Angesichts der untenstehenden Bilder wird sich der ein oder andere geneigte Leser fragen, welche Daseinsberechtigung dieser rasende Schienenzyklop hier in diesem Thread hat. Nun, das ist schnell erklärt:
Mitte der 1970 er Jahre half Achim Berg, ebenfalls ein meinerseits hochgeschätztes Mitglied dieses Forums, einem Bekannten bei der Auflösung einer Wohnung in Bonn. Was unter anderem zum Vorschein kam, war das hier:
Originalaufnahme mit freundlicher Genehmigung von Achim Berg
Der "Rheinblitz"! Ein aus dem vollen Aluminium gefräster Zweiteiler; stammend - möglicherweise - aus der Lehrwerkstatt der VAW (Vereinigte Aluminium Werke). Zwar ist der Zug ohne Vorbild - was ihn nicht weniger reizvoll macht; wirft er durch sein Sein doch die Frage auf, wer sich wann warum und wo soviel Mühe gemacht hat, ihn anzufertigen. Eine Bastelei für den "Eigenbedarf" eines futuristisch veranlagten Spielbahners? Eine Auftragsarbeit, der besseren Veranschaulichung dienend - vielleicht soll das "Rheinblitz"-Modell einen Entwurf für einen dereinst geplanten "echten" Zug darstellen? Natürlich ist es völlig unrealistisch, einen Sechsachser mal zwei im Nahschnellverkehr einzusetzen, aber die Entwürfe des DB-Design-Centers aus jener Zeit für Hochgeschwindigkeitstriebzüge (allen Ernstes "HGZ" genannt - mit pseudomodernistischen Angli[zi]smen hatte man damals erfreulicherweise noch herzlich wenig am Hut) beispielsweise weisen auch allesamt ebenfalls sechsachsige Triebköpfe auf (zu bewundern im EK 10/83, S. 38/ 39). Vielleicht mag ja einer der Mitleser etwas Licht in die Herkunft dieses auf seine ganz eigene Art und Weise faszinierenden Fahrzeuges zu bringen.
In jedem Fall war der "Rheinblitz" viel zu schade für den Müll. Ursprünglich kam das Gerät auf zwei Motorfahrgestellen des 3070 mit Originalumschalter, einem Schleifer, Horrorverkabelung und Fensterscheiben aus FALLER-Gardinenpapier daher. Mittlerweile hat ihm sein Neubesitzer einen neuen Motor, zwei Schleifer, normales Umschaltrelais mit isolierter Wicklung, eine fahrtrichtungsabhängige Stromaufnahme und einen Schleppschalter für Spitzenlichtumschaltung spendiert. Achim war es auch, der an mich mit dem Wunsch herantrat ob es mir denn nicht möglich sei, dem Zug per GIMP ein paar Farbkleider maßzuschneidern, wovon er dann das ihm am attraktivsten erscheinende realisieren wolle. Nun gut, here we are:
Vorgegeben waren noch die Farbkombinationen schwarz/ weiß bzw. weiß/ rot. Alle drei sind vom Design her - passend zur Formsprache des Zuges und der damaligen Ära - "best of 70s", sozusagen. Und die umlaufende "Fräskante" lässt nur wenig gestalterischen Spielraum zu; irgendwelche damit kontrastierenden Schrägen oder Linienführungen verbieten sich quasi von selbst. Variante 1 ist so eine Art Mischung aus ET403 und britischem IC125:
Variante 2 ist, wie bestellt, schwarz-weiß; die Türen sind - nach dem Vorbild des NPZ der SBB beispielsweise - farbig abgesetzt, um Menschen mit Sehbehinderung das Auffinden der Einstiegsbereiche zu erleichtern:
Und Variante 3 sieht nun wirklich aus wie Nürnberger U-Bahn oder Kölner Straßenbahn - irgendwie sehr "nahverkehrig", wohingegen man die anderen beiden - wir denken uns Einholmstromabnehmer und eine beliebige Anzahl an Zwischenwagen dazu - optisch eher im Fernverkehr verorten möchte:
Vom Anbringen von Beschriftung jeglicher Art habe ich Abstand genommen, dies obliegt Lust und Laune des Lackierers. Mal sehen, wann uns welcher "Rheinblitz" hier im Forum "in realitas" wiederbegegnet. Aber es war einmal eine Arbeit ganz anderer, reizvoller Art - statt einer "What if?"-Lackierung ein kompletter "What if?"-Zug - deren Ergebnis ich der geschätzten hiesigen Leserschaft keinesfalls vorenthalten haben wollte.
Grüße!
Christian