Lange aufgeschoben (ich weiß jetzt wieder warum ), aber jetzt hab ich doch mal die letzten Verfeinerungen der Oberleitung gestartet. Eine Warnung direkt vorweg: Wer ebenfalls solche Details plant, sollte sie direkt beim Baubeginn der OL umsetzen – das erleichtert den Bau doch erheblich. Für mich kam diese Erkenntnis leider (zu) spät …
Ich habe beispielhaft mein E-Lok-Aufstellgleis 44 "abschaltbar" dargestellt. Dazu muss der Fahrdraht „getrennt“ werden. Der Fahrstrom wird über einen Mastschalter an der Mastspitze zu- und abgeschaltet. Der Schalter hat einen Antriebskasten unten am Mast, der über eine lange Stange mit dem Schalter verbunden ist. Die beiden Isolatoren des Schalters sind mit dem Fahrdraht des abschaltbaren Gleises bzw. mit einem dauernd Strom führenden Fahrdraht verbunden. Schalterquerleitungen ermöglichen Stromabgriff und -zuführung an den Drähten. Soweit zur Theorie.
Den „normalen“ Fahrdraht-Trenner 153 von Sommerfeldt wollte ich nicht verwenden – er hat nur entfernte Ähnlichkeit mit dem Vorbild. Und den wesentlich gelungeneren Trenner 139 konnte ich nicht verwenden, weil er direkt mit der Profi-Fahrleitung geliefert wird (und ohnehin ausverkauft ist). Also hab ich den Trenner 70221 von Märklin genommen:
Für den Einbau dieses Trenners sollen lt. Märklin-Anleitung Fahrdraht und Tragseil nicht nur getrennt werden, sondern es soll jeweils ein Stückchen entfernt werden. Bei der Märklin-/Viessmann-OL mag das ja angehen; für meine Sommerfeldt-OL, die natürlich abgespannt ist, war mir das nicht geheuer.
Ein erster Versuch: Nur der Fahrdraht wird getrennt, das Tragseil nicht. Der Isolator wird stattdessen längs geschlitzt und auf das Tragseil aufgeklipst. Der Trenner hat original zwei Sackbohrungen zur Aufnahme des Fahrdrahts. Aus denen habe ich eine durchgehende Bohrung mit 0,8 mm Durchmesser gemacht. Die Laufrolle lässt sich mit einem Messer oder feinem Seitenschneider halbieren. Dann wird der Trenner mit Sekundenkleber so fixiert, dass die Fahrdraht-Schnittstelle in seiner Mitte sitzt.
Das hat zwar geklappt; aber ich kann diese Verfahrensweise nicht wirklich empfehlen: Die Geschichte hält zwar, aber ob auch dauerhaft, weiß ich noch nicht.
Edit 17.8.22: Ich hatt's ja geahnt - Fahrdraht durchschneiden ist bei gespannter Sommerfeldt-OL keine gute Idee. Die Klebung hat nicht gehalten. Langsam, aber sicher wurde die Drahtenden an der Schnittstelle auseinandergezogen. Die Schnittstelle war zwar nicht zu sehen, da innerhalb des Trenners. Umso deutlicher war dafür zu sehen, dass sich der rechts des Trenners befindliche Fahrdrahthänger immer mehr von seiner senkrechten Lage entfernte.
Zum Glück konnte ich das betroffene Fahrdrahtfeld ausbauen. Der Trenner wurde bis zum "schrägen Hänger" nach rechts verschoben. Der Schnitt im Fahrdraht war inzwischen zu einer Lücke von 2 mm geworden . Also habe ich zunächst das Drahtfeld wieder zurechtgebogen: Lücke weg, Hänger wieder senkrecht. Dann habe ich ein etwa 12 mm langes Stück Sommerfeldt-Draht so aufgelötet, dass es die Schnittstelle überbrückt:
Danach konnte der Trenner wieder nach links verschoben werden. Nun ist der Fahrdraht wieder so stabil wie vorher, und die kleine "Pfuschreparatur" sieht man auf der Anlage nur, wenn man weiß, dass sie da ist ...
Also Plan B: Auch der Trenner wird geschlitzt, und zwar unterseitig (natürlich muss die braune Drahtführung auch hier zuerst durchgängig aufgebohrt werden) – zwar etwas fummelig, hat aber funktioniert: Der Trenner ließ sich auf den Fahrdraht aufklipsen, der seine Stabilität dadurch uneingeschränkt behält.
