Hallo liebe Modellbahnfreunde, Wolfgang und Stephan,
vielen Dank für eure netten Kommentare.
@Wolfgang freut mich dass auch du nach meiner Anleitung am Fichtenbau teilnehmen möchtest, bin natürlich auch an deinen Ergebnissen interessiert.
@Stephan die Fasern von Polak verwende ich schon seit langem, kann aber keinerlei Farbveränderungen feststellen, meine Modelle stehen aber auch nicht im direkten Sonnenlicht. Allerdings sind die Grasfasern von woodlands sehr lichtempfindlich. Diese haben sich innerhalb eines Jahres von hellgrün nach dunkelbeige verfärbt.
Ich habe die Fichtenbauanleitung nochmal aktualisiert und zu einer kompakten Anleitung umgestrickt:
Anhand der von mir gemachten Erfahrungen habe ich eine kleine Bauanleitung zum Selbstbau von Fichten und Tannen erstellt.
Bevor man sich an den Bau von Modellbäumen begibt, sollte man einen kleinen Streifzug durch die Natur unternehmen und hierbei besonderes Augenmerk auf die zum Nachbau geplanten Baumarten richten. Insbesondere sind auch die verschiedenen Wuchsformen der Bäume je nach Standort bei ein und derselben Baumart zu beachten. Eine Fichte in einem dichten Urwald unterscheidet sich erheblich von seinen Brüdern an einem Standort als Solitärbaum. In einem Wald sind z.B. die unteren Äste meist abgetrocknet, verdorrt und nadellos, bzw. die Äste sind schon abgefallen so daß im unteren Bereich der Fichte nur noch der Stamm mit einigen Aststümmeln existiert. Hier spricht man dann von einer Hochstammfichte. Solitär wachsende Bäume tragen meist bis weit in den unteren Stammbereich noch benadelte Äste. (Vollstammfichte) Bei Fichten, die im Dickicht des Waldes stehen, kann man auch die Anzahl der Äste im oberen bis mittleren Baumbereich erheblich ausdünnen, da durch die Enge des Waldes die Äste der benachbarten Bäume ineinandergreifen und die Bäume zu einer Einheit, dem Wald verschmelzen. Ein als Solitärbaum gebautes Baummodell mit seinen vielen Ästen würde in einem dichten Wald seine Wirkung verfehlen und der natürliche Eindruck eines Modellwaldes würde sich nicht einstellen. Von vorneherein sollte man sich darüber im Klaren sein ob man einen Wald oder einen Baum nachgestalten will. Die Fichten in den ersten beiden Reihen am Rande des Waldes sollten jedoch detaillierter wie die tief im Wald stehenden Bäume gebaut werden, da man von den Bäumen in Waldmitte eigentlich nur die Wipfel sieht. Hier kann man viel Arbeit sparen, zumal auch das nicht zu vergessende Unterholz dem Wald in der Tiefe ausreichend Volumen verleiht. In der nachfolgenden Bauanleitung sind alle Bautechniken erwähnt, so daß jeder sich seine geplante Fichte bzw. Fichten nachgestalten kann. Man sollte mit Ruhe und Liebe ans Werk gehen, es dauert etwas bis man das Gefühl für einen Modellbaum entwickelt und das Ergebnis auch auf Dauer zufriedenstellt. Mit jedem gebauten Baum wächst die Erfahrung und das Schöne ist die evtl nicht so gut gelungenen ersten Exemplare finden in der Waldmitte immer noch einen angemessenen Standort. Sicher stellt sich jetzt auch die Frage wieviel Zeit muss ich für einen Baum investieren? Nach meinen Erfahrungen im M 