Nach einer schöpferischen Pause sind neue Ideen für die Kleinbahn hinterm Deich gereift, das Thema ist:
Klingsiel soll dörflicher werden!
Das heißt im Klartext, dass das linke Endstück meiner Kleinbahn, der Hafen Klingsiel, komplett neu entsteht und vermutlich nur weniges vom alten Segment umziehen darf.
Schon lange haben es mir die kleinen Sielhäfen an der ostfriesischen Küste angetan und ein paar typische Motive von dort sollen das neue Klingsiel ergeben, wie immer "frei Schnauze", ohne dass eine konkrete Vorbildsituation nachgebaut wird. Mir kommt es nur auf typische Motive an, die so oder so ähnlich existiert haben könnten.
Alte Ansichtskarte von Friedrichsschleuse
Diese Sielhäfen entstanden an den Sieldurchlässen im Deich, mit der bei Ebbe das Binnenland entwässert und bei Flut das Binnenland vor den Nordseefluten geschützt wurde. Diese Sielhäfen lagen zunächst Außendeichs und wurden auf Deichhöhe "eingerahmt". Das Sieltor war am landseitigen Hafenende, der Deich wuchs links und rechts des Beckens seeseits und bildete an dessen seeseitigem Ende einen offenen Durchlass. Vorteil: Keine Schleuse oder sonstige Kunstbauten für seegehende Schiffe, Nachteil war der Tiedenhub einschließlich Sturmflutgefahr. Die Hafenbecken hatten im Bereich des normalen Tidenhubs feste Kaianlagen aus Eichenholz, hinter einem schmalen Streifen Kai stieg das Gelände deichartig an, oben auf dem Deich war dann die Hafenbebauung. Charekteristisch auch damals die Rettungsschuppen der "Gesellschaft" (DGzRS), die meist außendeichs erhöht gebaut wurden, um die damaligen Ruderrettungsboote möglichst einfach zu Wasser lassen zu können.
Mit der Eindeichung und Neulandgewinnung (Polder- oder Grodengewinnung) rückten diese Sielhäfen ins Binnenland, am neuen Sieldurchlass im neuen Deich entstand ein neuer Sielhafen. Sehr schön ist das heute noch zwischen Funnix über Carolinensiel bis nach Harle(siel) in der ehemaligen Harlebucht zu sehen, hier eine Darstellung der Eindeichung und Grodengewinnung der letzten Jahrhunderte, die jüngsten Eindeichungen fehlen auf dieser Darstellung noch:
(Carolinensiel - Das Buch, Ehnt Ulfers lanssen, Festkomitee 275 Jahre Carolinensiel 2005)
Um die alten Häfen nicht aufgeben zu müssen, wurde der entstehende Flusslauf, hier die Harle, schiffbar gehalten, was bedeutet, dass mit allen Sieldurchlässen keine geschlossenen Sieltunnel mehr gebaut werden konnten, sondern offene schiffbare Sieldurchlässe, die meist dann auch eine Klappbrücke hatten, um auf dem Landweg keine langen Umwege landeinwärts vornehmen zu müssen. Eine ähnliche Situation gibt es heute noch in Friedrichsschleuse zwischen Carolinensiel und Harle:
http://www.museumsweg.de/friedrichsschleuse.htm
So ungefähr soll Klingsiel-neu mal aussehen, wie immer gibt es keine Pläne, sondern allenfalls Skizzen:
Das Segment ist wie sein derzeitiger Vorgänger 160cm lang bei meinen üblichen 28cm Tiefe. Dargestellt wird das längs durchgeschnittene Hafenbecken mit einem der beiden Ufer, dem Sieldurchlass schon seeseits mit Sieltor und Klappbrücke. Außendeichs ist ein Rettungsschuppen geplant, oberhalb des Hafenbeckens eher kleinstädtisch-dörfliche Bebauung wie sie bei den ostfriesischen Sielhäfen teilweise noch heute zu sehen ist. Diese wird wahrscheinlich größtenteils als (Teil-)Kulissenhäuser am Segmenthintergrund stehen, derzeit entsteht eine erste Fassade inspiriert von ähnlichen Häusern z.B. im Hafen von Greetsiel:
Die Gleisanlagen werden oben auf dem Bebauungsniveau sehr zurückhaltend nur mit einem Umsetzgleis gebaut werden. So zumindest meine Gedanken zum künftigen Klingsiel. Zunächst wird dann neben den ersten Fassaden der Rahmen aus Kantholzleisten und Styrodurdeckung gebaut. Da das Segment einschließlich Rahmen komplett neu gebaut wird (die Darstellung des Hafenbeckens an dieser Stelle bedingt das), kann das "alte" Klingsiel zunächst bestehen bleiben, so dass der zwischenzeitliche Spielspaß nicht zu kurz kommt. Man munkelt ja, dass ab März tatsächlich endlich die PMT-T7 verfügbar sein soll, und die soll zur Probe fahren können...
Literatur zum Thema:
Ehnt Ulfers Janssen: Carolinensiel - Das Buch
Günter G. A. Marklein: Sielhäfen in Ostfriesland
Hans-Bernhard Eden/Mafred Sell: Die Sielhäfen der alten Harlebucht
Die erste Fassade ist soweit fertiggestellt, etwas Patina fehlt noch; die zweite habe ich begonnen. Mehr als Fassaden werden es zunächst nicht, da ich erst auf dem neuen Segment an den tatsächlichen Verhältnissen sehen werde, wie viel Raum nach hinten die Häuser haben werden. Auf jeden Fall ist im ersten Gebäude schon mal der Kolonialwarenhändler eingezogen, entsprechende Inneneinrichtung (Fotohintergrund) und zwei Preiserdamen beleben das Gebäude hinter den zwei Erdgeschossfenstern:
Ein Spontan-Arrangement auf der Arbeitsplatte:
Verwendung fanden neben verschiedenen MKB-Laserklinkerplatten diverse Teile aus der Bastelkiste, teilweise zurechtgeschnitzt, von Kibri, Holland Scale, Auhagen und weiteren Herstellern.