Hallo Stummis,
im Teil 2 werden nun die Weichen und Gleise rund um den Lokschuppen und den Ladegleisen genauer betrachtet.
Zuerst der zu behandelnde Gleisplanausschnitt:

2.1 Das zusätzliche Gleis 4 und die DKW als neue Weiche 8
Im Gleisplan oben ist in rot das neue Gleis 4 dargestellt. In der Planung beträgt der Gleisabstand zum Gleis 3 genau 4,50 m. Der Bogen links oben von der neuen DKW 8 hat hier ebenfalls den Radius 250 m, um eine Lichtraumprofilerweiterung zu vermeiden. Die neue DKW 8 kann ohne Lageänderungen der umliegenden Gleise direkt an die Stelle der ursprünglichen Weiche 8 platziert werden. Die Nutzlänge des Gleises 3 verringert sich von 150 m Länge auf 125 m Länge. Da aber das Gleis 3 hautsächlich als Umfahrgleis verwendet wurde, ist dies nicht weiter von Bedeutung. Eine Anpassung der Langschwellen rechts von der neuen DKW ist jedoch notwendig und zwar in gleicher Art, wie das bereits bei der Weiche 8 gemacht worden ist. Um genügend Platz für das neue Gleis 4 zu erhalten, wird 3,50 m parallel zum Gleis 4 eine lange, aber nicht sehr hohen Stützmauer errichtet. Die Stützmauer kann direkt an der Grundstücksgrenze zur Schillerstraße, ohne Grunderwerb gebaut werden.
Bei Vorbild müssten für das neue Gleis 4 die Drahtzugleitungen, die Masten der Bahnhofsbeleuchtung, die Telegraphenmasten sowie die Entwässerung neu geordnet werden. Für die Entwässerung würde möglicherweise statt eines offenen Grabens eine Tiefenentwässerung mit Drainagerohren vorgesehen werden. Hier der Blick auf den Bahnhof Künzelsau, wo links im Bild das Gleis 4 hinzugefügt werden könnte:

Bildquelle Landesarchiv Baden-Württemberg, Nachlass Hans Noller.
2.2 Die Grube im Schuppengleis hinter Weiche 8 und die angepassten Langschwellen hinter Weiche 8
Im Schuppengleis liegt direkt hinter dem Weichenende der Weiche 8 ein Kreisbogen mit 180 m Radius. Darauf folgt ein gerades Gleisstück in dem die Schlackengrube angeordnet ist. Eine Anlage, wie so eine Grube, ist in der Umgestaltung von Gleisanlagen ein Zwangspunkt, der berücksichtigt werden muss!

Bildquelle Landesarchiv Baden-Württemberg, Nachlass Hans Noller.
Im Gleisplanausschnitt unten ist zu erkennen, dass beim Umbau der Gleisanlagen von württembergischen Weichen zu S49-Weichen der (vermutlich bereits vorhandene) Kreisbogen mit 180 m Radius wieder angewendet wurde. Im Gleisplan liegt am Weichenende der Weiche 8 direkt der Bogenanfang=BA des 180-m-Kreisbogens. Der weitere Gleisverlauf bis zum Lokschuppen sowie der Lokschuppen selbst ist frei nach dem Luftbild von LEO BW in den Gleisplan eingefügt. Aber so könnte es gewesen sein.
Somit führt der 180-m-Kreisbogen auch durch die Langschwellen hinter der Weiche 8. Im Gleisplan sind die Langschwellen vereinfacht dargestellt. Diese Anordnung hätte verhindert werden können, wenn die Weiche 8 und 9 gemeinsam 3,9 m weiter links eingebaut worden wären. Aber offenbar sollte beim Umbau der Weichen, unter Beibehaltung der Grube, eine möglichst lange Nutzlänge der Gleise 2 und 3 erreicht werden. Bei Weichen 49-190-1:9 mit Holzschwellen ist der Bereich der Langschwellen hinter der Weiche 3,9 m lang. Bei den Weichen 49-190-1:9 mit Stahlschwellen ist dieser Bereich 4,5 m lang. Die Langschwellen hinter einer DKW 49-190-1:9 sind identisch mit den Langschwellen einer einfachen Weiche 49-190-1:9. Somit muss auch die Lage der Langschwellen der DKW beim Vorbild und auch im Modell geringfügig angepasst werden.

