RE: Umbau Lenz-Köf II auf AC

#1 von Jumbo-44 , 03.08.2017 12:22

Nachdem meinem Bw gerade eine Köf II von Lenz (Db-Version, ArtNr 30125) neu zugestellt wurde, ist diese auf das im "Hamburger Hafen" genutzte 3L-Gleis umzubauen.

[0231]

Da es sich hier um meinen ersten derartigen Umbau handelt, werden die "alten Hasen" unter Euch sicherlich über die eine oder andere Erkenntnis meinerseits schmunzeln, vorenthalten möchte ich sie den unerfahreneren Nachahmnern aber nicht.

Ausgangspunkt war dieser Hinweis mit der Aussage " noch nie ging ein Umbau so schnell von statten" in Kombination mit einem attraktiven Gebrauchtangebot an anderer Stelle.

In einem ersten seeehr mutigen Versuch legte ich die Ausgangsspannung meiner MS2 an die beiden Schienen eines 2L-Gleises. Glück gehabt, alles richtig verstanden, elektrisch muß nichts umgebaut werden, Decoder und MS2 verstehen sich prima. Prima sind auch die Fahreigenschaften des Rangierzwergs, jetzt gibt es kein zurück mehr!

Eine Überraschung wartete nach dem Abnehmen der Bodengruppe: Wie auf dem Foto zu sehen handelt es sich hierbei um keinen einfachen "Deckel". Vielmehr sind an der Bodengruppe die digitalen Kupplungen, die Stromabnehmer von den Rädern und eine Verteilerplatine verbaut. Und Platz für irgendwelche An- und Umbauten hat der Hersteller in diesem Bereich nicht eingeplant Insbesondere kann man (ich habe es geschafft) durch einen unpassend verlegten Verbindungsdraht schnell die Antriebsritzel blockieren.

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Nach mehreren Fehlversuchen (glücklicherweise haben mir Bodengruppe und Platine die wiederholten Lötangriffe verziehen, alles funktioniert unverändert), die ich nicht einzeln dokumentiere, habe ich einen gangbaren Weg zur Verbindung beider Achsseiten ('Masse'-Abnahme also über alle vier Räder) gefunden:
- dünner Kupferlackdraht verbindet die beiden 'Pads', an denen die Federbleche für die Stromabnahme von den Rädern befestigt sind
- zwei Lagen doppelseitiges Klebeband (das von mir verwendete Pollin-Produkt ist dünn wie Tesa-Film, deshalb zur Sicherheit zwei Lagen) isolieren das eine 'Pad' gegen den Abnahme-Pin vom Lok-Korpus (also der Verbindung zum Decoder); doppelseitiges Klebenband deshalb, weil dieses den Anschluß für den Mitteschleifer halten soll

Als nächstes ist der Anschluß für den Mittelschleifer herzustellen. Ich nutze hierfür Kupferband von Busch. Ein ganz schmaler Streifen wird auf die eben beschriebene "Pad-Isolierung" aufgeklebt. An dem Kupferband wiederum wird wieder ein Kupferlackdraht als Verbindung zum Mittelschleifer angelötet und durch eine kleinstmögliche Bohrung durch die Bodenplatte geführt.
WICHTIG: Unbedingt darauf achten daß die zentrale Befestigungsschraube der Bodenplatte keine Verbindung zu dem Kupferband hat - dies würde sonst über die Schraube und das Druckgußgehäuse zum Kurzschluß führen!

[0233]

Bis zu diesem Moment hatte ich bereits rund drei Stunden an der Bodengruppe herumgelötetet - und ahnte nicht, daß mir das Schwierigste noch bevorstand!
Für den Mittelschleifer griff ich wieder auf das bewährte Federbronzeband (Bezugsquelle: opitec.de) zurück. Ich klebtes es mit Kraftkleber einseitig an die Bodengruppe.

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[0235]

Allerdings zeigte sich schnell, daß
- eine "dreidimensionale" Ausformung zwar sicheren Kontakt zu den Pukos eines normalen Gleises ermöglicht, das relative steife Band die leichte Köf aber ebenso sicher beim Auflaufen auf die Pukos von Weichen aus dem Gleis hebelt (bei genauem Hinsehen kann man es am hinteren Rad erkennen).

[0236]

- bei "zweidimensionaler" Ausforumg, flach genug um zwischen Lokboden und der kreuzenden Schiene einer Weiche Platz zu finden, das steife Band nicht ausfedert, um die Pukos eines Streckengleises zu erreichen; außerdem verhakt sich der nun platte Schleifer gerne an einzelnen PuKos

- selbst Papier"federn" für die Aufhängung des Schleifers erwiesen sich als zu steif - an Weichen federt der Schleifer nicht leicht genug ein

[0237]


Für den nächsten Versuch wählte ich ein weniger steifes Material für den Mittelschleifer: das Kupferband von Busch. Um es kurz zu machen: wieder ein Fehlschuß. Entweder haben die Räder (auf Weichen) oder der Schleifer (auf normalem Gleis) keinen Kontakt.

