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Wiederauferstehung einer alten BR 01 mit Sound in 4 Akten
Moin moin,
wie ich vor einiger Zeit schon mal fallen gelassen hatte, wollte ich mich um eine alte Minitrix 12076, BR 01 234, kümmern.
Die Lok hatte ich vor einem Jahr bei ebay als "Vitrinenmodell, Top-Zustand, in OVP, aus Nachlass" für schmales Geld ersteigert. Die Detail-Fotos waren vielversprechend. Nach dem Erhalt kam sie sofort aufs Analog-Testgleis, fuhr 1 cm vorwärts .... stellte sich vorn etwas auf und blockierte. Nach genauerer Inspektion stellte sich heraus, dass beide Haftreifen auf den Treibrädern fehlten und diese gegeneinander versetzt waren. Offensichtlich war jemand versucht gewesen, neue Haftreifen zu montieren, und hat dabei kein glückliches Händchen gehabt.
In Anbetracht der Beschreibung des Verkäufers und dass er sie nicht zurück haben wollte, da er nur Erbe ist und nichts mit Modellbahn am Hut habe, hatte er die Rückerstattung des Großteils des Kaufpreises angeboten, so dass mich die Lok letztendlich 13 € gekostet hat. Dafür wanderte sie erst mal für ein Jahr in die Vitrine.
Nun war es so weit, dass ich die Lust hatte, mal zu sehen, was man aus so einem Teil noch machen könnte. Angedacht war eine Wiederauferstehung in 4 Akten, wobei der nächste nur folgen sollte, wenn der vorhergende erfolgreich sein sollte .....
1. Akt: Getriebe, Steuerung Haftreifen
Vorab gesagt: Vor 6 Jahren, als ich wieder mit der Modellbahn angefangen hatte, hätte ich mich da nicht ran getraut. Aber was für einen Schaden sollte ich schon bei einer Lok für 13 € anrichten können? Also versuchte ich erst mal die Treibräder gegeneinander auszurichten, allerdings ohne das Gestänge dafür abzunehmen, das war mir noch zu suspekt. Und nachdem die Getriebeplatte gefühlt zwanzig Mal demontiert war und Zahnräder gegeneinander versetzt wurden, ließ sich die Lok widerstandslos vor- und zurück schieben und alle Zapfen aller Treibräder hatten bei jeder Radstellung etwas Spiel in der Kuppelstange.
Jetzt fehlten noch die Haftreifen, die ich auch wechseln wollte, ohne die Steuerung zu demontieren. Erst beim zweiten Blick erkannte ich, dass es sich bei den Zapfen nicht um Nieten, sondern um Schrauben mit einem Sechskantkopf handelte. Also keine Gewalt, um diese nicht abzureißen. Letztendlich habe ich mir schnell aus einem Rest Hart-Alu einen kleinen Maulschlüssel mit einer Schlüsselweite von 1,93 mm gefräst. Seltsames Maß. Damit ließen sich die Schrauben dann auch sehr gefühlvoll lösen und später wieder anziehen ...
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2. Akt: Provisorische Digitalisierung und Fahrtest mit altem Motor
Zuerst kamen wieder die schon bekannten, zu LED umgebauten Stirnlämpchen. Wenn man schon mal dabei ist ...
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... und ein provisorischer DH10C, um überhaupt erst mal zu sehen, wie sich die Lok digital verhält ...
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Viel hatte ich von dem alten Motor dieser Bauweise nicht erwartet, aber seht selbst ...
Man liest ja immer wieder, dass bei den alten Minitrix die Getriebe so furchtbar knarzen und das meist nicht in den Griff zu bekommen ist. Hier hört man es besonders bei Rückwärtsfahrt und sieht auch, wie das "Getriebe" regelrecht hakt. Aber nach meinen Erfahrungen bei mittlerweile 3 Loks, ist nicht das Getriebe daran Schuld, sondern ein axial ausgeschlagener Motor. Die Anker sind axial nicht richtig abgestützt und fressen sich langsam in die Gehäuse ein. Hier bei der BR 01 schleift und verhakt sich der hinten liegende Kollektorring am Motorgehäuse, wenn der Anker bei Rückwärtsfahrt von der Schnecke nach hinten gedrückt wird. Der nächste Akt wird es zeigen.
3. Akt: Coreless Mini MotorFür die BR 01 habe ich einen Coreless Mini Motor von Sven (Tramfabriek) geordert, da nur er zur Zeit den 0816SL mit passend längerer Welle im Angebot hat. Dazu eine Antriebsschnecke M0.4, 4 mm Durchmesser und einen bewusst großen Motorhalter 10x18x19 mm ...
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Der Motorhalter wurde senkrecht verbaut und unten 1,25 mm abgefräst, so dass die Schnecke eine Eingriffstiefe von 2/3 der Zahnhöhe hat. Oben musste der große Halter viel Material lassen, um gerade noch so unter das Lokgehäuse zu passen. Dadurch ist er eigentlich schon fixiert, wurde aber trotzdem noch mit ein paar kleinen Punkten Gel-Sekundenkleber gesichert. So ist die Verdrahtung angenehmer ...
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Nun zum Fahrtest mit dem neuen Motor ... und es knarzt nichts mehr ...
4. Akt: Umbau zur Sound-LokHier noch mal die Einzelteile des Tenders. Das alte Gewicht muss weichen und wird später ersetzt. Die Pseudokohle des Tendergehäuses habe ich ausgefräst. Die ominöse Stromführung mittels der Platine mit Druckfeder und Schrauben flog auch raus, die 2 mm Höhe davon kann ich gut gebrauchen ...
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Das Kontaktblech für die Stirnlampe wurde von der Platine abgelötet, gekürzt, neu gebogen, und mit 2-Komponentenkleber auf dem Chassis aufgeklebt. Damit die Lampe dann noch wechselbar bleibt, musste ihr Loch im Zinkdruckguss vorher noch auf ein nach oben offenes Langloch aufgefräst werden. Der erhöhte Rand um das Schraubloch wurde abgeschliffen ...
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Von der ehemaligen Schraube zur Befestigung des Tendergehäuses, ist ein praktisches Loch im Boden zurück geblieben, welches ich zur Stromabnahme von den Tenderachsen genutzt habe. Direkt an die Radschleiferbleche angelötete Litzen wurden durch dieses nach oben gezogen ...
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Wenn es platzmäßig irgendwie geht, verwende ich bei Sounddecodern gern eine Next18 Schnittstelle, was die ganze Verdrahtung irgendwie angenehmer macht ...
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Kontrolle des Sitzes der Verkabelung und der verbleibenden Höhe bei eingesetztem Decoder ...
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Als Lautsprecher habe ich erstmals den etwas größeren D&H LS1511S mit selbstklebender Schaumstoffabdichtung genommen. Mit der Handhabung bin ich sehr zufrieden, kein fummeliges Verkleben mit einer Schallbox und auch der Frequenzumfang ist so nicht zu bemängeln, auch nicht im unteren Bereich, der ja gerade bei Dampfloks wichtig ist. Der LS wurde direkt auf ein 1 mm starkes PS-Plättchen geklebt ...
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... welches wiederrum im Tendergehäuse unter den Kohleaufsatz geklebt wurde. Der LS passt gerade so knirsch in den Kohleaufsatz ...
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Für den noch zu fertigenden, neuen Kohleaufsatz, wurden noch ein paar kleine Abstandsstückchen eingeklebt, damit er nicht auf dem LS zu liegen kommt ...
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Damit ist der Einbau des Sounddecoders abgeschlossen. Nun muss noch das fehlende Gewicht ausgeglichen werden. Neben Decoder und mit Kleber gesicherten Kabeln, Chassis und LS-Platte, sind an den Seiten noch jeweils 6 x 27 x 2,5 mm Platz. Dafür habe ich 1 mm starke Bleiplatten mit knapp 6 x 27 mm zugeschnitten ...
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... und an den Seiten des Tendergehäuses eingeklebt ...
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Zum Schluß wurde noch ein neuer Kohleeinsatz aus 0,5 mm PS gebastelt, der stramm im Kohleaufsatz sitzt und nicht eingeklebt wird. Er wurde dann noch schwarz angemalt und in einer mentalen Entspannungssitzung
einzeln mit Kohlen von Busch beklebt, so dass der Schall durch die Freiräume zwischen den Kohlen nach außen dringen kann ...
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Die fertige und einsatzbereite BR 01 am Hbf von Dudelburg ...
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... und ein abschließendes Fahrvideo ...
Nach dem Ergebnis dieser Bastelei, die erste von mir mit einer Dampflok, steht für mich fest, dass mein Fuhrpark in Zukunft nur noch auf diese Weise wachsen wird. Die älteren Loks sind robust, durch ihr hohes Gewicht kontaktfreudig, nicht verbastelt und dadurch leicht zu reparieren. Die Gesamtkosten für diese BR 01 mit Sound betrugen übrigens gerade mal 113 €.
Gruß Dietmar