2.3 Der Schwellenplan im Programm Modellgleis
Die Modellweichen, auch die Weichen von Weinert, sind meist so lang, dass, wenn zwei Weichen mit den Zweiggleisenden zusammengefügt werden, der Regelgleisabstand des Modellgleissystems entsteht. Beim den Vorbildweichen ist das meist anders. Bei den Vorbildweichen ist die Weiche ein Stück kürzer. Dadurch können an dem Weichenende in beiden Gleisen bereits fast beliebig andere Kreisbögen oder auch Übergangsbögen angeordnet werden.
Damit das im Modell auch so funktioniert kann mit dem Programm Modellgleis z.B. eine Weichen 49-190-1:9 von Weinert in drei Bogenpaaren dargestellt werden: Mit dem Bogenpaar 1 (Bild unten von den Schwellen 1 bis 34) wird der Bereich vom Weichenanfang bis vor das Herzstück dargestellt. Bogenpaar 1 kann beliebig zur Außen- oder Innenbogenweiche verändert werden. Mit dem Bogenpaar 2 (Bild unten von den Schwellen 35 bis 44) wird der Herzstückbereich bis zum Weichenende (=Mitte Doppelschwelle 44-45) der Vorbildweiche dargestellt. Auch das Bogenpaar 2 kann beliebig, aber nur gemeinsam verbogen werden. Beim Vorbild wird das oft bei Bogenweichenverbindungen mit Weichen 49-500-1:14 angewendet. Im Modell kommt z.B. das bei der Anlage "mein Italien" von Viktor an der Weiche 32 zur Anwendung. In der Modellweiche von Weinert wird schließlich mit dem Bogenpaar 3 (Bild unten von den Schwellen 44 bis 50) der Bereich der Langschwellen hinter dem Weichenende der Vorbildweiche dargestellt. Im Bogenpaar 3 können die Radien unabhängig voneinander und völlig beliebig vorgegeben werden. Beim Vorbild wird das auch oft so angewendet.
Für das Bogenpaar 3 ist nun für die Weiche 8 im Bahnhof Künzelsau in der Planung im Stammgleis der 180-m-Kreisbogen eingegeben worden (siehe Markierung im Schwellenplan). In Spur H0 sind das 2068,97 mm. Das bedeutet, dass die Weinert-Weiche an dieser Stelle verändert werden muss. Von den Schwellen 45 bis 50 werden die Kunststoffverbindungen zwischen den einzelnen Schwellen herausgetrennt und die Schwellen 45 bis 50 werden ein ganz klein wenig nach links, in Richtung Weichenanfang verschoben, bis der gewünschte Radius im Stammgleis entsteht. Gemäß Hartmann - Reichsbahnweichen und Reichsbahnbogenweichen - Ausgabe von 1952, Seite 203: Es können (...) in solchen Fällen die Regelschwellen verwendet werden, wenn die Schwellenteilung geändert wird, wobei ein Schwellenabstand von 720 mm nicht über- und von 500 mm nicht Unterschritten werden darf.
Für die Planung mit der neuen DKW 8 werden an der doppelten Kreuzungsweichen auch entsprechend die Einstellungen an den äußeren Bögen (entspricht dem Bogenpaar 3) vorgenommen, wobei dann ja nur der Stammgleisbogen im äußeren Bogen rechts, oben auf 180 m eingestellt wird (siehe Gleisplanausschnitt unten zu Punkt 2.5).

Der Lokschuppen in Künzelsau
Die Gleise und Weichen auf dem Bild stellen den Zustand vor dem Umbau dieses Bahnhofskopfes dar. Die Weiche im Bildvordergrund durfte eine DKW gewesen sein und lag etwa an der Stelle der späteren Weiche 9.

Bildquelle Landesarchiv Baden-Württemberg, Nachlass Hans Noller.
2.4 Die Weichen 10 bis 15
Bei den Weichen 10, 13 und 14 sind zusätzlich die letzten Langschwellen zu diesen Weichen dargestellt. Damit wird deutlich, dass in den Weichen 49-190-1:9 die Langschwellen hinter dem Weichenende liegen. Bei den steilen Weichen 49-190-1:7,5 liegen die Langeschwellen jedoch innerhalb der Weiche.
Die Weichen 14 und 15 liegen wieder ganz selbstverständlich direkt hintereinander. Um diese Anordnung im Modell darstellen zu können, müssen auch hier (wie schon bei den Weichen 3 und 4) die Langschwellen der Weiche 14 unter der Zungenvorrichtung der Weiche 15 liegen. In der Planung wurde genau beachtet, dass erst an der letzten Langschwelle der Weiche 14 der Übergangsbogen innerhalb der Weiche 15 beginnt. Da die Überhöhungsrampe mit dem Übergangsbogen identisch ist, müssen mit der Überhöhungsrampe die äußere Schiene des Übergangsbogens innerhalb der Weiche 15 und auch die Schienen des Zweiggleises der Weiche 15 angehoben werden. Das in der Weiche 15 zur Bogenaußenseite abzweigende Gleis 3a bekommt deshalb eine Steigung nach oben. Das Gleis 3a ist dann am Ende der Weiche 15 etwas höher als das Gleis 2. Dazu mehr im Teil 3, wenn es um die beiden Bogenweichen hier geht. Würde die Überhöhungsrampe direkt am Weichenanfang der Weiche 15 beginnen, würde das Gleis zur Weiche 13 in der Höhenlage nach unten verlaufen müssen. Durch die dargestellte Planung wurde das vermieden.
Die Weichen 10, 11, 12 und 15 sind Weichen 49-190-1:7,5. Von Weinert werden diese Weichen nicht angeboten. Beim Vorbild wird die Weiche 49-190-1:6,6 von der Weiche 49-190-1:7,5 abgeleitet, d.h. der 190-m-Kreisbogen wird bis zur Endneigung 1:6,6 verlängert. Die genaue Bezeichnung dieser Weiche lautet deshalb 49-190-1:7,5/1:6,6. Auch die Weiche 49-190-1:7,5/1:6,3 wird ebenfalls aus der 1:7,5er-Weiche abgeleitet. Bei dieser Weiche führt der Zweiggleisbogen bis zum Weichenende.

