Hallo Michael!
Zitat von Heldvomerdbeerfeld
Also man darf ja wirklich gespannt sein! Ehrlicherweise muss ich aber zugeben, dass ich schon damals bei meinem Besuch bei euch irgendwie gedacht habe, dass die Bude schlichtweg zu klein für 2 Personen ist. Und da red ich noch gar nicht von 2 Personen + Modellbahn/kastl/wandverbau
Getreu dem Motto Platz ist in der kleinsten Hütte eben
Aber nachdem es damals recht kurzfristig gehen musste mit der Wohnung haben wir hier natürlich mehr Kompromisse schließen müssen als unbedingt notwendig. Aber wir wollen ohnehin nicht auf ewig hier bleiben
Zitat von Heldvomerdbeerfeld
Und in der Küche gipsen... Junge, ich mach das immer im Bad. Oder auf dem Gang. Oder auf dem Esstisch. Schlag ihr das mal vor, der Guten hahahaha
Du kennst du Wohnung, im Bad wär das platzmäßig schlimmer als am Esstisch. Außerdem ist das Bad ja ohnehin weibliches Hoheitsgebiet. Da trau ich mich nichtmal mein Gipsküberl auswaschen
Zitat von Heldvomerdbeerfeld
so einen roten Wr. Linien Souvenier N hab ich auch herumliegen. Schon pervers, was der Vorbesitzer da herausgeholt hat!
Was ich nur nicht so ganz checke: das sind doch ex Stadtbahnwagen oder? Die fahren bei Paraden jetzt auf den Bim Gleisen?
Durch eine Vertragsklausel im Nutzungsvertrag zwischen Gemeinde Wien und öst. Staatsbahn der Stadtbahntrassen, welche bei 30 jähriger Gesamtlaufzeit eine vorzeitige Vertragsauflösung nach 10 Jahren vorgesehen hätte, wär man bedacht Fahrzeuge anzuschaffen die man - sollte die Staatsbahn den Vertrag auflösen - auch im Straßenbahnnetz einsetzen konnte.
Angedacht war anfangs die Stadtbahnzüge ohnehin im Straßenbahnverkehr einzusetzen. Man erwartete einen viel regeren Auflugsverkehr an Sonntagen und ging davon aus, die Züge unter der Woche zur freien Verfügung zu haben. Geplant war ein Einsatz auf der Straßenbahnlinie 118 (heute großteils 18). Bedingt durch andere Gleisgeometrien und Radprofile mussten die Straßenbahnwagen welche regulär auf der Linie 118 eingesetzt wurden mit eigenen Stadtbahnradreifen ausgestattet werden um übermässigen Verschleiß hintan zuhalten. Der doch immense Rattenschwanz der diese Idee nachsich zog, beendete dieses Projekt bereits 7 Betriebsjahren im Jahr 1935.
Die Stadtbahnzüge welche auf den Speisinger Linien 60 und 60/62 eingesetzt wurden, waren bereits 1932 für den reinen Straßenbahnbetrieb adaptiert und stellten sogar den Gesamtauslauf der Linie 60!
Die Wägen mussten natürlich wie auch alle anderen Straßenbahnwagen in Wien zahlreiche Umbauten, Anbauten, Zubauten und Modernisierungen über sich ergehen lassen.
Bis Juni 1968 verkehrten die Stadtbahnzüge noch im Straßenbahnnetz, ehe sie endgültig aus dem Linienverkehr ausgeschieden wurden. Einige Fahrzeuge blieben erhalten und so konnte auch bei der großen Jubiläumsparade so eine imposante Garnitur eingesetzt werden.
Wer sich für solche und weitere Besonderheiten der Wiener Straßenbahn interessiert, dem sei ein Besuch im Wiener Verkehrsmuseum - Remise ans Herz gelegt!
Zitat von Heldvomerdbeerfeld
Und was ich ganz außertourlich einmal fragen wollte, du bist ja vom Fach: wie stellts ihr Typen in euren kleinen Cockpits Weichen bei der Straßenbahn? Geht das per Funk? Und wenn ja: woher weiß die jeweilige Weiche, dass sie gemeint ist und nicht die am Gleis gegenüber? So ganz schlau werd ich da als Laie nicht draus. Aber: ich schau jetzt jeden Tag bevor ich in die Bim einsteig, ob der Markus vorne drinnen knotzt. Fährst du nur D oder auch andere Linien? Ich bin ja ein alter O Fahrer
Das Weichenstellen funktioniert mittels Liniencodierung. Jeder Zug hat einen "Rufnamen" welchen Ihn im Netz erreichbar macht, z.B. am 38er wäre dies 13801.
Die Zahlen sind wie folgt vergeben:
1 = Straßenbahn
38 = Linie 38
01 = Zug 01
Diese Liniencodierung verbindet sich mit dem Zentralrechner des RBL (Rechnergesteuerten BetriebsLeitsystem) und gibt neben den korrekten Displayanzeigen auch die korrekten Haltestellenansagen an den Zug weiter.
Die Liniencoderung hat auch die reguläre Fahrtstrecke der Linie gespeichert. Der Fahrer muss also, sofern sich der Zug auf der Stammstrecke befindet, keine Weiche händisch oder mittels Tastendruck stellen. Außer natürlich eine Weiche lässt sich elektrisch nicht stellen, dann wird sie zu einer Kletterweiche (weil der Fahrer dann aus dem Zug zur Weiche runterklettern muss)
Das ganze Prinzip der elektrischen Weichen funktioniert mittels Induktionsschleifen und Sendegeräten.
Vor jeder elektrischen Weiche ist 21m vor der Weichenspitze im Boden eine Induktionsschleife eingelassen. Eine Bodenmarkierung mit einem gelben Dreieck verrät die Position. Der im Zug verbaute Sender übermittelt seinen Richtungswunsch über diese Induktionsschleife an die Weiche und die Weiche stellt sich - sofern kein anderer Zug auf der Weiche ist bzw. sobald der Vorderzug die Weiche freigefahren hat.
Auch unsere Oldtimer verfügen über so eine elektrische Weichenstelleinrichtung. Im Gegensatz zu Linienzügen fahren wir allerdings ohne Liniencodierung und müssen daher bei jeder Weiche unseren Richtungswunsch mittels Tastendruck abgeben.
Früher, die erste elektrische Weiche wurde 1913 in Betrieb genommen und die letzte solche Weiche wurde 2005 umgebaut, wurden die Weichen - sogenannte Stromstoßweichen - mittels Oberleitungskontakt gestellt. Die Weichen wurden mittels Fahrschalter direkt vom Fahrzeug aus gestellt!
Schwer vorstellbar, dass eine Weiche nur durch Fahrkontakte eines solchen Schleifringfahrschalters gestellt werden konnten.
Wurde das Einschaltstück befahren und der Fahrschalter war auf der Stellung 0/Aus befahren, so blieb die Weiche in Ihrer Stellung. War der Fahrschalter jedoch am 1.Fahrkontakt, so wurde Strom durch das Einschaltstück zum Solenoid geschickt welcher die Weiche umstellte. Die Vorschrift besagte, dass hierbei mit angezogener Handbremse gefahren musste. Schließlich musste der Zug ja, falls sich die Weiche nicht umstellen sollte, noch vor der Weichenspitze angehalten werden.
Was übrigens bis heute gleich geblieben ist, ist die Geschwindigkeitsbeschränkung im Weichenbereich. So darf eine Verzweigungsweiche nur mit 15km/h überfahren werden.
Genug der Fakten, ich will euch ja nicht langweilen
Lg Markus