RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#76 von Rollnitz , 15.10.2019 17:04

Zitat


Im Übrigen muss auch einmal gesagt werden, dass "echte", d.h. funktionsfähige OL mit Strom drauf ein Märklin-spezifisches Phänomen ist. Die DC-Welt kennt keine echte OL, das war dort immer Attrappe und kein Hersteller ausser Märklin hat je E-Loks mit Stromabnehmern gebaut, die Ihren Namen verdient hätten. Selbst Märklin baut seit X Jahren keine neuen Modelle mit "funktionierenden" Pantographen, damit hat sich eigentlich die Diskussion über eine "echte" OL erledigt...

Gruß
uLi



Hallo,

eigentlich wollte ich mich hier nicht äußern, jeder soll mit oder ohne Oberleitung tun und lassen was er will. Aber keine falsche Behauptungen aufstellen.
Ich habe seit Ende der achtziger Jahren eine funktionsfähige, also stromleitende Oberleitung. Zuerst habe ich Vollmer verbaut, weil es einfach und billig war, später habe ich die (teils verzogenen) Masten gegen solche von Viessmann ausgetauscht und die Vollmerdrähte allerdings weiterbenutzt, mit dementsprechendem Umbau der Masten.

Und ich würde behaupten, daß im Gegenteil früher alle DC-E-Loks mit funktionierende Pantographen versehen waren! Gut, ich kann nur für die Epoche II sprechen, aber von Roco bis Rivarossi, von Trix bis Fleischmann war das möglich. Alle hatten einen Umschalter. Erst in den letzten Jahren werden die Loks (leider) ohne diesen Schalter angeboten. Einher damit ging, daß die Pantographen filigraner, schmaler und damit auch vorbildgetreuer wurden. Die neueren Pantos leiten manchmal noch nicht mal Strom. In diesem Falle ersetze ich diese Exemplare gegen Sommerfeldt- Pantographen und verkabele selber. Diese Pantos sind "wie früher" und erfüllen ihren Zweck, der Panto liegt an, ist stabil und leitet Strom. Und in all den Jahren hat sich kaum einer in meiner Oberleitung verfangen, und wenn, hat es die Lok etwas herausgehebelt - aber Oberleitung, Lok und Pantograph waren noch heil. Nur die neueren Examplare, z.B. die von Brawa, haben es (bei mir) fertiggebracht, sich zu verfangen und dann regelrecht abzuwickeln. Aber diese Filigrankunstwerke habe ich, wie oben beschrieben, ausgetauscht.

Ein kleiner Nachtrag, als ich mir die ersten E-Loks, damals die von Roco, zulegte, war für mich klar, ohne echte gebaute Oberleitung geht das gar nicht. Als Abfallprodukt kam hinzu, daß ein zweiter Stromkreis zur Verfügung steht.

Gruß Roland


 
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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#77 von Analogbahner , 15.10.2019 18:16

Zitat
Trotzdem sehe ich bei der Bodenbahn-Fraktion selten oder nie ausgefahrene Stromabnehmer???



Ich vermute, mit „entfesseltem“ Stromabnehmer überschreiten die E-Loks die zugelassene Schrankunterhöhe. Er reckt sich dann nämlich sehr unschön nach oben. Jedenfalls bei mir war das so. Ich hatte knapp 10 cm Platz unter Bett, Schrank oder Regal, und obwohl es theoretisch für einen ausgefahrenen Panto reichte, bin ich dann doch lieber abgebügelt gefahren - bevor die Loks dann doch mal oben hängenblieben (und in einem nicht einsehbaren Bereich)...

Im übrigen ist es wirklich einfacher, die Bügel ganz runterzufahren, als z.B. mit Angelschnur, Klebstoff oder den teuren Pantographen-Haltern bei jeder E-Lok den Eindruck eines ausgefahrenen, anliegenden Bügels zu erreichen.

Wenn man es so macht: die getürkte Methode eines nicht anliegenden Stromabnehmers, obwohl OL existiert, lässt zudem einige Großzügigkeiten zu. Wenn die Schleifleiste immer Kontakt haben soll, muss wirklich akkurate OL verlegt werden - was eben mehr Abzüge oder Masten erfordert. Theoretisch verlangt jede normale DKW mehrere Abzüge, weil einfach der Winkel zu steil ist, um den Kontakt immer zu gewährleisten. Das sieht erstens überfüllt aus und ist außerdem teuer, da ja - wie oft geschrieben - die ganze Anlage eine Oberleitung oder wenigstens eine Führungsschiene braucht, auch unter Tage. Besteht hingegen kein echter Kontakt, darf der fixierte Stromabnehmer auch schon mal in die Luft schweben. Es ist dann oft optisch schöner, originalgetreuere Mastabstände zu haben als einen anliegenden Stromabnehmer, der engere Abstände erzwingt.