Der Antriebskasten des Mastschalters ist beim Original mit zwei Winkelprofilen am Mast befestigt. Der Einfachheit halber habe ich Blechstreifen verwendet. Problem: Diese zwei Blechstreifen-Stückchen müssen in bestimmter Höhe, in bestimmtem Abstand zueinander und natürlich waagerecht montiert werden. Und dann muss auch noch der Kasten darauf befestigt werden – in der richtigen Höhe, mittig und bitteschön senkrecht. Das ist schon Fummelei, wenn man den Mast in der Hand hat – bei meinen fertig eingebauten Masten sah ich da keine Chance.
Meine Lösung dieses Problems: Ein „Geister-Kastenträger“ !
Die Sommerfeldt-Masten bestehen aus 4 Holmen (Winkelprofile) und Diagonalstreben, die hinter diese Holme geschweißt sind. Die Holme bilden daher einen Vorsprung (in Materialdicke).
Ich brauchte Träger für 4 Schalter-Antriebe, zwei für 200 mm-Masten und je einen für 160er und 140er Masten. Also habe ich aus durchsichtigem Kunststoff (von einer Blisterverpackung) trapezförmige Streifen geschnitten, die, auf den Mastfuß aufgesetzt, genau den Zwischenraum der Holme ausfüllen:
Darauf habe ich nun die Blechstreifen (2 mm breit für den großen Mast, 1,5 mm für die beiden kleineren) geklebt, die jeweils 2 mm beidseits überstehen.
Der rechte Träger für den großen Mast hat keinen elektrischen Antrieb, sondern einen Handschalthebel – damit wird das Ladegleis abgeschaltet. Der Hebel entstand aus Messingdraht; der rote Punkt (auf einem Träger aus 1,5mm Blechstreifen) markiert die Schalterstellung „Ein“. Im Original ist dieses Wort auf den Punkt geschrieben – darauf hab ich verzichtet (der Punkt hat ganze 2 mm Durchmesser).
Die Schaltkästen bestehen aus grau angestrichenen Holzstückchen. Diese haben auf der Rückseite eine durchgehende Nut, die die Antriebsstange aus 0,7 mm-Sommerfeldt-Draht aufnimmt. Unten ist eine 1,2 mm-Bohrung angebracht für das Anschlusskabel.
Nach dem Lackieren der Streifen mit Sommerfeldt-Grün wurden die Schaltkästen mitsamt Anschlusskabel aufgeklebt.
Der Geisterträger wird auf den Mast geklebt. Dazu wird Klebstoff auf die 4 Blechstreifen-Enden und auf die hinter dem Träger liegenden Diagonalstreben des Masts aufgetragen. Und das nächste Foto zeigt, dass der Trick funktioniert: Der Kasten sitzt sauber, wo er soll – und der Kunststoffträger ist so gut wie unsichtbar.
Der rote Pfeil zeigt auf eine der Führungs- bzw. Halterungsattrappen für die Antriebsstange. Auf der Anlage ist davon nix zu sehen – bei den übrigen Mastschaltern werd ich diesen Gimmick gleich weglassen.
Der Mastschalter (Sommerfeldt 163) und die Träger für die Schalterquerleitung (Sommerfeldt 165) mussten nur leicht modifiziert werden. Dabei habe ich mich an einem Originalbeispiel vom Bahnhof Köln-Longerich orientiert:
Anmerkung zu Sommerfeldt 163: Die Packung enthält einen Doppelschalter (wie auf der Website abgebildet) und einen Einzelschalter. Letzterer kommt hier zum Einsatz.
Am Schalter habe ich die untere Zuführung und die Erdungsklemme abgeschnitten (letztere wird nur bei Ladegleisen benötigt). An dem schalterseitigen Träger musste der senkrechte Leitungsstützpunkt für den beweglichen Isolator des Schalters ergänzt werden. Träger und Stützpunkt wurden ebenfalls grün lackiert. Komplett sieht das dann so aus – rechts der eingelötete Stützpunkt:
Hier nochmal der komplette Mast in Seiten- und Frontansicht ...
… und zum Abschluss noch ein Blick aus der Vogelperspektive.
Gruß Rainer