Guten Morgen,
das mit den Insiderloks ist in der Tat alles andere als schön.
Ich habe mir überlegt, woran es liegen könnte, dass ich bislang bei meinen Neuhäufen keinerlei Probleme hatte und bin zu folgendem Schluss gekommen: ich bin kein Käufer der ersten Stunde, sprich in meinem Fundus befinden sich keine Erstserienexemplare. Es sind samt und sonders Lokomotiven in zweiter, dritter oder späterer Auflage. Die "Kinderkrankheiten" sollten dann mittlerweile dem Hersteller bekannt und behoben sein. Es handelt sich bei unseren Schätzchen hinsichtlich ihres Funktionsumfangs um hochkomplexe Miniaturen die möglicherweise eines gewissen Reifegrades bedürfen.
Vielleicht ist da etwas dran, ihr könnt ja mal überprüfen, aus welcher Serie eure Problemfälle stammen.
Natürlich habe ich mich gefragt worin die Ursache liegen könnte, dass sie den oben angesprochenen Reifegrad bei Erstauslieferung - wenn es den so ist - noch nicht erlangt haben. Meine Meinung dazu ist: die gesamte Szene, Hersteller und Modelleisenbahner, bewegt sich in einem Teufelskreis, der sich immer schneller dreht. Die Fülle an Neuheiten, mittlerweile Quartalsweise, auch wenn es sich bei den Quartalsmodellen in der Regel um Bedruckungsvarianten handelt, ein Überaschungsmodell hier, eine zweite Insiderlok dort, können die Frage aufkommen lassen, inwieweit man die eine Serie noch im Blick hat, während von hinten schon die nächste Charge drängelt. Selbstredend könnte man den Hersteller auch zurufen "dann nehmt euch halt die Zeit". Andersrum drängeln wir Modellbahner auch mit unseren Wünschen nach Modellen und derer zeitnaher Auslieferung. Die Markentreue mag bei Märklin noch eine größere und bedeutendere Rolle spielen als bei den restlichen Herstellern, doch auch unter den "Märklinisten" wird mittlerweile schon in größerem Umfang über den Tellerrand hinaus geschaut; andere können es mittlerweile eben auch! Als Beispiel sei hier die PIKO V200 genannt, die vor 7 oder 8 Jahren zu einem Kampfpreis von um die 100,-€, also zum Kurs eines Steuerwagens angeboten wurde. Ein optisch gelungenes Maschinchen und preislich ein überschaubares Risiko, was so manchen Zweifler überzeugte. Und als Hersteller kannst du eigentlich nur alles verkehrt machen. Lieferst du nicht rechtzeitig aus, verkommst du zur Lachnummer und das Modell zum Phantom (siehe LS-Models 120.5). Lieferst du aus und das Produkt erweist sich als unfertig, hagelt es Kritik; man kann so vorgehen wie Märklin, die ganze Serien zurücknehmen, oder wie ESU (V60 vor guten 10 Jahren) und ruft die ganze Serie zurück und lässt sie still und heimlich verschwinden wie Russland seine Oppositionellen. Gehen sie mit Bedacht und wenigen Neuheiten an die Sache heran heißt es "von denen kommt auch nichts mehr" und darüber hinaus schläft die Konkurrenz nicht. Dann lieber liefern und ggf. nachbessern, bevor der Kunde bei einem anderen Hersteller (un)glücklich wird. Wer hier Henne ist und wer Ei (Hersteller oder Modellbahner) lässt sich weder ausmachen, noch spielt das eine Rolle. Die Suppe wird gemeinsam ausgelöffelt und so richtig schmackhaft scheint sie nicht zu sein.
Und zu den immer wieder zitierten Stirnradgetrieben aus den analogen Zeiten: was war an den Modellen den komplex? Die mussten den Fahrtrichtungswechsel beherrschen und wenn es hoch kam noch den fahrtrichtungsabhängigen Lichtwechsel, das war's; das ist natürlich in den Griff zu bekommen.
Und noch etwas anderes zu Haltbarkeit. Dazu können die Techniker unter uns sicheretwas beitragen. Von meiner Seite ist es nur eine fragende Vermutung, mehr nicht. Kann es sich auf die Haltbarkeit auswirken, dass digital betriebene Lokomotiven, sobald sie auf der (eingeschalteten) Anlage stehen immer unter Strom stehen, quasi immer angeschaltet sind, egal ob sie sich bewegen oder stundenlang im Schattenbahnhof verharren, während analog betriebene Lokomotiven nur dann "an" sind, während sie sich bewegen? Dass digitale Lokomotiven somit zwar auf sehr viele Betriebsstunden, dabei aber nur auf wenige(r) Meter kommen?
Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias