Wenn du schon den schräggenuteten, offenen Fünfpoler samt Adapterwanne eingebaut hast muss mit richtig eingestelltem Decoder das Fahrverhalten in Ordnung sein. Mein VT11.5 aus dem Startset 41260 hat genau diesen Motor und war schon mit dem Originaldecoder gut unterwegs. Inzwischen werkelt dort ein Appel vers. 2021 drin, der kommt mit leichtem Tuning an den Lastregelparametern sehr gut, ohne Tuning gut mit dem Antrieb klar. Konstant mit ca. 1,5 cm/s schleichen ist kein Thema, das sind knapp 5 km/h. Ebenso butterweich beschleunigen und bremsen. Für so einen Triebzug passt das, auch auf Steigungen mit 3% im 420er Radius gibt es kein Auffälligkeiten. Wenn dein VT noch den Walzenmotor hat(te) dürfte er so alt sein das die Getriebe mal eine Grundreinigung vertragen können, mit den Jahren wird auch das Roco-Fett zäh. Getriebe komplett zerlegen, alle Teile mit SR24 und kleinem Borstenpinsel gründlich von altem Schmiermittel befreien, ein Hauch hochwertiges Öl an alle Wellen und Achsen und etwas Teflonfett an die Zahnräder und vor allem die Schnecken.
Der Walzenmotor per se ist zwar kein Kostverächter, aber ein TAMS-LD-G42 kommt damit klar, der verträgt im Gegensatz zu vielen anderen H0-Decodern den üppigen Anlaufstrom wenn er von 0 auf 100 durchschaltet. Dafür hat er Kraft ohne Ende und läuft recht kultiviert. Da man im Normalfall nicht mit Vollstrom anfährt ist die Stromaufnahme im Digitalbetrieb eh unkritisch.
Reinigen dieses Motors ist allerdings etwas haarig, das Zerlegen geht, das Zusammenbauen ist kniffelig ob der Konstruktion der Bürsten. In Reinigungsbenzin kurz einlegen, dabei von Hand durchdrehen, abtropfen lassen. Je ein 3mm-Loch gaaaanz vorsichtig in die Lagerschilde gebohrt (es darf nichts von dem was hinter den Lagerschildern liegt getroffen werden!!) vereinfacht das Procedere. Motor richtig trocknen lassen, ein Tröpfchen Öl an die Lager und gut. Dann hält der ewig. Einzig einen Sturz oder harten Schlag mag er gar nicht, die 2mm-Welle verbiegt dabei nur durch die Masse des Ankers schnell mal. Dann läuft der Motor durch die Unwucht rauh.
Den Umbau auf einen der Umbausätze von SB oder Micromotor sehe ich kritisch, der VT11.5 in voller Länge dürfte für diese Motoren einfach zu viel sein. Der Zug ist sehr schwer und rollt nicht wirklich leicht, ich würde ihn grob über den Daumen mit 30-40 Güterwagen gleichsetzen, eher mehr. Die 1620er-Motoren aus den Umbausätzen verkraften dauerhaft etwa 2W, die Roco-Motoren ohne weiteres 8w und sind bei kurzer Überlastung auch nicht sonderlich Empfindlich. Mal für eine halbe Minute 1A (~15-16W bei 16V am Gleis) interessiert die nicht. Der Glocki ist dann fertig, zum einen verbrennen die feinen Bürsten, zum anderen verzieht sich der als freitragende Glocke gewickelte Läufer durch die Erwärmung schnell mal. Das die Glockis einen höheren Wirkungsgrad haben spielt dabei nicht so die Rolle, in dem Einsatzszenario kommen sie nicht in den Bereich ihres Wirkungsgradoptimums, erst recht nicht bei hoher Last und niedrigen Drehzahlen.
Bei gut abgestimmtem Decoder sehe ich bei größeren Lokomotiven mit den schräggenuteten Fünfpolern keinen Mehrwert in den Glockenankermotoren, erst recht nicht wenn sie wirklich arbeiten müssen. Anders sieht es bei kleinen Loks aus, in meinem Glaskasten der mit höchstens drei Zweiachsern unterwegs ist macht sich der Antrieb von Micromotor super, auch der VT98 samt VS hat damit deutlich gewonnen.