Wenn die OL schon keinen Strom führt, ist der fixierte Panto ein akzeptabler Kompromiss. Schließlich fahren auf den meisten Anlagen die Autos nicht, das Wasser fließt nicht und die Preiserleins bewegen sich nicht... Kompromisse müssen sein.


Gruß Analogbahner


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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#78 von Rudi , 15.10.2019 18:26

Hallo zusammen

Ich nochmal.
Die Anfangsfrage war doch auch, warum so viele mit abgesenkten Stromabnehmer fahren. Und ich finde es nicht als nicht als Problem, zwar mit Stromabnehmer źu fahren aber eben ohne Kontakt mit der Oberleitung.
Gerade in Spur N.
Momentan habe ich keine über dem Bahnhof. Gründe dürften bekannt sein. Aber vorher waren alle Gleise in Berchtesgaden mit Oberleitung versehen. Mit allem, was dazu gehört (Abspannung usw.)
Nur ist die Geschichte, gerade in Spur N, so filigran und dann noch aus Gummi, dass es eben keinen Kontakt zulässt. Trotzdem habe ich den Stromabnehmer gehoben, aber eben ohne Berührung.
Für mich ist das trotzdem eine 'echte Oberleitung'.

Gruß Rudi


Berchtesgadener Land ist das schönste Land der Welt.
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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#79 von Schachtelbahner , 15.10.2019 20:37

Ich hatte eine Oberleitung von Vollmer und konnte Bügel am Draht fahren, lange ist es her. Probleme konnte ich nicht feststellen, weder dass Bügel hängen bleiben noch sonstige Störungen.

Für die heutige Zeit denke ich, dass die Erbauer zuerst mal Angst haben dass es nicht so funktioniert wie gewünscht obwohl der Aufwand mit Industrieware sich in Grenzen hält. Die Kosten sind eine andere Nummer. Eine Stromführende Oberleitung ist auch unter Digital Gesichtspunkten nicht mehr Notwendig. Das sollte aber keinen hindern eine Oberleitung zu bauen.

Eine Kostenmäßig sehr günstige Oberleitung konnte ich mir ansehen und auch mit Loks befahren. Man sollte wissen, ich bin im FREMO und da wird etwas anders gebaut, keine Stationäre Anlage sondern Module. Auf einem solchen Modulteilstücke und Bahnhof wurde eine Vorbildgerechte Oberleitung mit Abspannung verbaut. Der Draht war auf Zug und beweglich an den Masten befestigt. Ist man mit seinen Wurschtelfinger oder der Hand in die Verspannung gekommen gab es keine Schäden, der Draht gab nach. Auch die Loks mit Bügel am Draht machten keine Probleme. Was an den Loks geändert wurde ist die Pantographenfeder, diese wurde so geschwecht, dass der Bügel den Draht nicht anheben konnte. Während dem Treffen gab zu keinem Zeitpunkt Probleme oder Störungen durch die Oberleitung.

Ich hatte bis dahin gedacht, dass man eine Modulanlage nicht mit Oberleitung ausstatten kann aber hier wurde der Beweis erbracht dass es geht und dann noch mit Bügel am Draht.

Die Maste waren zum Teil Eigenbau was kein großes Problem ist. Der Fahrdraht wurde in angelöteten winzigen Röhrchen am Mast geführt. Der Bau dürfte nicht länger dauern wie mit Industrieware, man muss genau arbeiten, aber das trifft auf alle zu.

Kinder es geht, traut euch.


Grüße von Kurt
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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#80 von DR POWER , 15.10.2019 21:26

Zitat von E-Lok-Muffel im Beitrag warum so selten "echte" Oberleitung ?


Im Übrigen muss auch einmal gesagt werden, dass "echte", d.h. funktionsfähige OL mit Strom drauf ein Märklin-spezifisches Phänomen ist. Die DC-Welt kennt keine echte OL, das war dort immer Attrappe und kein Hersteller ausser Märklin hat je E-Loks mit Stromabnehmern gebaut, die Ihren Namen verdient hätten. Selbst Märklin baut seit X Jahren keine neuen Modelle mit "funktionierenden" Pantographen, damit hat sich eigentlich die Diskussion über eine "echte" OL erledigt...




Hallo Uli

Aktuell sind alle neu erhältlichen Piko Elektrolokomotiven aus dem Classicnostalgieprogramm für den DC Betrieb auf Oberleitungsbetrieb umschaltbar.

Das trifft auch auf die im selben Programm erhältlichen AC Maschinen zu.

Liebe Grüße, Andre


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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#81 von Analogbahner , 15.10.2019 21:29

Ein Bild von diesen Details wäre nicht schlecht, besonders von den Masthaltern. Auf den meisten FREMO-Bildern im Netz kann man die Feinheiten gar nicht erkennen, weil doch meist die ganzen Module gezeigt werden. Aber wie ich schon sagte: eine echte Abspannung macht die Fahrdrähte flexibel.
Wird die OL generell bei FREMO immer so gehandhabt, oder war das die Lösung eines Einzelnen? Die wenigen FREMO-Module, die ich live gesehen hatte, waren ohne Oberleitung. Aber es gibt ja jede Menge Normen.


