Nachdem meinem Bw gerade eine Köf II von Lenz (Db-Version, ArtNr 30125) neu zugestellt wurde, ist diese auf das im "Hamburger Hafen" genutzte 3L-Gleis umzubauen.
[0231]
Da es sich hier um meinen ersten derartigen Umbau handelt, werden die "alten Hasen" unter Euch sicherlich über die eine oder andere Erkenntnis meinerseits schmunzeln, vorenthalten möchte ich sie den unerfahreneren Nachahmnern aber nicht.
Ausgangspunkt war dieser Hinweis mit der Aussage " noch nie ging ein Umbau so schnell von statten" in Kombination mit einem attraktiven Gebrauchtangebot an anderer Stelle.
In einem ersten seeehr mutigen Versuch legte ich die Ausgangsspannung meiner MS2 an die beiden Schienen eines 2L-Gleises. Glück gehabt, alles richtig verstanden, elektrisch muß nichts umgebaut werden, Decoder und MS2 verstehen sich prima. Prima sind auch die Fahreigenschaften des Rangierzwergs, jetzt gibt es kein zurück mehr!
Eine Überraschung wartete nach dem Abnehmen der Bodengruppe: Wie auf dem Foto zu sehen handelt es sich hierbei um keinen einfachen "Deckel". Vielmehr sind an der Bodengruppe die digitalen Kupplungen, die Stromabnehmer von den Rädern und eine Verteilerplatine verbaut. Und Platz für irgendwelche An- und Umbauten hat der Hersteller in diesem Bereich nicht eingeplant Insbesondere kann man (ich habe es geschafft) durch einen unpassend verlegten Verbindungsdraht schnell die Antriebsritzel blockieren.
[0232]
Nach mehreren Fehlversuchen (glücklicherweise haben mir Bodengruppe und Platine die wiederholten Lötangriffe verziehen, alles funktioniert unverändert), die ich nicht einzeln dokumentiere, habe ich einen gangbaren Weg zur Verbindung beider Achsseiten ('Masse'-Abnahme also über alle vier Räder) gefunden:
- dünner Kupferlackdraht verbindet die beiden 'Pads', an denen die Federbleche für die Stromabnahme von den Rädern befestigt sind
- zwei Lagen doppelseitiges Klebeband (das von mir verwendete Pollin-Produkt ist dünn wie Tesa-Film, deshalb zur Sicherheit zwei Lagen) isolieren das eine 'Pad' gegen den Abnahme-Pin vom Lok-Korpus (also der Verbindung zum Decoder); doppelseitiges Klebenband deshalb, weil dieses den Anschluß für den Mitteschleifer halten soll
Als nächstes ist der Anschluß für den Mittelschleifer herzustellen. Ich nutze hierfür Kupferband von Busch. Ein ganz schmaler Streifen wird auf die eben beschriebene "Pad-Isolierung" aufgeklebt. An dem Kupferband wiederum wird wieder ein Kupferlackdraht als Verbindung zum Mittelschleifer angelötet und durch eine kleinstmögliche Bohrung durch die Bodenplatte geführt.
WICHTIG: Unbedingt darauf achten daß die zentrale Befestigungsschraube der Bodenplatte keine Verbindung zu dem Kupferband hat - dies würde sonst über die Schraube und das Druckgußgehäuse zum Kurzschluß führen!
[0233]
Bis zu diesem Moment hatte ich bereits rund drei Stunden an der Bodengruppe herumgelötetet - und ahnte nicht, daß mir das Schwierigste noch bevorstand!
Für den Mittelschleifer griff ich wieder auf das bewährte Federbronzeband (Bezugsquelle: opitec.de) zurück. Ich klebtes es mit Kraftkleber einseitig an die Bodengruppe.
[0234]
[0235]
Allerdings zeigte sich schnell, daß
- eine "dreidimensionale" Ausformung zwar sicheren Kontakt zu den Pukos eines normalen Gleises ermöglicht, das relative steife Band die leichte Köf aber ebenso sicher beim Auflaufen auf die Pukos von Weichen aus dem Gleis hebelt (bei genauem Hinsehen kann man es am hinteren Rad erkennen).
[0236]
- bei "zweidimensionaler" Ausforumg, flach genug um zwischen Lokboden und der kreuzenden Schiene einer Weiche Platz zu finden, das steife Band nicht ausfedert, um die Pukos eines Streckengleises zu erreichen; außerdem verhakt sich der nun platte Schleifer gerne an einzelnen PuKos
- selbst Papier"federn" für die Aufhängung des Schleifers erwiesen sich als zu steif - an Weichen federt der Schleifer nicht leicht genug ein
[0237]
Für den nächsten Versuch wählte ich ein weniger steifes Material für den Mittelschleifer: das Kupferband von Busch. Um es kurz zu machen: wieder ein Fehlschuß. Entweder haben die Räder (auf Weichen) oder der Schleifer (auf normalem Gleis) keinen Kontakt.
[0238]
An den nächsten Versuch gehe ich nun weniger "hemdsärmelig" heran - ich habe mal die Verhältnisse ausgemessen.
- 1,5mm Luft zwischen Unterboden und Lauffläche der Räder bzw. Oberkante der Schienen (hier insbesondere in Weichen entscheidend)
- 1,5mm "Federweg" auf Tillig Elite-Gleis
- 2,5mm "Federweg" auf Mä-K-Gleis
Folglich
> stehen 1,5mm für den "Bogen" des wieder in eine leichte Krümmung zu bringenden Schleifers (gegen das Festrennen an PuKos) zur Verfügung.
> beträgt die Winkelveränderung maximal weniger als 3° - das "Scharnier" muß aber extrem leichtgängig sein
Die Überlegung:
- ich werde wieder das steife Federbronzeband verwenden
- die Befestigung erfolgt einseitig mit Klebeband, das sollte als Scharnier leichtgängig genug sein
- der Schleifer ist, im Rahmen des zwischen Boden und Schiene verfügbaren Spiels, zu krümmen, damit das "herunterhängende" Ende über den jeweils nächsten PuKo gleiten kann
- das "scharnierseitige" Schleiferende soll nicht flach am Unterboden, sondern mit ca. 1mm Abstand befestigt werden - das verringert den Winkel beim "Herunterhängen" was wiederum das Gleiten über die PuKo-Köpfe erleichtern sollte
Sowei die Theorie. Von der Praxis berichte ich dann wieder - drückt mir die Daumen!
Gruß,
Mark