Zitat von SAH im Beitrag #57
Moin Thinkle,
so wird eher ein Schuh draus:
Zitat von Thinkle im Beitrag #55
Um die Diskussion um den Rahmen ein bisschen abzuküzen:
Es steht komplett außer Frage, dass er in der Serie gefräst wird. Erstens ist Gießen ist in der Großserie nach Schmieden mit das wirtschaftlichste Fertigungsverfahren und Zerspanen das teuerste und zweitens: Welche (Märklin)-Lok hat den keinen gegossenen Grundrahmen?
Die Kosten für das Werkzeug sind weit weniger dramatisch, als das hier dargestellt wird und amortisieren sich sehr zügig und danach ist das Werkzeug "schwarz" und produziert Gewinn, während es beim Fräsen nur sehr geringen Skaleneffekte gibt. Und selbst in einer ausgesprochenen Kleinserie ließe sich mit einem anderen Gussverfahren als dem Druckguss immer noch deutlich wirtschaftlicher fertigen als plumpes "aus den vollen Zerspanen".
Nur mal so als Idee:
Was ist wohl teurer? 10 Rahmen aus den vollen Fräsen oder zwei halbe Rahmen aus Holz fräsen, auf ein Brett schrauben und an einem Vormittag abzugießen?
Natürlich bietet Zerspanen interessante Möglichkeiten und natürlich müssen Gussteile nachbearbeitet werden, aber in der Serienfertigung hat pures aus den vollen Zerspanen nur ganz, ganz selten etwas verloren.
Als Aufwand zur Konstruktion einer Gussform wurde wimre in einem Video zur Produktion zwischen 12k und 100k je nach Komplexität angegeben. In dieser klassischen Konstruktion sind es mindestens 15 verschiedene Gussteile.
Dass dies für eine Kleinserie unbezahlbar ist, steht außer Frage und ist auch nicht das Thema.
mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn
Oh, so langsam erkenne ich Licht am Ende des Tunnels! Wo zum Geier sind da 15 verschiedene Gussteile? Was habe ich (und wahrscheinlich so manch anderer) verpasst?
Der Rahmen ist 1 Teil, dazu kommen noch genau 1 Speichen-Rad (Es gibt ja kein Gestänge und keine verschiedenen Gegengewichte!) und ein "Getriebe-Deckel".
Dein ganzes Geraffel, was du haben willst, sind ein paar Zahnräder, Achsen und Buchsen.
Die kann man gar nicht gießen, das ist das völlig falsche Verfahren dafür, die werden aus passend dimensionierten Halbzeugen auf einem CNC Automat gefertigt. Da solltest du vielleicht mal deine Kollegen aus der Entwicklungsabteilung zu befragen.
Ich bin Gießerei-Mensch und Maschinenbau-Ingenieur, ich kenne da beide Seiten und man muss das sehr genau betrachten. Prinzipiell gibt es für jede Stückzahl, die man nicht mehr an einer Hand abzählen kann, das geeignete, wirtschaftliche Gussverfahren. Deine Zahlen gelten für Druckguss mit enorm teuren Werkzeugen und sehr speziellen Stählen, die höchsten Belastungen standhalten müssen.
Eine Firma, wie Märklin, die Jahrzehntelange Erfahrung mit Gussteilen hat und wahrscheinlich einen eigenen Werkzeugbau besitzt, konstruiert von vorne rein gussgerecht und die können aus Erfahrung abschätzen, wie das Werkzeug zu bauen ist, damit da keine Bananen heraus kommen.
Das ist nicht zu vergleichen mit allgemeinen Fällen, wo irgendwem mal auffällt, dass man das Teil vielleicht auch gießen könnte und dann ein bestehendes Teil in der Konstruktion und ihm Werkstoff umgestellt werden muss und dann ein Werkzeug dafür gebaut werden muss.
Es gibt aber neben Druckguss noch andere Verfahren, bei denen deutlich günstigere Formen eingesetzt werden können. Für Feinguss im Wachsausschmelz-Verfahren oder etwas gröber im klassischen Sandguss kann man, je nach Stückzahl, die das Werkzeug überleben muss, auch Holz einsetzen. Ich bin jetzt nicht vollumfänglich über alle Verfahren im Bilde, aber es gibt logischer Weise einen ganz deutlichen Zusammenhang zwischen der gewünschten Abform/ Abgusszahl, den Verfahrenstypischen Anforderungen an das Werkzeug oder Form und der gewünschten Komplexität.
Nur zum Verständnis: wieviele Loks soll Märklin denn davon produzieren? Theoretisch ist auch denkbar, den Rahmen und die 8 Räder in einem Werkzeug zu gießen, wenn der Werkstoff das hergibt, dann muss man sich eben ein zweites kleines, einfaches Werkzeug bauen, um die Teile beim abtrennen auch direkt zu separieren. Bis zu einer gewissen Stückzahl mag das wirtschaftlicher zu sein, als Räder und Rahmen in zwei Werkzeugen zu gießen.
Es kann auch wirtschaftlicher sein, ein paar Ziehteile im Werkzeug einzusparen und das einfach durch Zerspanung zu erledigen. Baut man 10k Teile, ist es das ganz sicherlich nicht mehr.