Im Schemabild oben ist die Weiche 49-190-1:7,5 dargestellt, wie sie im Bahnhof Künzelsau verwendet wurde. Diese Weiche ist 30,039 m lang. Am Weichenende befinden sich bereits kurze Doppelschwellen. Darunter die von der Weiche 49-190-1:7,5 abgeleiteten Weichen mit den Endneigungen 1:6,6 und 1:6,3. Auch diese Weichen sind 30,039 m lang.
Da nun in der Weiche 49-190-1:7,5/1,6,6 eine 1:7,5er-Weiche drin steckt, kann aus der 1:6,6er-Weiche von Weinert eine 1:7,5er-Weiche "rück-abgeleitet" werden. Die letzte lange Doppelschwelle der 1:6,6er-Weiche befindet sich an der Stelle, an der der Zweiggleisbogen im Modell die Neigung 1:7,5 erreicht. Ab dieser Schwelle werden die Kunststoffverbindungen zwischen den einzelnen Schwellen herausgetrennt und die Schwellen werden ein ganz klein wenig vom Herzstück weggeschoben, bis die gewünschte Gerade im Zweiggleis entsteht. Sollte der Schwellenabstand gar zu groß werden, müssten die fünf Langschwellen in der Mitte gekürzt werden. Dann können die Schwellen wieder geringfügig in Richtung Weichenanfang verschoben werden. Beim Vorbild gibt es diese Art der "Rückableitung " nicht. Die 1:6,6er-Weiche ist auf der Netzseite von Weinert hier zu sehen.
Die Ladegleise 5a und 6a (rechts im Gleisplan) sind an den Bahnhofsbogen angepasst und liegen in einem geringen Gefälle von -2,5 ‰ wie der gesamte Bogen des Bahnhofs in diesem Bereich. Unterhalb der Weichen 7 und 12 befand sich ein Gleisabschnitt des Gleises 5, der mit dem Umbau des Bahnhofs entfernt worden ist. Im Teil 1 ist auf dem Bild zum Bahnhof auf dem Gleis 5 ein Triebwagen abgestellt. Mit der Entfernung dieses Bereichs des Gleises 5 ist für das Gleis 6 der Platz für den Überladekran entstanden, der im Bild weiter oben zu sehen ist.

2.5 Die Länge der 1:6,6er-Weichen von Weinert im Vergleich zu den echten Weichen
Die Schwellenteilung der Weiche 49-190-1:7,5/1:6,6 von Weinert entspricht der Vorbildweiche mit geschmiedeter Blockherzspitze (Vorbildlänge im geraden Gleis = 2 x 12,611 m = 25,222 m). Bei dieser Vorbildweiche liegt die letzte Doppelschwelle an der Stelle, an der der Zweiggleisbogen die Neigung 1:7,5 erreicht hat. Der Bogen wird dann bis zur Neigung 1:6,6 verlängert. Bei der 1:6,6er-Weiche von Weinert ist an das Bogenende noch eine Gerade mit 8,3 mm Länge angefügt, damit bei einer Gleisverbindung genau der Gleisabstand von 51,7 mm entsteht.
Im Bahnhof Künzelsau wurden Weichen 49-190-1:7,5 mit Schienenherzstückspitzen eingebaut, die jeweils 30,039 m lang. Wenn bei dieser Vorbildweiche der Zweiggleisradius bis zur Endneigung 1:6,6 verlängert wird, so entsteht hinter dem Bogenende innerhalb der Weiche eine gerades Gleisstück mit 1,415 m Länge (siehe Schemabild oben). Im H0-Modell ist diese Gerade 16,3 mm lang. Bei einer Gleisverbindung mit zwei Weichen 49-190-1:7,5/1:6,6 würde ein Gleisabstand von 4,712 m (54,2 mm im Modell) entstehen. Mit zwei Weichen 49-190-1:7,5 ergibt sich ein Gleisabstand von 4,607 m (53 mm im Modell). Diese steilen Weichen werden beim Vorbild nur selten in Parallelgleisverbindungen verwendet! Die Regelweiche für Parallelgleisverbindungen in Nebengleisen ist statt dessen die Weiche 49-190-1:9. Damit in der Gleisverbindung von Weiche 10 zur Weiche 11 der Gleisabstand 4,50 m entsteht (wie im Plan dargestellt ist) müssen die Weichenenden dieser beiden Weichen um jeweils 0,404 m (=Vorbildmaß) gekürzt werden.
Sollen nun aber mit zwei Modellweichen 49-190-1:7,5 von Weinert, die von der Endneigung 1:6,6 auf 1:7,5 flacher gemacht worden sind, der Gleisabstand von 51,7 mm entstehen, so muss ein kurzes Gleisstück mit ca. 3 bis 4 mm Länge eingefügt werden. Im Bahnhof Künzelsau ergibt sich in der Planung für die Weichen 10 und 11 ein kurzes Gleisstück von ca. 6 mm Länge für 51,7 mm Gleisabstand.
2.6 Der Planungsausschnitt im Modell

