Zitat von Tegernseer im Beitrag BR103 Türkis und andere
Hallo Rolf
Die Boxpok Räder hatten meiner Erinnerung nach (EK Buch) Materialmängel made by GDR oder es war minderwertiger Import.....etwas unwesentliches, aber bei der Mangelwirtschaft der DDR ein echtes Problem. Die waren somit unrobuster als Speichenräder.
Wenn ich mir nochmals überlege dass die größten und besten Loks Europas um 1920 aus Süddeutschland kamen (Badische IV H, sächs. XX HV, Bayer. G 2 x 4/4, würtembg. Reihe K oder auch Österreich: Reihe 570 der Südbahn) UND die Pläne zu weit mehr auf dem Tisch lagen (siehe meine Beiträge!) und selbst die Hanomag 1925 mit der monumentalen 241 der NORTE für Spanien eine der ersten 2`D 1`h4v Europas erbaute.....ist einzig die preussische Mentalität "eine Pazifik reicht für immer und ewig" verantwortlich für die 01, die 1925 nun ganz und gar kein technisches Highlight in Deutschland und Europa war und es bis 1940 gearde mal zur Entwicklungsstufe 01.10 brachte, einer schweren etwas trägen Stromlinienversion mit 3 Zylindertriebwerk. Also war der deutsche Lokomotivbau -bis auf einige originelle Sonderbauten wie die schöne 05 und die 61er - eigentlich nur lamer Unterdurchschnitt ab 1924.....Also Reichsbahnzentralamt Berlin . Oder an was lags sonst?
Grüße Matthias!
Habe mir nochmals abschließende Gedanken gemacht über die Entwicklung des Lokomotivbaus der Reichsbahn ab 1920.
Die harte Kritik (Wagners Langrohrkessel, keinen brauchbaren Schnellzugvierkuppler) meinerseits sei insofern gerechtfertigt, wenn man speziell den Vierkuppler und die französischen technischen Innovationen eines Chapelon ab etwa1934 heran zieht.
Aber bedenken wir dass es wohl die Süddeutschen gewesen wären, die mindestens ebenso geniale Lokomotiven vielleicht schon vor Chapelon planten und eingeführt hätten ohne Diktat aus Berlin.
Chapelons Meisterleistung, die 2424 A1 war aber erst 1946 entstanden, übrigens aus einer recht unglücklichen ETAT Lok von 1931, die wohl keinesfalls besser als die 06 war! Seine 240 wiederum war aus einem Umbau einer alten Pazifik entstanden. Sonst gab es in Frankreich nur die ambitionierten Projekte der Paris-Orleans Bahn 1938 (Form Seite 124), die durch Gründung der SNCF jedoch unterblieben. So sind unsere vielfach bewunderten französischen Ideen eines Neubauprogramms ja erst 1946 entstanden und die Meisterleistungen der CSSR kamen auch erst ab 1946. Selbst die mächtige spanische RENFE Lok Reihe 242 erschien erst 1950. Ach die hübsche russische P 36 ist etwa ab 1950 auf die Schienen gekommen.
Somit sind die Leistungen der Reichsbahn in den dreißiger Jahren ganz anders zu bewerten! Es war ja die Reichsbahn die mit der 05 die mit Abstand schnellste und genialste europäische 2`C 2`überhaupt hervor brachte, weltweit auch früher als die New York Central oder Milwaukee Road. Genial freilich auch die Idee der Tenderlokreihe 61, geschuldet dem ersten eingeführten Schienenschnellverkehr weltweit überhaupt! (Schienenzeppelin 1931) Mit der oft geschmähten und sicher weit verbesserungsbedürftigen 06 (hätte die mal Chapelon in die Hände bekommen) war immerhin die größte und stärkste 2`D 2`weltweit außerhalb der USA gelungen! Und ihr Güterzug Pendant 45 war trotz aller Schwächen die modernste und größte Güterzuglok des Kontinents. Und mit der interessanten 19er mit Dampfmotoren war wohl 1941 eine der modernsten Dampfloks weltweit geboren. Und die erfolgreichsten massenhaft gebauten Loks waren mit der 44er und 50iger sowie ihren Ableitungen als 52 und 43 später in ganz Europa beliebt. Also erscheint das ständige Reichsbahn-Bashing generell überzogen. Und dann kam ja sowieso der Krieg. Selbst ein Baumberg und Witte konnten das Versäumte an Innovationen in einer Mangelwirtschaft nicht mehr nachholen. Der Traktionswechsel tat folglich sein Übriges. Die frühe Einführung der Elektrifizierung im Westen war ja sicher auch kein erfolgloses Konzept.
Abgesehen von weitreichenden Planungen muss man selbst bei dem Gebauten der DRG folglich konstatieren: Die zwischen 1934 und 1941 entstandenen Reichsbahnloks 01.10, 05, 06, 61, 45, 85, oder 53er Mallet (deren Bau bei Borsig 1944 schon begonnen hat) gehörte zu dem modernsten und umfangreichsten Programm von Neubaumaschinen europaweit. Ganz zu schweigen von der Entwicklung einer E 19 oder eines Kruckenberg SVT 137, dem Urahn aller TGVs Shinkansen und ICEs! Im Übrigen bauten sämtliche Länder nach Normen der Reichsbahn (Polen, Türkei, Bulgarien, Jugoslawien) und bestellten nicht selten bei deutschen Fabrikanten. In Bulgarien entstand mit der Reihe 46 die größte Tenderlok der Welt als 1`F 2`h3t bei Schwarzkopf noch 1941! Vergessen wir selbst technisch nicht die hervorragenden 1`D 2`Krupps für Norwegen und die nach der Übernahme der BBÖ zur Verfügung stehende Reihe 12 (1`D 2`) womit die Reichsbahn auch tatsächlich nicht sooo schlecht abgeschnitten hat im Vergleich mit anderen Bahnen weltweit, zumindest bis Kriegsausbruch.
Grüße!