Tja Leute,...
Zitat von Joeys Teppichbahn im Beitrag #630
...Werde zu den Selbstbaugleisen demnächst noch einen umfassenden "Schritt-für-Schritt" Bericht schreiben!
... jetzt - knapp 9 Monate später - ist es so weit!
RocoLine Bettungsgleise im Eigenbau ("Selbstbaugleise")Da das RocoLine Gleissystem trotz seiner großen Auswahl an Gleiselementen alles andere als vollständig ist, setzte ich auf meiner Teppichbahn seit geraumer Zeit speziell dafür angefertigte Gleise ein, um komplexe Gleisfiguren auf dem begrenztem mir zu Verfügung stehenden Raum umsetzten zu können. So wäre z. B. meine aktuelle Bahnhofseinfahrt des
Durchgangsbahnhofs "Trauntesheim" mit den von Roco angebotenen Standardgleisen nicht realisierbar gewesen.
Der aktuelle Gleisplan des Durchgangsbahnhos "Trauntesheim"Die im Gleisplan verwendeten Selbstbaugleise sind dunkelgrau dargestellt. Bisher kommen u. A. R20 (2,5 Grad), R10 (5 bzw. 10 Grad) und R6 (10 bzw. 15 Grad) zum Einsatz. Die Herstellung von Selbstbaugleisen ist einfach, unkompliziert und erfordert nur wenige Werkzeuge bzw. Hilfsmittel.
Die benötigten WerkzeugeNeben dem zu bearbeitenden Gleis selber benötigt man außerdem:
einen Dremel mit Trennscheibe und Schleifaufsatz (zur Not kann man aber auch mit der Trennscheibe schleifen);
eine scharfe Schere und ein scharfes Teppichmesser;
Kugelschreiber, Radiergummi, Geodreieck und ein Lineal.
Bestandteile des RocoLine BettungsgleisJedes RocoLine Bettungsgleis besteht aus drei Teilen:
(1) dem Schienenprofil inkl. Schwellenrost (dieses entspricht - außer bei Weichen - in der Ausführung jeweils dem RocoLine Gleissystem ohne Bettung);
(2) dem Gleisbett inkl. Böschungsschrägen und
(1) Bearbeitung des SchienenprofilsZunächst widmen wir uns dem Ablängen der Schienenprofile. Um zu ermitteln, wo genau die Schnittkante verläuft, kann man sich vorab entweder eine Schablone erstellen. Alternativ misst man die Schnittkante mittels Lineal aus und zeichnet sie an, oder zählt es sich an den Schwellen ab. Letzteres geht nur, da die Schwellen - anders als z. B. beim Märklin C-Gleis - über die gesamte Gleislänge gleichmäßig verteilt sind. Nachdem die Schnittkante am Schienenprofil und Gleisbett angezeichnet wurde, wird das Gleiselement in seine Bestandteile zerlegt.
Nun werden die Schienenprofile an der gewünschten Stelle von oben nach unten mit dem Dremel durchtrennt. Dabei darauf achten, dass der Schnitt senkrecht verläuft und beide Schienenprofile gleichmäßig abgelängt werden.
Generell gilt: lieber zunächst etwas weniger Schienenprofil abschneiden - nacharbeiten kann man immer noch.
Beide Profile wurden durchtrennt. Der rechte Teil des Gleises wird verwendet..Sollte die Schnittkante auf einer Schwelle verlaufen, so ist diese zuvor zu entfernen. Dazu einfach das Gleis auf den Rücken legen und von unten her den Schwellenrost bis zum Schienenprofil aufschneiden. Dies geht entweder mit dem Dremel oder mit einem scharfen Teppichmesser.
Die Schwelle kann nun entfernt werden.
Anschließend wird noch die Schnittkante am Schwellenrost glatt gefeilt.
Die überflüssige Schwelle wurde entfernt, die Schnittstellen nachbearbeitet.
In diesem Fall wäre es eigentlich nicht nötig gewesen, die Schwelle zu entfernen. Ich habe dies nur zur Demonstration für diesen Beitrag getan.
.Da sich durch die angedeuteten Kleineisen keine Schienenverbinder aufstecken lassen, kann man diese entweder mit einem Teppichmesser an der äußersten Schwelle "aufschneiden", oder man entfernt gleich die 3 äußersten Schwellen uns setzt statdessen ein Schwellenendstück (Roco 42600) ein. Ich habe mich bisher immer für "Aufschneiden" der Schienenverbinder entschieden, in Zukunft werde ich jedoch mit den Schwellenendstücken arbeiten.
Aufschneiden der Kleineisen.Anschließend werden Schienenverbinder aufgesteckt und das bearbeitete Gleis probehalber mit einem Industriegleis verbunden. Dabei darauf achten, dass im Gleisverlauf keine Knicke entstehen, wenn die Schienenprofile z. B. leicht ungleichmäßig abgelängt wurden. Das Ganze dann mit Dremel und Feile so lange nacharbeiten, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist. ;)
Links das zugeschnittene Gleis, rechts ein Standard G1(2) Bearbeitung des GleisbettesIm Prinzip ist der nächste Schritt ganz einfach: man zeichnet die Schnittkante an und durchtrennt das Gleisbett senkrecht mit einem Teppichmesser. Beim Anzeichnen darauf achten, dass die Schnittkante nicht schräg, sondern parallel zu den Schwellen verläuft.