1:160 ist ein Zeitaufwand von ca. 60 bis 90 Minuten für einen einzeln gebauten Baum zu veranschlagen. Baut man mehrere Bäume in Serie läßt sich durch Synergeieffekte erheblich Zeit einsparen. Man sollte allerdings nicht gleich mit der seriellen Fertigung beginnen, sondern zunächst seine Erfahrungen an einzeln gebauten Bäumen machen damit man Fehler und auch positive Erkenntnisse in die nächsten Modelle einfliessen lassen kann. Vorraussetzungen für den glaubhaften, detaillierten Bau von Modellbäumen sind Kenntnisse über den Vorbildbaum, z.B. aus der Natur selbst bzw. von Abbildungen, sowie einige Daten über den Habitus des Baumes:
Die Fichte gehört zur Familie der Kieferngewächse und ist in Mitteleuropa als gemeine Fichte (Picea abies) als einzige ihrer Art beheimatet. Sie erreicht Wuchshöhen von 20 bis 60 m, entsprechend 12 bis 38 cm in der Spur N und 22 cm bis 69 cm im M 1:87. Die Baumkrone ist bei grösseren alten Bäumen parabelförmig ausgebildet während bei Jungfichten eher eine pyramidenförmige Baumspitze angelegt ist. Auch Verzweigungen in mehrere benachbarte Spitzen kommen im Bereich der Baumkrone vor. In der Regel beträgt der Stammdurchmesser bis zu einem Meter, wobei auch Extremwerte bis zu 4 Metern beobachtet wurden. Auf die verschiedenen Wuchsformen je nach Standort des Baumes wurde schon hingewiesen. Man unterscheidet Fichten mit plattenförmig angeordneten Verzweigungen der Äste und Kammfichten bei denen die Seitensprossen wie ein Vorhang herabhängen. Jungfichten verzweigen sich meist plattenförmig, die Kammform stellt sich meist erst nach 30 Jahren ein.
Nach diesen theoretischen Vorbemerkungen soll es nun mit dem praktischen Teil der Anleitung weitergehen.
Ziel ist es Fichten in dieser Art als Modell zu bauen.
die Bauanleitung ist für Modelllfichten im Masstab 1: 160 verfasst, da ich eigentlich nur in dieser Baugrösse ausreichend Erfahrungen habe. Als mittelhoher Baum soll hier eine Modellbaumhöhe von ca.13cm erreicht werden. Wer im M 1:87 bauen möchte muss die Maße der Baumabmessungen, Drahtstärken usw. entsprechend anpassen.
Ich habe zunächst ein kleine Aufstellung des benötigten Materiales zusammengestellt:
elektrostatisches Begrasungsgerät z.B. Heki flockstar, Pinzetten, Pinsel,kleine Drahtschere,Teesieb, Weissleim, etwas Lack glänzend, Acrylmalmittel oder Kartuschen-Acryl aus dem Baumarkt, Holzschleifstaub z.B. aus der Schreinerei bzw. vom Parkettbauer, billiger Sekundenkleber in den kleinen Tuben, Grasfasern 2mm/ 1mm, Grasfasern 4,5mm evtl. auch 6mm z.B. von Noch oder Mininatur, Moosflock dunkelgrün 0,5mm von Silhouette/Mininatur oder auch Fichtenflock 0,5 mm von Silhouette/Mininatur, Sprühkleber z.B. Bison oder von Ghiant aus den Idee und Kreativmärkten, Klarlack glänzend in der Sprühflasche, Kupferdraht 0,25 mm oder auch Stahldraht 0,3mm von der Rolle, Kupferlitze 0,15mm z.B. aus Geräteanschlusskabel, Stahldraht gerade ca. 0,8mm stark aus dem Baumarkt oder Idee und Kreativmarkt, mattbraunes Lackspray, Zinkspray aus dem Autozubehör( nicht Zink-Aluspray)
Ich hoffe dass ich nichts vergessen habe und beschreibe nun den Bau des Baumgerüstes.