Gruß Analogbahner


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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#82 von tramspotters , 16.10.2019 00:28

Zitat von Schwanck im Beitrag warum so selten "echte" Oberleitung ?

Auf die Tatsache, dass eine Fahrleitung in allen diesen Aspekten sehr sorgfältig geplant, noch sorgfäliger errichtet und gespannt und am sorgfältigsten überprüft und gewartet werden muss, um einen echten sicheren Betrieb zu haben, wird kaum eingegangen. Dass das zuletzt Dargestellte, sehr viel Arbeit, Fleiß und Zeit, die man eigentlich zum Eisenbahnspielen auch braucht, kostet, wird weit weniger betont. Dass der 'normale' Mensch (der männliche besonders) von Natur aus die Bequemlichkeit liebt und in diesem Sinne 'faul' ist, ist auch bei uns im Modellbahnclub und bei mir zu Hause der wahre Grund dafür, dass der Bügel der Eloks unten bleibt. Gebt es doch endlich auch zu! Da fällt euch kein Stein aus der Krone (der Schöpfung)!



Ich glaube mit der Faulheit hast du nicht ganz unrecht. Für mich liest es sich nämlich auch so, dass hier die Oberleitung "kaputt geschrieben" werden soll.

Wer Angst hat, beim Eingleisen von Fahrzeugen die Oberleitung abzureißen, der ist ein Grobmotoriker. Da frage ich mich, was er für Modelle benutzt? Metallklumpen aus den 60er Jahre ohne Details?

Gruß, Guido


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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#83 von Schachtelbahner , 16.10.2019 12:01

Zitat

Ein Bild von diesen Details wäre nicht schlecht, besonders von den Masthaltern. Auf den meisten FREMO-Bildern im Netz kann man die Feinheiten gar nicht erkennen, weil doch meist die ganzen Module gezeigt werden. Aber wie ich schon sagte: eine echte Abspannung macht die Fahrdrähte flexibel.
Wird die OL generell bei FREMO immer so gehandhabt, oder war das die Lösung eines Einzelnen? Die wenigen FREMO-Module, die ich live gesehen hatte, waren ohne Oberleitung. Aber es gibt ja jede Menge Normen.



Details kann ich nicht zeigen, man erkennt sowieso nichts drauf. Die Abspannung ist auch kein Hexenwerk wenn man weiß wie es gemacht ist. Ohne echte Abspannung geht es wegen dem Modulbau nicht. Flexibel ist die OL immer. Die einzigen Unterschiede liegen in den Regionen und Epochen. In der Schweiz ist es eine andere Bauweise genau wie in Östereich oder den anderen Europäischen Ländern. Es gibt eigentlich keine Normung, das Vorbild und was gebaut wird bestimmt die Norm. Das einzige was genormt ist sind OL die dem Modul entnommen werden können um es herkömmlich zu nutzen. Da werden die Maste auf Aluprofile montiert und in Einbauprofile auf dem Modul gesteckt. Eine Möglichkeit die noch ziemich neu ist.

Dass die DC Welt keine echte OL bauen kann und das nur beim großen M so ist, ist der größte Blödsinn den ich je gelesen habe. Lieber Andre, dass es heute keine unter Spannung stehende OL mehr braucht sollte sich auch bis zu dir rumgesprochen haben, aber Bügel am Draht wird weiterhin gebaut und funktioniert.

Auf You Tube gibt es jede Menge Filme über FREMO Modultreffen, da ist bestimmt auch was mit OL dabei. Suchen müsst ihr selber.


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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#84 von DR POWER , 16.10.2019 14:19

Zitat


Dass die DC Welt keine echte OL bauen kann und das nur beim großen M so ist, ist der größte Blödsinn den ich je gelesen habe. Lieber Andre, dass es heute keine unter Spannung stehende OL mehr braucht sollte sich auch bis zu dir rumgesprochen haben, aber Bügel am Draht wird weiterhin gebaut und funktioniert.




Hallo Kurt

Ob die Oberleitung Spannung führen muss oder nicht, dazu hatte ich doch garnichts geschrieben.
Ich hatte nur auf den Beitrag von Uli geantwortet um ihm zu zeigen das es immer noch Modelle im DC Bereich gibt die mit Oberleitung funktionieren und das dies eben nicht nur ein Märklin Merkmal ist.

Liebe Grüße, Andre


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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#85 von oligluck ( gelöscht ) , 16.10.2019 14:33

Moin,
beim nachträglichen Überfliegen des Thread fällt mir noch ein weiterer Aspekt ein:
ich persönlich mag das Geräusch nicht, wenn das Schleifstück am Fahrdraht schubbert.
Deshalb werden alle Pantos in der Höhe fixiert.
Dass dort eine Lücke klafft, ist für mich ein akzeptabler Kompromiss, ich sehe es nur, wenn ich mit der Nase davor bin.

