Wenn man ehrlich ist, sind weder K- noch C-Gleis vorbildgerecht. Das Problem lässt sich nicht lösen, weil es in gewisser Weise paradox ist. Märklin hat mit dem Dreileiter-System eine spielgerechte, einfache Idee verwirklicht, die aber niemals befriedigen kann. Die "Pickel" lassen "echt aussehende" Weichenstraßen einfach nicht zu. Das Kreuz mit den Punktkontakten lässt sich nicht wegdiskutieren, und ich sage das, obwohl ich seit über 40 Jahren Märklinist bin. Das ist mir also bewusst, und ich erkaufe mir den Vorteil mit entsprechenden Nachteilen in der Optik. Deshalb ist es schon faszinierend, wie die Modelle detaillierter und detaillierter, teurer und teurer werden, obwohl Märklin dafür kein passendes Gleis anbietet, ja, nicht anbieten KANN. Eine 500-Euro-Lok, an der jedes Ventil stimmt, ist auf dem Perserteppich einfach absurd. Da es niemals originalgetreu aussehen kann, bin ich auch nicht scharf darauf, dass die Modelle zu Nietenzählermodellen und unbezahlbar werden. Märklin ist und bleibt hauptsächlich eine robuste und kindgerechte Spielbahn. Dagegen ist das Rollmaterial inzwischen eher zu einer Vitrinenangelegenheit geworden, die grundsätzlich im Widerspruch zur ursprünglichen Robustheit und zum vorhandenen Gleismaterial steht. Vielleicht ist es das, was Märklin anstrebt: die Käufer kaufen ein Märklin-Modell, weil sie dem Markennamen treu sind und stellen sich das Ding ins Regal. Für mich ist das "Entfremdung" der Modellbahn. Dann empfehle ich Modelle ohne Motor...
Wenn Weichen-Walter also Lösungen für Perfektionisten anbietet, so ist es nämlich genau das: für Perfektionisten. Sie versuchen, dem Pickelgleis einen Rest an Vorbildtreue abzutrotzen, den es per se nie haben kann. Und das ist das Paradoxe daran. Das wäre so, als ob Windows 10 immer noch durch MS-DOS eingeschränkt wäre.
Das K-Gleis war der beste Kompromiss, den Märklin damals entwickeln konnte: es lässt sich einschottern oder auch nicht, funktioniert auch auf dem Boden und hat immerhin hinreichend schlanke Weichen, die für die meisten Zwecke ausreichen. Eine feste Anlage mit dem eingeschotterten K-Gleis ist ebenso möglich wie ein Schulprojekt über 30 Schultische.
Man könnte überlegen, ob ein schmaleres K-Profil sinnvoll ist (dann spart Märklin auch Materialkosten...), aber ansonsten alles so belässt. Das Profil hat einfach den optischen Fehler, dass es durch die plane Oberfläche breiter aussieht. Das M- und das C-Gleis haben eine rundere Profiloberseite. Die Riesen-Puko-Berge kann man nicht wegdiskutieren, die sind nun mal nötig, damit der Schleifer drüberkommt. Früher hatte ich mal aus Jux die Idee: warum macht man die Pukos nicht versenkbar? Beim M-Gleis, wo der Mittelleiter ein starrer Metallstrang ist, wäre das sogar möglich... Erst, wenn ein Zug sich nähert, fahren die aus dem Boden wie die Schutzpoller vor einem Regierungsgebäude. Ist natürlich Quark (früher hatte man mehr weltverändernde Ideen...), aber lustig.
Das C-Gleis nun, für Teppichbahner geeigneter, entfernt sich vom Anspruch der Originaltreue und ist als Spielgleis entwickelt worden, womit Märklin wieder zu seinem Ursprung als Kinderfußbodenbahn zurückkehrt. Deshalb auch die Konsequenz, weiterhin eine einfache Geometrie ohne elektronische Polarisierungsfinessen anzubieten, die man auch mal auffahren oder per Hand schalten darf. Ist eigentlich nicht verkehrt. Ich erwarte nun von Märklin, dass es das C-Gleis-System komplettiert, weil es keine andere Möglichkeit gibt, die Käufer zu halten. Den meisten Neueinsteigern ist nicht mal bewusst, dass es das K-Gleis noch gibt... Mit schlanken Weichen, die Elektronik erfordern, gerät man tatsächlich in ein Dilemma: eine einfache Spielbahn ist es dann nicht mehr, dennoch sieht das Gleis immer noch wie ein Spielgleis aus. Nun, das C-Gleis ermöglicht immerhin, eine Menge Gedöns im Gleisbett zu verstecken, auch für Herzstückpolarisierung - das kann das K-Gleis nicht. Aber erst die Digitalisierung macht das C-Gleis überhaupt erst möglich und sinnvoll, denn der ganze Kram liegt unter Tage!
Märklin wird seine Gleissysteme nur so weit "professionalisieren", wie es die verbleibenden Nietenzähler noch einfordern. Für die Mehrheit der Märklinisten war und ist es schon immer ein Kompromiss zwischen einfacher Handhabung und hinreichender Vorbildähnlichkeit. Ich befürchte aber, dass Märklin sich mit oberfeinen, teuren Modellen und einem unausgegorenen Gleissystem auf lange Sicht das Wasser abgräbt. Deshalb vermute ich, dass Trix mehr Chancen hat und wahrscheinlich als erstes polarisierte schlanke Weichen usw. rausbringt, die es dann für Dreileiter nicht geben wird.
Das, was in https://www.stummiforum.de/ zu sehen ist, ist mit Märklin nicht möglich. Oder nur mit extrem hohen Aufwand, so dass vielleicht die Geometrie mit allen Tricks zu schaffen sein wird - aber die Pukos werden dann immer noch da sein.