Der zentrale ca. 0,8mm starke Stahldraht wird auf eine Länge von ca. 15 cm gekürzt und wie auf der Abbildung zu sehen mit dem 0,25 mm Kupferdraht unter Schlaufenbildung für die Äste umwickelt. Jede 4.Umwicklung solllte eine Schlaufe gebildet werden. Oben lassen wir ca. 5 cm von dem Kupferdraht überstehen. Dieser überstehende Kupferdraht wird dann in gleicher Weise unter Schlaufenbildung mit der 0,15mm Kupferlitze umwickelt damit sich der Stamm weiter noch oben verjüngt. Die Schlaufen könne ruhig grösser gehalten werden, sie werden hinterher noch entsprechend der endgültigen Astlänge gekürzt. Abschliessend wird der Stamm mit Sekundenkleber aus der Tube bestrichen und zum trocknen beiseite gelegt.
Auf den obigen Bildern sieht man wie ich nach dem Abtrocknen des Sekundenklebers die Schlaufen für die Äste, nach oben parabelförmig zulaufend, gekürzt habe. Die unteren Äste haben eine Länge von ca. 2cm -2,5 cm. Anschliessend biege ich die Äste mit der Pinzette in ihre endgültige Forum. Nun wird der Stamm von oben nach unten mit einem Gemisch aus Weissleim, Acryl aus dem Baumarkt oder Acrylmalmittel und etwas Wasser eingestrichen. Die Masse sollte eine zähflüssige bis cremige Konsistenz haben. Nach dem Abtrocknen ist das obere Drittel des Stammes schon ausreichend dick, ggf. den Stamm noch einmal extra überstreichen. Das mittlere und untere Dritel des Stamms wird danach noch mal mit der jetzt ruhig etwas flüssigeren Masse überstrichen und mittels Teesieb unter drehen des Baumes der Holzschleifstaub aufgerieselt. Wieder zum trocknen beiseite legen und in einer nächsten Behandlung nun das untere Drittel des Baumes aufbauen. Man muss hier im Einzelfall entscheiden ob beim ersten mal der Aufbau des Stammes passt, evtl. an der einen oder anderen Stelle noch mal in der bechriebenen Weise nacharbeiten. Der untere Stamm sollte maximal 3mm Durchmesser haben, das entspricht ca. 50 cm Vorbilddurchmesser. An den Astabgängen haben sich immer unschöne Verdickungen aus dem Holzmehl gebildet, diese können nach dem Durchtrocknen leicht mit einer Pinzette abgezogen werden, evtl mit dem Skalpell noch etwas nacharbeiten. Sobald das Baum so aufgebaut und gut getrocknet ist wird er mit mattem Lack eingesprüht. ( der Sprühkleber haftet dann besser an den Ästen ).
Auf den obigen Bildern wird gezeigt wie die ersten Zweige an die Äste angebracht werden. Hier ist auch gut zu erkennen wie dicht in etwa die Grasfasern aufgebracht werden sollen.
Zwecks Anfügen der Zweige sprühe ich den Baum von unten mit Sprühkleber ein. Der Sprühnebel sollte mehr die Aussenseiten des Baumes benetzen. Unverzüglich bringe ich danach elektrostaisch von unten die 4,5mm Grasfaser an die Äste, also den Baum verkehrt herum halten. Anschliessend wird von oben auf den Baum gepustet damit sich die Fasern nach unten ausrichten. Die Fasern die im Bereich der Baumspitze kleben werden jedoch wieder mit einer Pinzette entfernt, da sie durch das pusten falsch liegen. Sprühkleber sollte in geschlossenen Räumen nicht verwendet werden. Nachdem dies Äste begrast und getrocknet sind (ca. 1 Stunde Trockenzeit ) wird die Baumspitze mit Glanzlack eingestrichen und es werden wieder 4,5 mm Fasern elektrostatisch aufgeschossen, die Fasern sollen rechtwinklig zum Stamm abstehen. Wenn auch diese Fasern angetrocknet sind, werden die zuvor aufgebrachten Fasern im unteren Baumspitzenbereich noch mal an den Faserenden mit Glanzlack leicht betupft und noch ml eine Lage 4,5 mm Fasern aufgebracht. Der Baum wird nach nochmaligem Abtrocknen mit mattem braunen Lack zur zusätzlichen Verfestigung der Grasfasern übersprüht und zum trocknen beiseite gelegt.