Kosten, Faulheit, Empfindlichkeit?
Diese Faktoren wichtet sicher jeder individuell, da kann es kein Patentrezept geben.
Genau so, wie ich an exponierten Stellen ausschließlich Weinert-Signale aufstelle, aber in der Masse gern auf bezahlbare Viessmann-(Form)Signale zurück greife, handhabe ich es auch mit der Oberleitung.
Irgendwer muss das Ganze auch bezahlen, und meine Zeit ist beschränkt.

Als ich noch analog fuhr, war ich ein Halbstarker mit chronischem Vakuum im Geldbeutel. An Oberleitung war nicht zu denken - den Schritt "funktionsfähig für mehrere Loks" habe ich folglich übersprungen.
Ist meine nicht elektrifizierte Oberleitung nun weniger "echt"? Wenn ja, dann ist es wohl so. Und mir eigentlich ziemlich schnuppe...

Viele Grüße,
Oliver


oligluck

RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#86 von Analogbahner , 16.10.2019 15:08

Für Teppichbahner mit fliegendem Aufbau ist eine fest verlötete Oberleitung ohnehin doof. Dort hat man eher die Wahl zwischen Fahren "oben" oder "unten" ohne Fahrdraht und abgebügelt mit Fahrdraht. Wenn nur Masten stehen, muss der Stromabnehmer ebenfalls fixiert oder eingeklappt werden, da die Schleifschiene sich in den Auslegern verfängt. Da die Fahrdrähte abgelängt und im optimalen Fall verlötet werden, ist eine OL auf dem Teppich kaum möglich, es sei denn, man klemmt die Drähte bloß ein. Sonst kann man sie kaum wiederverwenden. Außerdem ist OL auf dem Fußboden geradezu eine "Todesfalle".

Wenn motorisierte Stromabnehmer sich etabliert haben, wäre immerhin ein Problem aus der Welt. Ich hatte meine Stromabnehmer am Ende nämlich deshalb nicht oben, weil sie im Kopfbahnhof hätten gewechselt werden müssen. So fuhren die Loks in einer Richtung immer "falsch". Für ein gestelltes Standfoto war Hochklappen kein Problem, aber in der Bahnhofshalle kam ich nicht ran. Deshalb müssten eigentlich bei ganz vorbildgetreuem Fahren regelmäßig die Pantographen gewechselt werden.


Gruß Analogbahner


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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#87 von Anton_Zett , 16.10.2019 15:19

Zitat

Wer Angst hat, beim Eingleisen von Fahrzeugen die Oberleitung abzureißen, der ist ein Grobmotoriker. Da frage ich mich, was er für Modelle benutzt? Metallklumpen aus den 60er Jahre ohne Details?


Hältst du diese Aussage auch für Spur Z aufrecht?


Grüße
Anton

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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#88 von Emmentaler , 16.10.2019 15:21

Zitat

Wenn motorisierte Stromabnehmer sich etabliert haben, wäre immerhin ein Problem aus der Welt. Ich hatte meine Stromabnehmer am Ende nämlich deshalb nicht oben, weil sie im Kopfbahnhof hätten gewechselt werden müssen. So fuhren die Loks in einer Richtung immer "falsch". Für ein gestelltes Standfoto war Hochklappen kein Problem, aber in der Bahnhofshalle kam ich nicht ran. Deshalb müssten eigentlich bei ganz vorbildgetreuem Fahren regelmäßig die Pantographen gewechselt werden.



Kommt beim Vorbild aber auch auf den Betriebsablauf etc. an. Ich kenne einen Fall einer Privatbahn mit eher kürzeren Strecken mit viel hin und her im Guterverkehr, da hatte man immer den ganzen Tag den gleichen Panto oben.
An geraden Tagen Führerstand 2, an ungeraden der andere.


Meine Bahnbilder auf Flickr: https://www.flickr.com/photos/184625997@N03/


 
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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#89 von Analogbahner , 16.10.2019 15:46

Vielleicht hatten die Pantos Handkurbelbetrieb, weshalb der Immerzu-Wechsel zu mühsam war...


Gruß Analogbahner


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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#90 von Djian , 16.10.2019 17:56

Moin,

ich kann mich noch gegen Ende der 90er an die RB von Bremen nach Twistringen erinnern. Da fuhren noch 141 mit einer Mintling-Rotling-Mix Wendezuggarnitur. Die Lok hatte, egal ob die Garnitur geschoben oder gezogen wurde immer den zum Wagenverband zeigenden Panthographen oben. Vermutlich hat man es beim "Abfahren" der Loks nicht mehr sogenau genommen...