[0238]

An den nächsten Versuch gehe ich nun weniger "hemdsärmelig" heran - ich habe mal die Verhältnisse ausgemessen.
- 1,5mm Luft zwischen Unterboden und Lauffläche der Räder bzw. Oberkante der Schienen (hier insbesondere in Weichen entscheidend)
- 1,5mm "Federweg" auf Tillig Elite-Gleis
- 2,5mm "Federweg" auf Mä-K-Gleis

Folglich
> stehen 1,5mm für den "Bogen" des wieder in eine leichte Krümmung zu bringenden Schleifers (gegen das Festrennen an PuKos) zur Verfügung.
> beträgt die Winkelveränderung maximal weniger als 3° - das "Scharnier" muß aber extrem leichtgängig sein

Die Überlegung:
- ich werde wieder das steife Federbronzeband verwenden
- die Befestigung erfolgt einseitig mit Klebeband, das sollte als Scharnier leichtgängig genug sein
- der Schleifer ist, im Rahmen des zwischen Boden und Schiene verfügbaren Spiels, zu krümmen, damit das "herunterhängende" Ende über den jeweils nächsten PuKo gleiten kann
- das "scharnierseitige" Schleiferende soll nicht flach am Unterboden, sondern mit ca. 1mm Abstand befestigt werden - das verringert den Winkel beim "Herunterhängen" was wiederum das Gleiten über die PuKo-Köpfe erleichtern sollte

Sowei die Theorie. Von der Praxis berichte ich dann wieder - drückt mir die Daumen!

Gruß,
Mark


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RE: Umbau Lenz-Köf II auf AC

#2 von Jumbo-44 , 08.09.2017 11:54

Moin Stummis,

die Umsetzung der zuletzt beschriebenen theoretischen Überlegungen zu Bodenfreiheit und 'richtiger' Anbringung des Mittelschleifers war wiederum ein Fehlschlag.
* Die Befestigung mit Klebeband hat sich als 'Scharnier' bewährt, die Beweglichkeit wird aber durch die anzulötende Litze wieder deutlich eingeschränkt. Gleichzeitig reicht die Bodenfreiheit nicht aus, um die beschriebene Krümmung umzusetzen.

In einem Video des MiWuLa wurde mal vorgestellt, daß die in den auf vielen Kosmetikprodukten aufgeklebten Sicherungs'dingern' enthaltenen Metallstreifen als hochflexible Verbindungen bestens geeignet sind. In einem ersten Versuch war es mir seinerzeit nicht gelungen, diese Metallstreifen mit normalem Lot zu verzinnen. In meiner Not wagte ich mich noch einmal daran. Das Ergebnis: erwärmt man das Metall lange genug, läßt sich auch normales Lot aufbringen, also ohne Extrahilfsmittel eine Lötstelle herstellen - und die auf nachfolgendem Foto erkennbare Verfärbung stört UNTER der Lok ja keinen.

[0239]

Die Befestigung erfolgte mit Kraft-Kleber (UHU, Pattex, o.ä.), damit ist auch das Seitenspiel, welches die Klebeband-Befestigung mit sich gebracht hatte, gebannt.
Krümmung und Winkel des Schleifer-Bleches erfolgten Pi mal Daumen.

Die Lösung funktioniert immer noch nicht hunderprozentig zuverlässig, Selbstbau-PuKos und Selbstbau-Schleifer verlieren dann und wann den Kontakt bzw. gehen eine zu dauerhafte Verbindung ein.
Da stehen mir noch viele Probefahrten bevor (wirklich eine super Ausrede für lange Spielnachmittage!) bis ich die perfekte Einstellung gefunden haben werde.
Grundsätzlich funktioniert es nun aber. Und so sieht die Kleine nun aus:

[0240] Köf II mit "Kosmetik-Schleifer"

Allen ein schönes Wochenende,
Mark


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RE: Umbau Lenz-Köf II auf AC

#3 von Derrick23 , 08.09.2017 21:25

Die Sicherungsstreifen sollten doch ein BiMetall sein, hast du einfach mal die andere Seite versucht?


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RE: Umbau Lenz-Köf II auf AC

#4 von jogi , 08.09.2017 22:54

Zitat



[0237]



Gruß,
Mark



Da haben die Bodengruppe verändert !?



Jetzt fehlt Dir Platz


Mein Schleifer besteht aus 0,1mm Kupferblech , NICHT das Material von OPITEC .

viel Erfolg


Bastelnde Grüße Jogi ;
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RE: Umbau Lenz-Köf II auf AC

#5 von Jumbo-44 , 09.09.2017 08:53

Moin zusammen, und danke für Eure antworten.

@derrick23: An den Aufbau aus Bimetall hatte ich nicht gedacht. Vielleicht ist das ja der Grund, weshalb ich das Material beim zweiten Versuch löten konnte

@jogi:

Zitat
Da haben die Bodengruppe verändert !?
Jetzt fehlt Dir Platz



Ja, haben sie, und das ziemlich gründlich. Dadurch hat mich der Umbau deutlich länger beschäftigt, als ursprünglich gehofft. Ich denke aber, ich habe es nun (zu 95%) geschafft.
Ist der von Dir verwendete 0,1mm-Kupferstreifen weich genug, um unter dem Gewicht der Lok einzufedern?

Gruß,
Mark


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RE: Umbau Lenz-Köf II auf AC

#6 von Derrick23 , 09.09.2017 10:09

Wie lange hält denn der Knick?

Zyklische Belastung dürfte die jetzt ohne schon vorverfestigte Kupferlegierung nicht sooo besonders toll finden.

Andererseits läuft sone Köf ja auch keine Kilometer, durchaus interessant können aber die Märklin Weichen werden...


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