
- die Führerstandsfenster, die Frontfenster und die Glaseinsätze für die Zielanzeige und Frontbeleuchtung sind aus (mehr oder weniger passend) zurecht geschnittenem klarem Kunststoff entstanden.
- die Bohrungen für die Beleuchtung wurden mit Weißleim ausgegossen. Dieser trocknet transperent (erst nach dem Behandlen mit Klarlack)
- die Innenwände wurde mit Beige und die Türen mit Verkehrsrot von Vallejo behandelt.
Zur Inneneinrichtung gibt es nicht so viel zu sagen. Es wurde die von Piko benutzt und angepasst. Im Unterstock wurde das mittlere Segment an den Rand verlegt und ein neues Mittelsegment angefertigt. Farblich wurden Basaltgrau für den Fußboden, Lichtgrau (Acrylbuntlack) für die Innenwände, Altrosa, ein mir nicht mehr bekannter Grünton für die Sitze 2. Klasser und ein mir ebenfalls nicht mehr bekannter heller Blauton für die Sitze der 1. Klasse verwendet. Es wurde im Oberstock auch eine Glastrennwand zwischen erster und zweiter Klasse eingebaut. Die Führerstände sind welche von einer Roco 143 (alt). Die mussten auf die richtige Position gebracht werden, das geschah mit den abenteurlichen Aufbauten. Es musste der Fahrzeugrahmen gekürzt werden und durch einen angepassten Teil ersetzt werden, da sich dieser sonst genau auf der Höhe der Frontbeleuchtung befunden hätte.
So sieht der angepasste Rahmen von unten aus. Das schwarze Papier dient zur Abdichtung gegen ungewollte Lichtaustritte.
Und so sehen sie fertig aus.
Die Griffstangen an der Front sind aus zurecht gebogenem Draht entstanden genau wie die Führerstandsfenster. Diese bestehen aus drei Teilen. Die Stärke weiß ich aber nicht mehr. Die Puffer an der Front sind von den Tillig Wagen, die Piko Puffer haben den Ausbau nicht alle überlebt. Die Gitter auf den Puffern sind zurechtgeschnittene Gitter einer Roco 143 (neu). Die Scheibenwischer und UIC Dosen sind von Roco. Die PZB Magneten und die Bremsschläuche und Zughaken beim "Schönefeld Express" sind von einer ACME 187, die Bremsschläuche und der Zughaken des neutralen 760 sind von einer ACME 180 (alles jeweils übrig).
Gummiwulst und Zugschlussleuchten stammen von den Piko Wagen.
Frontbeleuchtung haben beide (der andere ist für ausschließlich analogen Betrieb ausgerüstet, daher kein Bild), Innenbeleuchtung (und Figuren) hat nur meiner [Schönefeld Express].
Es lässt sich nicht ganz vermeiden, dass beim oberen Spitzenlicht auch was daneben austritt. Es ist im Original aber auch nicht so schlimm wie auf dem Bild.
Mein Resümee: Es war so aufwendig wie gedacht und wie es aussieht. Das ganze Projekt hat 23 Monate nach dem offiziellen Beginn gedauert.
Würde ich das heute nochmal so machen? Im Grund ja, ich find die Kombination aus Tillig und Piko Dosto ganz passend. Ich würde mir aber defintiv für den Führerstand was drucken (lassen). Die Anpassung hat mir jetzt nicht so Spaß gemacht und mit einem kompletten Teil wäre dann vielleicht auch das Problem der Lichtundichtigkeit gelöst.
Ich würde mich sehr über Feedback freuen.
So, und damit ist dieser Monsterbeitrag auch nun tatsächlich zu Ende!