Und wenn wir mal ehrlich sind, "echte" Oberleitung gibt es nur in echt und damit meine ich 1:1. Den Begriff können wir uns für unser Hobby eigentlich schenken, denn wenn wir eines aus der Diskussion herauslesen können dann das: wir haben jeweils unsere Präferenzen und bei dem Rest müssen wir Kompromisse eingehen. Da gibt es kein richtig oder falsch, sondern nur ein, gemessen an den jeweiligen Bedürfnissen, praktikabel.

Irgendjemand hat gestern Abend geschrieben, er habe den Eindruck, die Oberleitung solle "kaputt geschrieben" werden. Nun, mich würde mal interessieren, wo derjenige das herausgelesen hat. Ich empfinde diese Diskussion als sehr sachlich und im Gegensatz zu manch anderer hier überhaupt nicht emotional aufgeladen und vom Streben nach Meinungshoheit geprägt. Die unterschiedlichen Präferenzen und deren Aufbau wurden beschrieben, oftmals mit Fotos, die Vorteile aufgezählt und die Nachteile, oder vielleicht auch Kompromisse (wie man es nennen will) offen benannt. Das gefällt mir sehr und deshalb von meiner Seite einen herzlichen Dank an alle, die sich (bis jetzt) beteiligt haben.

Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias


Bautagebuch: Sagau in Segmenten viewtopic.php?f=15&t=73059

Sagau: Ländliches an der Magistrale viewtopic.php?f=64&t=139007


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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#91 von tramspotters , 17.10.2019 00:31

Zitat

Irgendjemand hat gestern Abend geschrieben, er habe den Eindruck, die Oberleitung solle "kaputt geschrieben" werden. Nun, mich würde mal interessieren, wo derjenige das herausgelesen hat.



Moin Matthias,

das war ich.

Es wird so viel Wert darauf gelegt, dass Weichen langsam schalten, Kleineisen exakt nachgebildet sind, etc. aber Elloks fahren ohne Bügel am Draht. Mir fällt kein Grund ein, warum der Bügel nicht am Draht liegen soll.

Ich fahre ausschließlich mit Oberleitung, sowohl mit einem Einfachfahrdraht, als auch mit einer Hochkette. Alles vollständig selbstgelötet und gebaut, teilweise inkl. Masten. Was dabei kaputt gegangen ist, kann ich in den letzten 10 Jahren an einer Hand abziehen, meistens waren es Lötstellen, die sich gelöst haben, weil sie nicht sauber waren. Weder durch Entgleisungen, noch durch den Abbau der Module ist was kaputt gegangen. Es ist auch noch kein Stromabnehmer kaputt gegangen.

Ich weiß auch nicht, was der Nachteil von einer Oberleitung ist, außer dass es natürlich Geld und Mühe kostet.

Tschoe, Guido


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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#92 von Analogbahner , 17.10.2019 00:59

Es gibt z.B. auch keine Preiserleins, die Waggons an- und abkuppeln. Eine automatische Bügelkupplung ist nicht vorbildgerecht in Deutschland...

Also: Jeder Modellbahner zieht seine Grenze zum Vorbild, wo er es für richtig hält - und das ist gut so. Wenn sich jemand die Mühe macht, seine Oberleitung zu perfektionieren, so ist das seine Entscheidung. Man könnte dabei einwenden, dass der Fahrdraht mindestens so dünn wie ein Haar werden müsste, wenn es vorbildgetreu sein soll... Das gilt aber nur und ausschließlich für ihn, wenn er diese Entscheidung zu seinem Weltbild macht.

Andere Modellbahner haben diese Perfektion nicht, und das ist auch gut so. Perfektionsanspruch wächst nicht zwingend linear (wenn eines perfekt sein soll, muss auch alles andere perfekt sein), sondern ist selektiv. Warum sollte eine Moba nicht perfekt genug sein, wenn der Bügel nicht am Fahrdraht schleift? Die fehlenden oder vorbildwidrigen Millimeter haben wir beim Schienenprofil, bei der Wandstärke von Fenstern, bei Waggonabständen, bei Radien, bei Durchmessern von Geländern, bei Weichenwinkeln... usw., usw.


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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#93 von tramspotters , 17.10.2019 01:30

@Analogbahner:

Ja, jeder wie er mag. Aber wenn jemand den Anspruch hat, alles perfekt oder möglichst perfekt zu machen und gleichzeitig auf die Oberleitung verzichtet, so ist das ein Widerspruch.

Außer er verzichtet auch auf elektrische Triebfahrzeuge.


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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#94 von Analogbahner , 17.10.2019 01:51

[quote=Tramspotters]aber Elloks fahren ohne Bügel am Draht[/quote]

Ich hatte dich so verstanden, dass dieser fehlende Millimeter zum Draht (bei fixierten Pantos) nicht perfekt genug sei. Bei ganz heruntergeklappten Pantos sieht es tatsächlich etwas... äh... merkwürdig aus. Aber Gründe, warum dies so gemacht wird, gab es ja reichlich, und nicht alle waren „verwerflich“...