Nachdem nun die Fasern zur Nachbildung der Zweige an den Ästen angebracht sind, wird der Baum wieder mit Sprühkleber eingenebelt, wobei auch dieses mal wieder nur die Peripherie benetzt werden sollte. Es werden nun unverzüglich 1 mm oder 2mm Grasfasern sparsam elektrostatisch aufgebracht um dem Baum mehr Volumen zu verleihen. Wer den Baum etwas lichter gestalten möchte kann die kurzen Fasern auch weglassen. Für den Fall daß doch Kleber auf den Stamm gerät, können die am Stamm dann anhaftenden Grasfasern mit einem Terpentingetränkten Pinsel leicht wieder abgewischt werden. Nach einer Trockenzeit von einigen Stunden wird der Baum mit Zinkspray und Mattbraun nass in nass eingesprüht. So entsteht eine der Fichtenrinde ähnliche Farbe und der Baum erhält durch das Zinkspray eine metallische Oberfläche zur Verstärkung des elektrostatischen Feldes. Der Baum muss nun 24 Stunden trocknen. Danach werden mit einer kleinen Nagelschere die auf den Ästen nach oben überstehenden Fasern Ast für Ast abgeschnitten sowie die noch struppigen Grasfasern an den Astenden spitz zulaufend abgerundet. Auch die Baumspitze kann mit der Schere noch etwas ausgedünnt werden. Die Fichte ist nun fertig zur Benadelung mit 0,5 mm Fichtenflock.
Bei diesen Bäumen habe ich unten abgetrocknete Äste darstellt um alle Bautechniken exemplarisch an diesen Fichten zu zeigen. Hierzu werden die unteren Äste, wie auf dem Bild zusehen, nach unten weggebogen und mit einer Frischhaltefolie abgedeckt. Der Baum wird nun mit Klarlack glänzend oder Sprühkleber eingesprüht, die Folie wird wieder entfernt und die Fichte sofort elektrostatisch von unten benadelt. Überschüssige Fasern abschütteln. An den nicht benadelten unteren Ästen wird später mit einem kleinen Pinsel glänzender Lack aufgetupft und von unten noch mal elektrostisch benadelt, so dass diese abgetrockneten Äste nur teilweide begrünt sind. Eine Fixierung der Nadeln ist nicht unbedingt erforderlich, da die Fasern bei Verwendung von Klarlack bzw. o.g. Sprühkleber dauerhaft verklebt sind. Voraussetzung ist jedoch daß unverzüglich nach aufsprühen des Klebers, noch während der offenen Zeit, das Fichtenflock aufgeschossen wird. Zum Abschluß werden noch die Äste entsprechend der gewünschten Form zurecht gebogen. Zu beachten ist daß bei den Fichten in der Regel die oberen Äste nach oben zeigen, während die unteren mehr nach unten bogenförmig durchhängen.
Abschliessend möchte ich noch bemerken diese Anleitung genau eingehalten werden sollte, schon kleinste Abänderungen, auch bei den Materialien können zu ganz anderen Ergebnissen führen. Insbesondere bei Verwendung von Sprühkleber sind nur solche mit einer langen offenen Zeit geeignet. Nach meinen Erfahrungen trifft dies auf die o.g. genannten Kleber zu, ohne das ich ausschliessen möchte daß auch Sprühkleber anderer Hersteller geeignet sind. In jedem Fall muss unmittelbar nach Einsprühen des Baumes sofort beflockt werden, da sonst der immer noch schnell abbindende Kleber keine dauerhafte Verbindung zwischen Zweigen und Benadelung herstellt.
Viel Erfolg und Spass beim Fichtenbau wünscht euch
Jürgen
p.s. Anleitung Lärche und Kiefer wird demnächst aktualisiert!