Zitat
Ich denke, dass mit diesem Modell ein Weg in der Modellbahnerei beschritten wird, den ich so nicht folgen möchte und der die Frage aufkommen lässt, was ein Einsteigermodell eigentlich ist.
Sicher, das Modell hat viel Spielkram, aber davon ist alles nur "so ungefähr" umgesetzt, während das Ergebnis dann den Preis einer analogen Schlepptenderlok erreicht. Ich erinnere mich noch an eine Zeit, als ein Einsteigermodell technisch wie optisch völlig veraltet, dafür aber spottbillig war. Wenn "Einsteigermodell" heute heißt "nicht so genau, aber genauso teuer", läuft denke ich etwas falsch.
Und genauso teuer ist sie, mit Blick auf die Ludmilla von Piko, an deren Details so wenig auszusetzen ist, dass die Berufsnörgler bei DSO über das normgerechne Ausblassen von nicht normgerecht verdünnter Farbe diskutieren müssen, um noch Fehler zu finden. Ausgestattet mit Lichtfunktionen bis AUX 7 und Soundeffekten bis F26 bietet MIR das Modell eine weit passendere Umsetzung des Vorbildes. Ohne Dampfwölkchen und Funksprüche, dafür aber mit Führerstandsbeleuchtung und echtem Rangierlicht.
Übrigens, die erste Version der Ludmilla von Märklin bzw. Trix hatte nur einen rustikalen Decoder. Schon damals gab es Kritik, weil die DC-Version mit 130 € dann für ein Einsteigermodell zu teuer würde.
Hallo Kai,
Deine Zeilen enthalten selektiv Argumente, die eine Fehlentwicklung aufzeigen sollen, die keine ist.
Märklin bedient nach wie vor einen Einsteigermarkt beginnend mit einer völlig entfeinerten Tenderdampflok für 69,69 € bis hin zu einem viergliedrigen ICE 2 für 229,99 €. Dieses Low-Budget-Angebot vergrößert sich gefühlt Jahr um Jahr, derzeit sind 30 verschiedene lieferbare Modelle gelistet. Ein zusätzliches höher ausgestattetes Modell, mit einer aus Märklin-Sicht Innovation, bereichert das Angebot. Da es nicht die anderen Einsteigerprodukte verdrängt, ist das keine Fehlentwicklung, sondern eine Entwicklung. Daß dieses Modell so schnell ausverkauft ist, zeigt sogar, daß diese Entwicklung einen Markt bietet, den Märklin sich zumindest in diesem Modell erschlossen hat. Das stärkt die Marke und das Unternehmen, was eine Voraussetzung für dessen weiteres Bestehen ist und uns weiter neue Produkte erwarten läßt. Zudem wird der Dreileitermarkt im Gegensatz zu früher, wobei damals ein Monopol seitens Märklin bestand, heute von vielen anderen Herstellern bedient, so daß es eine Vielzahl von Alternativen gibt.
Hierzu noch zwei provokante Thesen. Zum einen wären unsere Vorfahren so weiterentwicklungs- und innovationsskeptisch gewesen, würden wir beide heute bei einem gepflegten Feuer am Eingang in einer zugigen, kalten, feuchten Höhle uns über die neuesten Entwicklungen der Darstellung von Wildszenen in der Malerei unterhalten. Zum anderen bekommt mein Schwager als Bankberater grundsätzlich Firmenwagen aus dem Oberklassesegment. Mein etwas gehobener ausgestatteter Mittelklassewagen hat viele gleichwertige Details zu einem deutlich geringeren Preis. Selbst das Raumangebot ist in der Oberklasse nicht besser, werden die größeren Ausmaße eher durch größere Motorräume aufgezehrt. Weshalb leasen Firmen völlig überteuerte Autos, wenn sie denn viel günstiger Gleichwertiges bekämen? Es ist das Image und die daraus resultierende Strahlkraft der Oberklassehersteller, an der man partizipieren möchte. Meine Firma stellt etwas dar, wenn meine Mitarbeiter diese Fahrzeuge fahren können. Eine zwar nicht in Richtung Luxus tendierende, sondern etwas anders gelagerte Strahlkraft hat auch Märklin entfaltet. Unfährerweise wird Märklin-Kunden nachgesagt, sie würden überteuerte, schlechte Ware akzeptieren, Hauptsache diese trägt ein Märklin-Logo. Ich finde das falsch, trifft das zumindest auf mich nicht zu. Märklin kann mit seinem Image scheinbar etwas höhere Preise erzielen. Kritisiert Ihr AuBcedes auch dafür? Wenn die qualmende 233er bei eBay jetzt höhere Preise als den UVP erzielt, ist das nicht Schuld Märklins, es wirken einfach die Marktgesetze, die Ihr auch ausnutzt, wenn umgekehrt Ladenhüter zu Ramschpreisen verhökert werden. Eine künstliche Verknappung sehe ich nicht. Märklin wird eine verkaufbare Produktionsmenge geplant haben, in diesem Falle übersteigt die Nachfrage das Angebot, bei anderen Modellen war es umgekehrt.