Ich habe mir erlaubt, einen Text von deiner Seite http://www.tramspotters.de/ zu zitieren. Der hat nichts mit OL zu tun, aber mit Vorstellungen. Jeder formt doch das Vorbild so stark, wie er mag...

Zitat
Hallo zusammen,

dieses Wochenende entstand die Düsseldorfer Kultbude, das Fortuna-Büdchen vom Rhein, im Modell.

Das Gebäude ist ein 3D Druck. Gebaut nicht nach Maßen, sondern an Hand von Fotos nach Gefühl Die Beschriftungen entstanden ebenfalls an Hand von Fotos auf 1:87 runterskaliert.

Im Modell steht es nicht am Rhein, sondern an einer Haltestelle.



Nebenbei: ist gut geworden! Den Standort Rhein vermisse ich nicht... Ist das Büdchen jetzt weniger perfekt?


Gruß Analogbahner


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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#95 von Uwe der Oegerjung , 17.10.2019 01:54

Moin zusammen

Seit dem 24 Dezember 1956 gibt es eine Modelleisenbahn mit dem Märklin- H0 System in meiner Familie

Im Jahr 1966 wechselte mein Vater auf Mittelleiter- Gleichstrom

Bis 1972 hatte wir nur Dampf- und Diesellokomotiven, in den folgenden 4 Jahren kaufte mein Vater sich die ersten E- Loks E 03/ E 18/ E 63

Diese wurden bis 1976 ohne Oberleitung gefahren und ab der Modellbahn Saison 76/77 wurde begonnen die Märklin Oberleitung auf der Anlage zu

installieren

Um die Roco E- Loks die mein Vater ab dem Sommer 1976 begonnen hatte zukaufen (E 91/ 110/ 111/ 112/ 116/ 117/ 144/ 144.5) einfach ohne den

Mittelleiter- Schleifer anzubauen müssen, fahren lassen zu können

Die Anlage ist seit 1996 nur noch "die Testanlage", im Jahre 2001 habe ich die Anlage um die digitale Steuerung erweitert

Die Oberleitung ist immer noch für die nicht digitalisierten Elektrolokomotiven notwendig

MfG von Uwe aus Oege


Modell/Spielbahner u. Sammler. Testanlage mit M-,K- u. C-Gleis.Modulanlage mit K- u. C-Gleis.
Fahre in H0 mit IB (DCC/MM2) oder analog mit AC oder DC.
H0 Strab.-, H0m/ H0e Klein- u. Feldbahn mit DC u. DCC
Schalten analog m. GBS.


 
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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#96 von Tenderschieber , 17.10.2019 07:08

Zitat

Ja, jeder wie er mag. Aber wenn jemand den Anspruch hat, alles perfekt oder möglichst perfekt zu machen und gleichzeitig auf die Oberleitung verzichtet, so ist das ein Widerspruch.


Wer hat denn den Anspruch? Alle? Ich nicht. Eine Modellbahnanlage ist nicht eine Baustelle, es ist eine große Sammlung von Baustellen. Wann soll man sie mit welchem Aufwand abarbeiten? Wann soll man fertig sein? Wer bezieht sein Einkommen, ohne dass er Zeit dafür aufbringen muss?

Unsere Vereinsanlage hat etwa 1km Gleis. Davon müssten sichtbar ungefähr 300m bespannt werden. Ja, wir werden es tun. Kann der Pantograph anliegen? Nein. Derzeit ist der Bügel unten. Kann man ihn fixieren? Sicher. Bei 200 Vereinsloks + 200 privaten Loks ist das etwas Arbeit. Zwei bis drei Leute sind mit dem Warten, Altern, Beladen, Einsetzen von Passagieren und Beleuchten beschäftigt, bei 400 Vereinsloks plus 1600 Wagen. Weitere acht bis zehn mit Landschaftsarbeiten. Von der Erstellung des perfekten Lattenzauns aus einzelnen Latten über Abteilzeichen und Verkehrsschildern – individuell für die Verkehrssituation erstellt – bis hin zu den aktuell vier Landschaftsbaustellen. Ein bis zwei beschäftigen sich mit der Anlagenelektrik. Dazu kommen Sonderarbeiten für die Umstellung auf DCC, angefangen bei der Planung, Testaufbauten, Erfassung der Lokschnittstellen etc.

Zusätzlich sind der Verein zu organisieren und die Räume in Schuss zu halten, auch wenn Regenwasser einbricht. Die Werkzeuge müssen gewartet werden etc.

Wo willst du all die Leute für die „perfekte“ Anlage hernehmen? Wir haben gar nicht den Anspruch, alles perfekt zu machen. Wir sind Betriebsbahner, ja, aber perfekt gestalten? Nein. Wir haben viele Quadratmeter Anlage, die vor Jahrzehnten entstanden und dem damaligen Stand des Modellbaus entsprachen. Heutige Ansprüche gehen darüber hinaus. Perfekt? Nein. Kein Anspruch.