DIe angezeichnete Schnittkante.Das in (1) bearbeitete Gleiselement vor dem Schnitt noch einmal probeweise auflegen, um sicherzugehen, dass das Schienenprofil auch bündig mit der Schnittkante abschließt. Auf der Bettungsunterseite müssen außerdem ein Teil der Führungsschienen für die Ersatzböschungsschrägen (Roco 42650) und ggf. ein Arretierungspunkt für den Bettungsrost entfernt werden, da diese ansonsten mit den Anschlussklammern des benachbarten Gleises kollidieren.
Bettungsunterseite - die erforderlichen (rot umrandeten) Bereiche wurden bereits zugeschnitten.(3) Bearbeitung des BettungsrostAbschließend wird der Bettungsrost bearbeitet, welcher neben den Schienenverbindern für eine stabilere Verbindung der einzelnen Gleise untereinander sorgt. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:
Für
längere Gleisstücke (< 15 cm) schneidet man ein Stück aus der Mitte heraus und verwendet die beiden Endstücke inkl. Anschlussklammern.
Für
kurze Gleisstücke (> 15 cm) verwendet man nur eine Seite die Anschlussklammer des Bettungsrostes, auf der anderen Seite kommt eine Ersatz Anschlussklammer wie sie z. B. Weichen beiliegt zum Einsatz. Auf diese Art und Weise kann man aus einem R10 mit 15 Grad z. B. bis zu 3 R 10 mit jeweils 5 Grad herstellen.
Zur Veranschaulichung zwei Grafiken:
Großes Gleisstück, also wird der mittlere Teil des Bettungsrost entferntKurzes Gleisstück, der Teil rechts wird verwendet, links nach der Schnittkante eine Ersatzklammer verbaut.Nach dem Ablängen des Bettungsrostes stimmen bei einem Teil davon die Punkte zur Fixierung mit Gleisbett (2) und Schienenprofil (1) nicht mehr überein. Daher müssen an den entsprechenden Stellen Bohrungen durchgeführt werden. Um die Stellen dafür exakt herauszufinden, am besten den zugeschnittenen Bettungsrost auf das Gleisbett legen und mit einem Schraubenzieher oder ähnlichen einmal feste darauf klopfen. Dabei drücken sich die Punkte zur Fixierung des Bettungsrostes leicht in das weiche Gummi des Gleisbettes und kennzeichnen so die Stellen, an denen gebohrt werden muss.
Fixierungspunkte des Bettungsrostes und nicht mehr passende AufnahmepunkteDen Bettungsrost (3) wieder entfernen. Das abgelängte Schienenprofil (1) auf das bearbeitete Gleisbett (2) legen und von unten durch Gleisbett und Schwellenband bis auf das Schienenprofil durchbohren.
Zusammenbau und EndmontageNun da alle Teile fertig bearbeitet sind, kann das Gleis zusammengebaut werden. Zunächst steckt man den Bettungsrost von unten auf das Gleisbett...
... anschließend das Schienenprofil auf das Gleisbett.
Hat man sauber gearbeitet, erhält man einen sauberen Übergang, der kaum von dem zwischen zwei Standardgleisen zu unterscheiden ist. Den Radiergummi benötigt man übrigens nur, um eventuell noch zu sehende Markierungen wieder zu entfernen.
Links ein G1/4, rechts das bearbeitete GleisDer Übergang von untenBei einem längeren Gleisstück ist man an dieser Stelle fertig. Bei kurzen Gleisstücken (> 15 cm) ist es zweckmäßig, das Gleis auf der Unterseite zu verkleben, da die Ersatz Anschlussklammer sonst nicht mit dem Bettungsrost verbunden ist. Ich verwende dazu einen 2 Komponentenkleber von UHU. Vor dem Kleben auf beide Seiten des zugeschnittenen Gleises je ein Standardgleis zur Arretierung der Schienenverbinder/Anschlussklammern aufstecken und darauf achten, dass kein Knick im Gleisverlauf entsteht.
In der Mitte ein R20 mit 2,5 Grad, oben und unten je ein G1 zur Arretierung. Nur im rot umrandeten Bereich wurde geklebt.Zum Abschluss noch ein weiteres Foto meiner R20 mit 2,5 Grad, auf welchem man die Klebestellen besser sieht:
4x R20 (2,5 Grad).Und damit sind wir (für mich knapp 4 Stunden später
) auch schon wieder am Ende meines "kurzen" Berichts angelangt. Ich hoffe, er hat gefallen und war so weit verständlich. Vielleicht habe ich ja den einen oder anderen zum Nachmachen animiert.
Ich würde mich sehr über eure Rückmeldungen, Anregungen und Kommentare freuen.P. S. Bevor ich's noch vergesse. Nachdem ich für's STB schon C-Gleise (R9 1/2) hergestellt habe, könnte es darüber "demnächst" einen weiteren Bericht von mir geben. Also so in bis zu 9 Monaten...