Liebe Stummis,
erstmal vorweg: ich habe nicht vor, diesen Plan in die Tat umzusetzen, es war mehr ein Gedankenexperiment.
Die Prämissen:
Ziel war es, auf möglichst kleinem Platz einen Bahnhof einer Nebenbahn als Regalanlage zu entwerfen, der Rangierspaß erlaubt, ohne dass dazu Erweiterungen notwendig sind. Ich finde ja die Anlagen aus dem Minimax Thread (RE: MiniMax Bahnhöfe und Anschließer) echt super, aber für mich haben diese Entwürfe einen Schönheitsfehler: die Weichen für die Umfahrungen befinden sich meist direkt an der Modulkante. Das ist auch absolut in Ordnung, wenn man diese Bahnhöfe als Module entwirft, an die dann auch an einem oder beiden Enden Streckenmodule angeschlossen werden. Aber als Einzelmodul, als bespielbares Fotodiorama funktionieren sie eben nicht auf den vorgegeben 2x0,4m.
Geplant habe ich in H0 mit RocoLine Gleisen für Rollmaterial, das auch in Ep4+ zum Einsatz kommt. Wer das Ganze in H0e, TT oder gar N umsetzt spart natürlich noch deutlich an Platz, ebenso wer kürzere (und damit steilere, also keine Empfehlung dafür) Weichen einsetzt oder deutlich kürzere Waggons und Lokomotiven einsetzen möchte.
Der Plan:
Der Bahnhof besteht aus einem Haupt- und Bahnsteigsgleis, einem Umfahrgleis, das direkt am Empfangsgebäude verläuft und zwei Stumpfgleisen für den Güterverkehr. Die Verlängerung vom Umfahrgleis nach links führt zum Güterschuppen, vom Hauptgleis zweigt noch ein langes Ladestraßengleis mit einer Verladerampe und einem Bockkran ab. Rampe und Kran dienen hauptsächlich dazu, die Ladestellen für das Rangierspiel zu markieren und können auch weggelassen werden. Schematisch entspricht der Bahnhof dem realen Bahnhof St. Martin bei Weitra (und wahrscheinlich noch ein paar anderen anderen, die ich nicht kenne): http://www.sporenplan.nl/html_de/sporenp...gerungs_8x.html - lediglich das Schuppengleis ist auf der anderen Seite angeordnet.
Die Gleislängen reichen aus, um einen Waggons mit einer Gesamtlänge von 70cm gerade noch umfahren zu können. Damit gehen sich 2 Silberlinge, 3 Umbauwagen oder 4 Donnerbüchsen aus. Wer den Bahnhof als Kreuzungsbahnhof konzipiert muss einen Waggon abziehen, weil dann auch noch die Lokomotive zwischen den Weichen des Umfahrgleises Platz haben muss. Andererseits: das Umsetzen eines Personenzuges ist jetzt auch nicht das allerspannedste im Alltag eines Modellbahners, daher kommen wir nun zum Rangierspiel:
Das Rangierspiel:
Der Bahnhof hat die drei klassischen Ladestellen eines Landbahnhofs: Güterschuppen, Rampe und Freiladegleis. Im Rangierspiel steht an jeder dieser Ladestellen bereits ein Waggon - idealerweise jeweils ein eigener Waggontyp, also ein G am Güterschuppen, ein Rungenwagen an der Rampe und ein offener Wagen wie Eanos am Freiladegleis. Am Hauptgleis fährt ein Güterzug ein (oder wird dort aufgestellt, ohne Streckenerweiterung), der jeweils einen Wagen der drei Typen am Haken hat. Aufgabe ist es nun, die Waggons an den Ladestellen einzusammeln und die mitgebrachten Waggons an die richtigen Ladestellen zu rangieren. Für effizientes Rangieren sind die Ziehgleise zu kurz, sodass die Waggons meist einzeln bewegt werden. Für die Vorbildbahn ein Ärgernis und wohl ein Grund, den Güterverkehr spätestens in den 80ern hier einzustellen, für den Modellbahner aber eine willkommene Einschränkung, die den Prozess des Rangierens in die Länge zieht.