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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#97 von Rollnitz , 17.10.2019 08:02

Hallo,

ein Aspekt kommt mir hier insgesamt zu kurz, die Lust und der Spaßfaktor, eine Oberleitung zu bauen! Die Modellbahnanlage sollte doch kein Pflichtprogramm sein oder in unerfreuliche Arbeit ausarten.

Als meine (erste) Anlage fertig war und ich die erste Roco-E 44 und E 94 sah und kaufte war der Startschuß gegeben, etwas neues auf der Anlage dazuzubauen. Das fand ich toll, die ersten Meter zu überspannen und zu schauen, wie es funktioniert! Und es macht mir heute noch Spaß, wenn der Pantograph an die Oberleitung andockt. Und beim Fahren an "unsauberen" Stellen etwas einnickt und ich sehe, wie der Pantograph einfedert.

Beim weiteren An/Ausbau der Anlage habe ich die Oberleitung gleich mit eingeplant, also die Masten vor dem Einschottern gesetzt. Aber auch als ich die gesamten Masten (weit über hundert) von Vollmer gegen die schönen filigranen Viessmann-Masten ersetzte: Das hat Spaß gemacht. Und es sieht gut aus. Was will ich mehr...

Gruß Roland


 
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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#98 von WiTo , 17.10.2019 10:44

Hallo zusammen,

Modellbahn ist ja bekanntlich immer ein mehr oder weniger großer Kompromiss. Dabei kann und soll jeder seine Prioritäten so legen können, wie er es für sich am Besten empfindet, denn unser Hobby soll ja in erster Linie Spaß machen.

Oberleitung nimmt hier wohl sicherlich einen ganz speziellen Stellenwert ein, weil sie doch etwas exotisches hat. Ihr genauer Aufbau ist nicht so ohne Weiteres zu durchschauen und anders als Schienen und Weichen braucht man sie nicht wirklich, um Züge fahren zu lassen.

Trotzdem habe ich mich immer für eine montierte Oberleitung entschieden, weil ich das Spiel des Pantographen am Fahrdraht während der Fahrt so faszinierend finde. Früher, als ich noch analog mit alter Märklinoberleitung unterwegs war, war es zusätzlich noch der im Dunkeln sichtbare Funkenflug, wenn der Fahrstrom über die Pantos entnommen wurde.

Mein persönlicher Kompromiss sieht heute so aus, dass ich die Oberleitung funktional einfach gehalten habe, also zum Beispiel auf Abspannmasten verzichte und eben einfach nur Fahrdrahtelemente aneinandergereiht von Mast zu Mast verlege, um eben eine Führung für die Pantos meiner Loks zu haben. Gut, ich habe versucht den Fahrdraht nicht zu biegen und in den Kurven lieber noch einen Seitenabzieher, anstatt eines zusätzlichen Mastes eingebaut. Und im Bahnhof habe ich den Fahrdraht mit 45 cm so lang, wie ohne Verspannung irgendwie möglich gewählt, damit es optisch nicht so gedrängt aussieht und an der Tunneleinfahrt habe ich die Systemhöhe reduziert, indem ich je einen Ausleger durch umlöten der Rohrhalter verkleinert habe. Aber das waren jeweils kleinere Bastelideen, die sich kostengünstig umsetzen ließen. Abspannmasten schlagen da schon eher zu Buche und sind halt eine Option für später.

Ich habe mich, wegen der schnellen Handhabbarkeit für die Viessmann-Oberleitung entschieden. Mit dem Lötkolben in unzugänglichen Ecken über den Gleisen rumhantieren ist nicht so mein Ding. Vor allem aber wollte ich im Bahnhofsbereich im Vordergrund Quertragwerke aufbauen und die gefallen mir von Viessman deutlich besser, als die Lösung von Sommerfeld.

Im nicht sichtbaren Bereich entlasse ich die Pantos, wo es geht, und fange sie später wieder ein. In diesem Video habe ich mal eine komplette Runde auf meiner Moba mit Blick auf den Stromabnehmer einer 150 von Märklin festgehalten.



