Verweilen wir doch noch etwas bei unserer Kultlok Nr. 1, der 103. In Design und Erleben war sie wohl ein Meilenstein für jeden von uns, der in seiner Kindheit und Jugend zu ihrer Blütezeit seine eisenbahnerische Prägephase durchlebt hat. Meine Lieblings-103 war die 103 118-6. Wenn wir ferrophilen Pennäler in Ansbach am Bahnsteig standen und sie um die Ecke kam - entweder auf dem "Dreier", das Richtungsgleis gen Würzburg, oder auf dem "Vierer", das Richtung München - , dann löste das bei uns bahnhofsbeschallende, ekstatische Lautäußerungen aus. Augenblicke später wusste jeder Reisende am Bahnsteig, ob es ihn interessierte oder nicht, dass das die 103 mit 250PS "Spitze" und 14.000PS Leistung, sprich, die stärkste Lok der Welt war. Das hatten wir - Achtung, politisch inkorrekter Ausdruck - "Pimpfe" aus dem Fleischmann-Katalog (mich hat immer gewurmt dass wir Märklinisten mit der - laut Quartettkarte - "nur" 8750PS starken 103 113 abgespeist wurden). Hatte sich der Adrenalinpegel wieder eingependelt, schlurften wir ins gegenüberliegende Gymnasium zurück um - im doppelten Wortsinne - "den Hesse zu machen".
Aber - sie war nicht die schönste. Ganz abgesehen davon dass ich nicht nachvollziehen konnte, warum die Bundesbahn ihrem Vorzeigeross unter den Paradepferden nicht ein einziges optisches Heraushebungsmerkmal gönnte, war für mich die Erste die Schönste: Die 103 109, am 08.09.1970 als erste Serien-103 abgenommen. So musste eine 103 aussehen!
Ich war zugegebenermaßen enttäuscht als ich erfuhr, dass die weiteren Serienloks nicht die silbrige, nun, wohlwollend "pfeilförmig" zu nennende Einfassung der Lüftergitter und nur einen kurzen "Moustache" haben würden (Gut, Damenbart gilt allgemein als wenig sexy - aber diese Blondine gefiel mir mit langem Moustache einfach!). Und war jedesmal umso erfreuter, wenn diese Erlkönigin mit - was auch immer am Haken, "Blauer Enzian" oder IC - durch Ansbach pflügte (Okay -"pflügen" ist relativ bei den 90km/h, die die Ansbacher Bahnhofsdurchfahrt zulässt). Das - so nicht zu bezeichnende - historische Bewusstsein der deutschen Staatsbahn schlug sich darin nieder, dass weder der stärksten Einrahmenlok ihrer Zeit noch der ersten Serien-Schnellfahrlok der Bundesbahn eine museale Erhaltung zuteil wurde. Wenn ich in das heute vorgestellte Programm des DB Museums Nürnberg blicke finde ich nicht einen Punkt der sich mit Originalfahrzeugen oder deren Erhaltung befasst, stattdessen bekomme ich die Comicfigur "Opa Adler" präsentiert. Mit dieser Art "Traditionspflege" kann ich mich irgendwie nicht identifizieren.
Licht am Ende des Tunnels kommt interessanterweise von privater Seite. Mit der Informationen, dass TRI die 103 132 erworben hat und deren betriebsfähige Aufarbeitung plant, hat die Truppe um Herrn Richter wohl unzähligen Eisenbahnfreunden ein ungeahntes Weihnachtsgeschenk gemacht. Ich dachte mir nun, vielleicht feiert die 103 132 ja ihre "Wiederauferstehung" im Kleid der 103 109 - optische Hommage an die erste Serien-Schnellfahr-E-Lok und visuelles Alleinstellungsmerkmal unter allen betriebsfähigen 103ern zugleich. Was dann so aussehen könnte:
Das wäre mein Traum in Sachen 103.
(Ich muss weggucken, sonst verliebe ich mich zu sehr in den Gedanken... *schwelg*)
Einen ganz herzlichen Dank darf ich an dieser Stelle Thomas vom Historical Photo Archive sagen der mir die Erlaubnis erteilte, das Originalbild für meine kleine Pixelspielerei verwenden zu dürfen.
Der Gedanke einer wieder betriebsfähigen TRI-103 im Kleid der 109 hat mir so gut gefallen, dass ich sie gleich auf Stecke schicken musste:
Diesmal geht der herzliche Dank an Joachim Bügel vom Archiv Eisenbahnstiftung für die Zurverfügungstellung des Originalbildes.
Allerdings - eine solche Wagengarnitur auf die Gleise zu stellen dürfte heutzutage eine genauso große Herausforderung sein wie die Wiederinbetriebnahme einer 103.
Soweit "Bahngarfields Träumereien". Und nun hoffe ich, den Gedanken unseres "privatbahners" aufgreifend, dass die Jungs von TRI vielleicht zufällig mal hier 'reingucken...
Grüße!
Christian