Übrigens darf jeder Hersteller die Menge der produzierten Waren selbst bestimmen und ebenso den Preis. Daraus resultiert ein Angebot. Diesem Angebot stehen Interessenten gegenüber, die den Preis akzeptieren, die den Preis verhandeln oder das Angebot nicht annehmen. Wird Einigkeit erzielt, kommt ein für beide Seiten freiwillig abschließbarer Vertrag zustande. Es besteht weder ein Kaufzwang für Euch noch ein Kaufrecht. Umgekehrt hat Märklin gegenüber Euch kein Verkaufsrecht, aber auch keine Verkaufspflicht. Insofern verstehe ich nicht, weshalb hier permanent von den Nichtkäufern an den Produkten herumgenörgelt wird. Paßt Euch das Produkt nicht, kauft Ihr es nicht. Punkt. Genau wie ein Bild Eures Mittagsessens interessiert auch Euer Nichtkauf den Rest des Stummiversums nicht. Auch wenn Meinungsfreiheit besteht, besteht kein Meinungsäußerungszwang. Und es ist kein Makel des Herstellers, wenn das Produkt Euch nicht paßt. Wenn die Produkte so schnell ausverkauft sind, können diese wirtschaftlich nicht falsch sein, weder in Leistung noch in Preis. Wenn damit die Fa. Märklin ihre Ziele erreicht, ihr wirtschaftliches Auskommen findet und die Angestellten bezahlt, ist marktwirtschaftlich die Welt in Ordnung. Richtig unverschämt finde ich, wenn ich als Käufer als blöd dargestellt werde. Ich habe vielleicht andere Prioritäten und andere Möglichkeiten als andere Kollegen, wenn das zu Märklin paßt, weshalb seht Ihr meine Herangehensweise an das Hobby negativ, schade ich irgendjemandem damit?
Ich glaube umgekehrt wird ein Schuh daraus, nicht die Käufer haben ein Problem, sondern die Nichtkäufer. Wer sich nämlich unter Kaufzwang sieht und dem hier immer wieder unter großem Getöse widersteht hat er ein Konsumzwangproblem, das ihm zusetzt. Was interessiert mich der Preis einer Lok, die mich nicht interessiert. Wenn es also Euch doch so sehr interessiert, daß Ihr begeisterten Käufern das Produkt schlechtreden müßt und andere Hersteller doch viel besser seien und günstiger, weshalb kauft Ihr nicht geräuschlos deren Produkte und stellt Eure erworbenen Produkte hier als Alternative vor. Das wäre konstruktiv, stattdessen wird immer destruktiv an der Märklin-Ware genörgelt. Liegt das vielleicht eher daran, daß Ihr auch lieber das Märklin-Produkt hättet?
Des weiteren werden hier häufiger schon selbsternannte Experten enttarnt, da ihre Erinnerungen nicht stimmen. Die Polizei leidet unter falschen Erinnerungen der Zeugen. Keiner von uns kann sich exakt an Gehörtes oder Gesehenes erinnern, das ist wissenschaftlich bewiesen. Jeder weiß aber, worin ein Soundprojekt sich vom vor 30 Jahren zuletzt gehörten Vorbild unterscheidet. Ich habe gerade einen Kopfhörer gekauft, Vergleiche lassen sich nur an einem Ort unter vergleichbaren Bedingungen machen. Schon Tonaufnahmen verfälschen. Jeder weiß aber, daß der eine Decoder-Hersteller das Vorbid richtig wiedergibt, der andere nicht. Das ist wahrscheinlich Mumpitz. Das einzige, was man sagen könnte ist, das eine Produkt gefällt mir besser, das andere schlechter. Dann wird es aber Geschmacksache und der ist bei jedem anders gelagert. Ich wähle Sound zu einem nicht geringen Teil nach Plausibilität. Deshalb ist auch ein Soundbaukasten vom Hersteller legitim. Denn den besten Sound liefert das Original und da ist ein 500 g-Maschinchen noch bei bester Technik niemals nahe dem 100 Tonnen-Original. Und damit ist meine Herangehensweise an das Hobby lediglich anders, nicht besser und keineswegs schlechter als diejenige eines Optik- oder Akkustikfetischisten. Vielleicht bin ich letztendlich nur zufriedener. Und jetzt geh ich in den Keller und lasse es dampfen .
Meint Stefan aus BaWü