Man kann dabei sehr schön das Spiel des Stromabnehmers sehen und auch erkennen, wie knapp es teilweise auch zugeht, dass der Panto nicht abrutscht. Als ich die Oberleitung aufgebaut hatte, habe ich als Referenz eine SBB Lok (Re 6/6) von Märklin genommen. Ich dachte mir. Lok nach Schweizer Vorbild = extrem schmales Schleifstück. Das sollte der richtige Maßstab sein. Später habe ich dann erfahren müssen, dass Roco und vor allem Piko ihren Loks nach DB Vorbild nocheinmal erheblich schmalere Schleifstücke spendieren, als Märklin das bei ihren schweizer Loks. flaster:

Ein Panto meiner Piko 193 hat sich dann tatsächlich an einer Stelle vom Fahrdraht gelöst und sich übelst verkeilt und entsprechend verformt. Dabei sind auch zwei der vier winzigen Federchen aus ihren Halterungen gesprungen. Aber mit Lupe und viel Geduld habe ich ihn wieder hin bekommen. Schaden an der Oberleitung ist keiner entstanden und dank der relativ flexiblen Bauweise der Viessmannoberleitung konnte ich durch kleinere Verrückaktionen einzelner Masten und minimalem Umhängen des Fahrdrahtes die Oberleitung so nachbessern, dass auch meine 193 nun fehlerfrei ihre Runden drehen kann.

Hier würde ich mir eine gewisse Einheitlichkeit bei der Schleifstückbreite wünschen. Muss es unbedingt absolut maßstäblich sein? Bei den Spurkränzen wird doch auch der Betriebssicherheit wegen bei der Großserie auf Maßstäblichkeit verzichtet! Es müssen ja nicht gleich solche Überbreiten, wie bei den alten Märklinloks aus den 80-ern sein, aber die aktuellen Pantos der Märklin-Einheits-E-Loks, finde ich sehr gelungen. Robust, funktional und optisch ansehnlich. Noch mehr würde ich mir jedoch einen geringeren Anpressdruck wünschen. Manche Pantos sind hier so stramm, dass sie längere gerade Fahrdrahtstücke schon mal in der Geraden zur Seite drücken, wenn die Fahrleitung nicht nach oben ausweichen kann.

Ich hoffe, mein Beispiel gefällt euch ein wenig. Für mich gehört eine Oberleitung mit anliegenden Pantos zur MoBa irgendwie dazu. Es muss nicht bis ins feinste Detail ausgestaltet sein, aber bei "oben ohne" fehlt mir optisch irgendwie etwas.

Liebe Grüße

Thomas (WiTo)


Meine Anlage:
https://www.stummiforum.de/viewtopic.php?f=64&t=121964

Computer hat man, um Probleme zu lösen, die man ohne Computer nicht hätte (für Modellbahnanlagen gilt sinngemäß das Gleiche).


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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#99 von tramspotters , 17.10.2019 12:12

@Analogbahner:

Also der Vergleich mit dem Büdchen hinkt jetzt aber schon etwas

Natürlich sieht es besser aus, wenn der Panto 1mm unter dem Draht ist, als wenn die Lok komplett abgebügelt ist. Aber wenn man sich die Mühe macht, die Oberleitung zu bauen, warum dann nicht direkt richtig? Ich weiß nicht, was da für Mythen kursieren, aber eine Oberleitung zu bauen ist kein Hexenwerk. Ich habe den Eindruck, dass irgendwann mal jemand geschrieben hat, dass Oberleitungsbau was ganz schwieriges sei und daher es keiner macht

Jeder so wie er mag.

Bei Minashima (Japan in Spur N) ist die Oberleitung auch nur ein Gummifaden, an dem natürlich kein Panto anliegt. Aber es sieht ganz ohne einfach nur blöd aus.

Peace bitte

@WiTo:
Ja, die Federn für Pantos sind nahezu alle zu stramm. Die Hälfte der Stärke würde locker reichen.


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RE: warum so selten "echte" Oberleitung ?

#100 von Djian , 17.10.2019 15:48

Moin Trainspotters,

ich bin ja der Meinung, dass es in Bezug auf die Modellbahn das "Richtig" nicht gibt. Es gibt nur individuelle Vorlieben. Und wenn die Vorliebe ist die Oberleitung möglichst filigran zu bauen, dann kann sie für anliegende Panthos nicht hinreichend stabil sein. Dann besteht der Kompromiss darin, die Panthos auf eine bestimmte Höhe zu fixieren. Ich habe da zwar, wie du, eine andere Vorliebe, kann aber kein "falsch" darin erkennen, sondern nur ein "anders". Und das ist ok!
Thomas hat es so schön benannt: die MoBa soll in erster Linie Spaß machen. Ich möchte anfügen in zweiter, dritter, vierter, usw. Linie auch. Und es gibt meiner Ansicht nach in Bezug auf unser Hobby nichts unentspannteres als in Hab-Acht-Stellung lauernd auffzupassen, dass nicht irgendwo ein Unglück passiert. Zufriedenheit ist immer das Resultat der, an den individuellen Vorlieben, Ansprüchen und Fähigkeiten gemessenen, Kompromisse.
Wer es anders halten will, der soll es tun. Aber nicht werten! Wir können hier unterschiedliche Anregungen geben und dem Unentschlossenen Mut machen, sodass jeder Interessierte ein paar Varianten zum ausprobieren hat und sich das für ihn Geeignetste heraussuchen kann. Wenn das dabei herauskommt, dann hat dieser Faden sein Ziel erreicht.

Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias


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