Hallo.
Ich mag diese Praxis der künstlichen Verknappung auch gar nicht. Ich habe noch nie etwas "vorbestellt" und werde das auch nie tun, Punkt!
In anderen Branchen wird aber auch immer mehr bei der Qualität gespart. Als Beispiel... Ich habe neulich erst ein neues Objektiv für meine Nikon DSLR bekommen (ebenfalls ein schrumpfender Markt, genau wie die Modellbahn). Das fühlt sich überhaupt nicht mehr an wie ein Nikon Objektiv so wie ich es kenne. Alles Plastik und eher gefühlt unsolide. Nur, das Wichtigste dabei, die Bildqualität ist hervorragend. Dabei, nicht ganz unwichtig, hat Nikon die Kosteneinsparungen aber an die Endkunden weiter gegeben. Ein Ultra- Weitwinkel Objektiv wie das, was ich gekauft habe, gab es vor 20 Jahren nicht oder kaum unter 1000€. Damals völlig unrealistisch, sich so etwas anzuschaffen, auch wenn man es 30++ Jahre lang nutzen kann. Heute kostet das Objektiv, das ich mir gekauft habe nur noch gut 1/5 dessen, was man damals dafür hätte bezahlen müssen. Der Effekt ist, nun habe ich mir so ein Objektiv zum ersten Mal in meinem Leben gekauft, was ich sonst garantiert nie gemacht hätte.
Für mich habe ich die Konsequenz gezogen, einfach nichts Fertiges mehr für die Moba zu kaufen (zumindest nichts "Deutsches", Erklärung später), sondern alles selbst zu bauen. Außer Decodern/RC- Empfängern, Radsätzen, Kupplungen und Motoren/Getrieben (ggfs. auch in Form von gebrauchte, möglichst beschädigten, weil billigeren, H0 Loks bzw. Fahrwerken) kaufe ich höchstens noch ein paar Schienenprofile (bzw. altes Flexgleis). Alles andere baue ich selber. Früher, zu H0 Zeiten habe ich auch blind vor mich hin gesammelt und auch damals wurde schon mäßige Qualität für übermäßig viel Geld verkauft. Das ist also nicht wirklich ein neues Problem. neu ist lediglich, das heute einfach das Angebot so knapp gehalten wird, das man keine Chance hat, etwas zu "erwischen" wenn man es mal nicht gleich kaufen kann, weil es gerade nicht passt.
Später bin ich zur Spur 0 gewechselt, zu Zeiten, als ich noch "normal" verdient habe. Hier bin ich zum ersten Mal mit dieser künstlichen Verknappung in Berührung gekommen, denn in Spur 0 ist das so schon seit Jahrzehnten Gang und Gäbe. Da mit zunehmendem Alter die Hände und Augen (jedenfalls bei mir) sowie der gesundheitliche Zustand immer schlechter werden, konnte ich nicht auf eine kleinere und damit zunächst mal etwas günstiger Spurweite zurück. So hatte ich mich für Jahre komplett von der Modellbahn verabschiedet, einfach weil mir das Zeugs viel zu teuer geworden ist.
Ich hatte vor 10 Jahren das Doppelte von dem, was ich heute habe als Netto- Einkommen zur Verfügung, kann aber aus gesundheitlichen Gründen den "alten" Job nicht mehr ausüben und generell nur noch Teilzeit arbeiten. Die Kosten für Miete, Strom, Lebensmittel usw. sind seitdem aber stetig gestiegen. Das schlägt sich natürlich dementsprechend im verfügbaren Budget nieder.
Wenn ich noch mal was "Fertiges" kaufe (in aller Regel Bausätze, deswegen fertig in ""), dann meist in UK. Dort sind die Preise verglichen mit den deutschen Preisen geradezu paradiesisch niedrig. Eine kleine, dreiachsige Dampflok vom größten deutschen Spur 0 Hersteller kostet 1000€, Digital und mit Sound. Eine kleine, dreiachsige Dampflok vom größten englischen Spur 0 Hersteller kostet 300 GBP, also ca. 350€, ebenfalls Digital und mit Sound. Daneben gibt es die Lok aber auch Analog mit Schnittstelle, für 200 GBP... Da ich Sound sowieso nicht leiden kann, müsste ich also für die englische Lok 250€ plus 40€ für Decoder und Puffer, also zusammen weniger als 300€ bezahlen. Statt den 1000€ in Deutschland. Es gibt deutlich weniger Engländer als Deutsche, auch die generelle Anzahl der englischen Modellbahner ist kleiner als die der Deutschen (auch wenn es in UK anteilsmäßig mehr Spur 0 Bahner gibt als in DE). Trotzdem kann der Hersteller gut von den Verkäufen leben, auch mit den radikal niedrigeren Verkaufspreises. Produziert werden beide Loks "natürlich" in China. Daher kann dieser horrende Preisunterschied nicht her rühren...
