[quote="Erich Müller" post_id=1838433 time=1527707548 user_id=26147]
Ohnehin ist dieses Lädchenschieben meiner Meinung nach sinnlos, weil: "jeder Jeck ist anders" und mit nur vier noch dazu ziemlich gegensätzlichen Kategorien, die also kaum Zwischenformen zulassen, werdet ihr 99% der Menschheit nicht erfassen können. Nicht mal auf Modellbahnkundschaft beschränkt.
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Das soziokulturelle Gruppen nur eine geringe Überschneidung haben, ist durchaus typisch. Da findest du immer wieder statistisch fast zwingende Gemeinsamkeiten für Merkmale, die eigentlich in keinem logischen Zusammenhang stehen. Entsprechendes findest du für die Modellbahn, wobei man die vier beschriebenen Gruppen auch über ihre Definition von "Modell" oder "Modellbahn" abgrenzen kann.
*Für die erste Gruppe ist es ein Kinderspielzeug, für das "vom Tisch fallen" und "in die Spielzeugkiste werfen" durchaus zur bestimmungsgemäßen Verwendung gehört. Diese Gruppe wird von den Herstellern heute kaum noch bedient, wobei deren Rolle auch historisch weit überschätzt wird – lange Zeit noch von Märklin, die sich aber heute sehr stark auf die zweite Gruppe spezialisiert haben. Daneben waren Lima und Piko hier früher aktiv. Heute gibt es nur noch Reste in Form der Einsteigersortimente von Piko, Märklin und (mit starker Öffnung für Gruppe 3) Roco.
*Für die zweite Gruppe ist es ein "Edelspielzeug für Erwachsene". Geld spielt dabei kaum eine Rolle, dafür einige Merkmale, die fast an Statussymbole erinnern – umso herausragender in welcher Form auch immer das Modell ist, umso besser. Diese Gruppe wird inzwischen ganz hart und unter fast völliger Vernachlässigung der anderen Gruppen durch Märklin und seit Entstehen deren Modell-Abteilung durch ESU bedient; in geringerem Umfang und optional auch durch andere Hersteller.
* Die dritte Gruppe ist am schwersten zu definieren, weil sie sich vor allem darüber definiert, was sie nicht ist – im Gegensatz zu Gruppe 2 akzeptiert man Vorbildabweichungen nur, wenn man sie vor dem Kauf nicht kannte; im Gegensatz zu Gruppe 4 wird wenig oder gar nichts an den Modellen verändert. Vom Markt her die Zielgruppe von Roco und zunehmend Piko.
* Die vierte Gruppe versteht sich als "Modellbauer mit Funktion". Hier werden die Modelle auf hohem Niveau erworben, trotzdem aber noch als "Frokelrohstoff" betrachtet – schließlich kann man an jedem Modell noch irgendetwas dem Vorbild näher bringen. Wird vor allem durch Brawa und LS Models bedient (und durch vieeeeele Kleinteile-Lieferanten).
Meiner Meinung nach wird die Rhetorik der Foren vor allem durch die zweite und dritte Gruppe geprägt – wobei sich beide Gruppen gerne und lautstark angiften; vor allem über Fragen wie "ist 1:93 mit Licht oder 1:87 ohne Licht das bessere Modell". Die beiden anderen Gruppen spielen dagegen nur Nebenrollen.
Gruppe 1 wird vor allem als eine "mythologische Gestalt einer besseren Vergangenheit" dargestellt, an deren Aussterben die jeweils andere Gruppe die Alleinschuld trägt – selbst tritt sie dagegen kaum in Erscheinung. Gruppe 4 tritt vor allem bei Modellbesprechungen in Erscheinung, wo deren nüchterne Fehlerlisten (die sie sogar füllen können, wenn sie selbst an der Modellentwicklung beteiligt waren) dann der Gruppe 3 als rhetorische Munition für Probleme dienen, von denen sie vor wenigen Sekunden noch gar nichts wussten. Der Gruppe 2 (der die Fehler nach wie vor egal sind), dienen sie dagegen vor allem als Begründung, wieso Gruppe 3 an allen Problemen Schuld sei, schließlich kostet ein korrekt proportioniertes Fenster viel mehr als alle Sounddecoder, Digitalkupplungen, Rauchgeneratoren und LEDs, die diese Gruppe als lebensnotwendig betrachtet. An direkte Kritik des anderen Extrems traut sich keiner – jedoch wird indirekt über "Spielbahner mit grünen Spanplatten" und "Nietenzähler, die jede Schwelle einzeln schnitzen" gelästert.