Im Planungsausschnitt unten ist die Vorbildsituation möglichst genau und mit allen Weichen gemäß des Vorbildbahnhofs dargestellt. An der DKW 8 ist beginnt in den Langschwellen (BA) rechts bereits der Kreisbogen mit 2068,97 mm (180 m Radius). Bei allen weiteren Gleisen sind die Längen und Radien nach allen ablesbaren Angaben gemäß Gleisplan übertragen worden. Somit müssten für alle Weichen 49-190-1:7,5 und auch für die DKW 49-190-1:9 Änderungen an den Weichen von Weinert vorgenommen werden. Zusätzlich ist im Gleisplan in grüner Farbe eine Kreuzung eingefügt. An dieser Stelle könnte sich die einstige doppelte Gleisverbindung vor dem Umbau befunden haben. In Württemberg gab es Weichen und DKW mit der Endneigung 1:8¼. Die dargestellt Kreuzung mit der Neigung 2 x 8¼ würde zu diesen Weichen passen.
Im Planungsausschnitt oben sind möglichst viele Weichen so eingeplant, dass an den Weinert-Weichen keine Veränderungen vorgenommen werden müssen. DKW 8 ist nun ohne Bogen im Schuppengleis eingeplant. Das führt zu einer Verkürzung der Zwischengeraden in der S-Kurve im Schuppengleis. Die Weichen 14 und 15 sind nun so weit voneinander entfernt, dass die Langschwellen der Weiche 14 unabhängig von Weichen 15 liegen. Die Weichen 10, 11 und 12 sind nun als Weichen 49-190-1:7,5/1:6,6 eingeplant, damit auch hier die Weichen ohne Veränderungen eingebaut werden können. Die Weichen 7, 9 13 und 14 werden ohne Veränderungen eingeplant. Nur die Weichen 15, die im Vorbildgleisplan als Weichen teilweise im Übergangsbogen eingeplant ist, bleibt genau so bestehen, da die Zwänge hier im Gleisplan dies erfordern. Sonst müsste der Rechtsbogen hier im Bahnhof gestreckt werden. Der Gleisplan wurde verkürzt, in dem die Gerade zwischen den Weichen 9 und 14 bis auf das notwendige Mindestmaß 6,00 m reduziert wurde. Weiche 7 ist so weit nach rechts geschoben, bis die Weinert-Weichen aneinanderstoßen.
Im Teil 3 geht es dann um die beiden Bogenweichen 15 und 18 im Gleisplan rechts.
In der unten angefügten ZIP-Datei ist die gesamte exakte Gleisplanung mit allen Vorbildweichen mit geringen Anpassungen gegenüber Teil 1 enthalten. Die veränderte Variante, in der nur Weichen von Weinert verwendet werden, ist nun weitgehend fertig. In der ZIP-Datei sind die Weichenlisten mit fast allen Weichen, Bogenweichen und DKW von Weinert enthalten. So auch die verkürzten S49-Weichen und die besonders kurzen Weichen mit der Endneigung 1:6,6.
Als Neuerung In den Weichenlisten sind fast alle moderne S54-Weichen der DB sowie einige Weichen der Schweizerischen Bundesbahn (SBB) hinzugekommen. Wobei die SBB-Weichen noch recht "kreativ" dargestellt sind. Zu den SBB-Weichen liegen mir noch keine Schwellenlagepläne und auch keine genauen Geometriedaten vor - ich bin noch auf der Suche!