Deswegen kaufe ich niemandem hier mehr ab, das die Preise solche Mondpreise sein müssen. Glaube ich einfach nicht.
Aber das Meckern liegt mir nicht. ich kaufe den überteuerten Kram einfach nicht mehr, basta. Ich habe mir statt dem nächsten, viel zu teuren Personenwagen lieber einen 3D Drucker gekauft. Und der zweite fiktive Personenwagen wurde in einen Lasercutter "umgewandelt"... Zusätzlich habe ich mir ein Thema ausgesucht (genauer "erfunden") bei dem ich meiner Kreativität freien Lauf lassen kann und mir niemand vorschreibt, was ich wie zu machen habe. Deswegen ist es Schmalspur 0e geworden und meine Anlage ist auf einer (fiktiven) Insel in der Karibik angesiedelt. Hier bin ich der Bahnchef und Herrscher in Personalunion und bestimme, was, wie und wo gefahren wird.
Modellbahn ist ein Hobby und soll Spaß machen. Ich habe, nachdem ich mich anfangs quasi notgedrungen auf das Selber machen eingelassen habe, feststellen müssen, das mir die Modellbahnerei auf diese Art ungleich mehr Vergnügen bereitet... Das Basteln an alten Magic Train Fahrzeugen macht viel Spaß, zumindest hat es das mal. Auch hier sind die (Gebraucht-) Preise förmlich explodiert. Vor 5 Jahren habe ich noch 5€ für einen MT Wagen bezahlt, in gutem oder gar neuwertigen Zustand. Heute, nur 5 Jahre später, werden teilweise schon 50€ verlangt. Als Bastel- Grundlage indiskutabel teuer. Dafür könne sie das Kram verkaufen, an wen sie wollen. Aber ganz sicher nicht an mich...
Das konstruieren in 2D und 3D und vor allem die fertigen Ergebnisse für "einen Appel und ein Ei" dann vor mir zu sehen, ist einfach unbeschreiblich und lässt sich mit dem Genuss, ein fertiges Modell aus der Packung zu nehmen, überhaupt nicht vergleichen. Eine ganz andere Qualität des Genießens. Der erste Zug, den ich komplett selbst hergestellt habe, ist ein Zuckerrohr- Loren Zug bestehend aus 6 Loren. Der ganze Zug hat mich 12€ für die Radsätze, 12€ für die Kupplungen und etwa 5€ für das Harz gekostet (incl. Drucker- Verschleiß und Abschreibung kalkuliert). Eine solche Lore (in 1:45) kostet mich also unter 5€... Das Herzklopfen beim Anblick des vollständigen Zuges auf dem Rohbau meiner Anlage, unbezahlbar...
Da die Loren aus bereits fertig und kostenlos verfügbaren Druckdateien hergestellt wurden, ist nicht mal viel Arbeitszeit angefallen. Das hat jemand anders erledigt. Aber ich konstruiere auch selbst Fahrzeuge. Aktuell sitze ich an einem "Universal" Wagen- Fahrwerk für 0e, das in 2 Teilen aus dem 3D Drucker kommen und mit selbst hergestellten Drehgestellen bestückt werden soll. Darauf soll dann alles Mögliche an Aufbauten für Güter- und Personen- Wagen nach und nach hinzukommen, so das ich quasi "am Fließband" meine 0e Wagen selbst herstellen kann, wie ich sie gerade benötige... Diese Wagen werde dann etwa 7-8€ pro Stück kosten., da ich statt 2 nun 4 Radsätze und ggfs. etwas mehr Harz dafür benötige... Auch das Konstruieren am PC ist für mich Teil des Hobbies und bereitet mir ebenso großes Vergnügen wie hinterher die gedruckten Teile zu einem funktionsfähigen Modell zusammen zu fügen.
Natürlich sind das keine Preise, zu denen ich die Sachen "gewerbsmäßig" verkaufen könnte, aber der Produktionsweg ist ja auch nicht gerade "gewerbsmäßig". Wie teuer so etwas bei gewerbsmäßiger Herstellung sein müsste, kann ich schlecht beurteilen. Aber einer meiner bevorzugen Produzenten aus UK verkauft vergleichbare 0e (oder 0n30, wenn euch das lieber ist) Bausätze so für ca. 15 GBP, also grob das Doppelte, das ich bei eigener Herstellung bezahlen muss. Dabei schafft er es obendrein auch noch, (völlig legal) Steuer- und Zollfrei nach Deutschland zu liefern, trotz Brexit.
ich kann nur jedem empfehlen, mal einen Schritt zurück zu treten und darüber nachzudenken, was einem wirklich Spaß am Hobby bereitet. Vielleicht ergeben sich dann plötzlich völlig andere Perspektiven und man verliert die Abhängigkeit von den Herstellern. Und man muss nicht "zähneknirschend" all das hinnehmen, was einem die Hersteller so vorsetzen.
Dann können einem diese künstliche Verknappung und exorbitant hohen Preise plötzlich völlig egal sein und das Leben wird wieder schön ...