Das Rangierspiel erinnert dann auch etwas an den Timesaver: das Rangieren ist stark überkomplex, es werden meist nur einzelne Waggons rangiert. Oft wird der gesamte Zugverband am Hauptgleis zu einem der beiden Stumpfgleise am Hauptgleis geschoben, dort der letzte Waggon abgekuppelt und dann von dort via Umfahrgleis geholt und an die korrekt Ladestelle geschoben. Beim Timesaver gibt es zwar auch nur ein klassisches Setup, aber man kann hier durchaus variieren, wo die einzelnen Waggons positioniert werden sollen. In diesem Rangierspiel ist die einzige Variation die Zusammenstellung des einfahrenden Güterzuges und eventuell noch eine vorgegebene Wagenreihung für den abfahrenden Zug. Dafür werden die Waggons nicht nur innerhalb des Bahnhofs herumbewegt, sondern kommen aus der weiten Welt und werden dorthin auch wieder verschickt. In Sachen realistischer Betrieb also ein kleiner Bonus gegenüber dem Timesaver.
Es handelt sich dabei auch um ein ewiges Rangierspiel: es muss nicht nach einer abgeschlossenen Rangiersession neu aufgebaut werden, man kann sofort eine zweite Runde starten, denn der Endzustand des Rangierspiels funktioniert auch als Anfangszustand des nächsten Spiels.
Variationen:
Durch die relativ kurzen Maximallängen für Zugkreuzungen eigner sich dieser Entwurf deutlich besser als Endbahnhof denn als Durchgangsbahnhof. Und als Endbahnhof bietet uns das genug Vorwand, um den allseits beliebten Lokschuppen unterzubringen. Da die Zufahrt zum Lokschuppen aber über eine Sägefahrt via Freiladegleis erfolgt, muss der Bockkran näher an die Verladerampe rücken. Alternativ kann der Lokschuppen auch über die Einfahrweiche angebunden werden, wenn diese durch ein Kreuzungsweiche ersetzt wird. Oder der Lokschuppen kommt an ein Stumpfgleis rechts vom Umfahrgleis, wenn man auf die zweite Erweiterung verzichtet.
Denn die zweite Erweiterungsmöglichkeit ist ein zweites Ladegleis am Umfahrgleis. Bei entsprechend kurzen Güterwaggons (ca. 16cm LüP oder kürzer) kann diese zusätzliche Ladestelle auch in das Rangierspiel integriert werden, dann werden eben die Waggons an vier statt drei Ladestellen getauscht. Oder man sorgt dafür, dass auch bei Personenzügen ein wenig zu Rangieren ist und macht aus den Personenzügen PmGs, also Personenzüge mit Güterbeförderung. Die Anzahl der Personenwagen wird damit aber auch um eins reduziert, die man an die Lokomotive anhängen kann.
Der Bahnhof als Teil einer größeren Anlage
Als reines Rangierspiel finde ich, dass mein 2-4-7 Layout (Das 2-4-7 Shelf Layout - Ein realistisches Rangierspiel? Eure Meinung ist gefragt!) realistischeren und abwechslungsreicheren Betrieb auf etwas weniger Platz erlaubt. Aber der Entwurf ist für all jene, die nicht auf Personenverkehr und Bahnhof verzichten wollen. Wer aber den Bahnhof nicht nur als Fotokulisse für Personenzüge nutzen will, der sollte der Anlage dann auch eine kurze Strecke und einen Fiddleyard gönnen. Der Fiddleyard sollte zumindest einem Personenzug und einem Güterzug Platz bieten. Mehr, wenn man zwischen mehreren Zügen eines Typs wechseln möchte.
Mit einer Streckenerweiterung verschwindet auch die Überkomplexität des Rangierspiels, da nun genug Platz ist, um das Freiladegleis effizient zu bedienen. Somit kann man das Rangieren in zwei Modi machen: dem einfachen Modus, bei der das gesamte Streckengleis zum Ausziehen benutzt werden darf und den Puzzle Modus, bei dem nur die zwei Wagenlängen am links von der Einfahrweiche genutzt werden dürfen. Für die Markierung dieses Stelle bietet sich natürlich eine Halt für Rangierfahrten Tafel an.
Ansonsten kann der Bahnhof natürlich auch bei allen Gleisovalen als (Durchgangs-)Bahnhof genutzt werden oder als Endbahnhof der klassischen von der zweigleisigen Hauptbahn abzweigenden Nebenbahn.
Fazit:
Als Rangieranlage halte ich den Entwurf nicht für die allerbeste Idee. Aber wer auf einem 2-Meter Regal ein wenig rangieren möchte, keinen Platz für Erweiterungen hat und eine Fotokulisse für seine Personenzüge haben möchte, wird damit zufrieden sein.
Wie seht ihr den Entwurf denn? Kennt ihr Gleispläne mit ähnlichen Prämissen (Rangieren im Bahnhof ohne Erweiterung)? Habt ihr Ideen, wie man den Plan noch verbessern kann oder für weitere Variationen? Ich freue mich auf Feedback.