Zitat von Lokpaint
Zu der Zeit hätte es aber gepasst, obwohl man sich für die Loks was anderes hätte einfallen lassen sollen. Diese hätten sich von den Wagen farblich herabheben sollen. Wie das dann aussehen muss ist für mich ein komplettes Rätsel.
Herrje, Bart, da hast Du mir wieder ein echtes Ei ins Nest gelegt. Aber die Frage ist genauso interessant wie - als Herausforderung - spannend. Die Vita ist also die folgende: Die DB beschafft in den 70er Jahren die Serienzüge der Baureihe 403. Ihre Farben werden die Produktfarben des IC-Verkehrs der Bundesbahn in den späten Siebzigern. Nun sucht man - um die Loks von den wie die 404-Zwischenwagen lackierten IC-Wagen abzuheben - nach einem Anstrich, der einer Quadratur des Kreises gleichkommt: Er soll "Trinidad" sein und doch nicht "Trinidad". Farblich sollen die Lokomotiven zu den Zuggarnituren passen und sich doch von diesen unterscheiden. Weiterhin ist nach einem Farbkonzept gesucht, das eben nicht auf die 103 maßgeschneidert ist sondern auf alle Baureihen anwendbar - die 112 z.B. - , die ebenso in IC-Zugdiensten laufen. Die Lackierung soll nicht mehr Farbtöne umfassen als die des 403. Helle, pflegeintensive Stellen sind möglichst zu minimieren. Schmutzaffine Bereiche - Lüfter, Drehgestelle - sind in entsprechend gedeckten Farben zu halten. Also keine Experimente wie rote Drehgestellblenden oder ähnliches, genausowenig wie weitere optische Luxurierungen (Farbverläufe, komplizierte Bögen, Kurven, Wellenlinien...); schließlich soll der Anstrich im Schadensfall einfach auszubessern sein. Und - es soll nicht irgend ein weiterer bunter Phantasieanstrich für unsere Schnellläuferin sein; vielmehr ein plausibler Anstrich, wie er damals hätte möglich sein können.
Naheliegend, dass man da mal ins Archiv geht und blättert. Damals gab es bekanntlich das Design-Center der Deutschen Bundesbahn. Immer wieder mal erschienen in unterschiedlichen Publikationen zu jener Zeit Illustrationen aus diesem Hause die einen Eindruck von jenem Zugtyp geben sollte, der in ferner Zukunft (hieß: nach Fertigstellung der Neubaustrecken Würzburg - Hannover und Mannheim - Stuttgart im Jahre 1985) auf eben jenen Neubaustrecken verkehren würde. Schon spannend, was man da zu sehen bekam. Vor allen Dingen die in einem EK-Heft abgebildeten sechsachsigen Triebköpfe fand ich ja sehr charmant... Wie dem auch sei: Auffallend viele dieser Züge - ob sie nun "HGZ" oder "VD-2" hießen, von ICE sprach damals noch kein Mensch - variierten die Grundfarbtöne des 403 Rot, Schwarz und Weiß (Dass die 403-Farbtöne weder reines Rot, Schwarz noch Weiß sind ist mir bekannt. Ich bleibe aber aus Gründen sprachlicher Einfachheit bei diesen Termini). Was war für mich also naheliegender als mich, um Barts Rätsel zu lösen, an diesem Fundus zu bedienen? Am Ende meiner Bemühungen steht nun dieses gute Stück, das aber einiger sprachlicher Erläuterung bedarf:
Die Grundfarbtöne sind durch die 403-Farben vorgegeben. Den "Megalatz" an der Front haben Kenner schon längst als das "Doppel-Warndreieck" der 110 365 identifiziert, das lediglich noch im oberen Bereich einen roten Balken bekam, um den roten Absetzstreifen der Wagen optisch aufzunehmen und die Warnwirksamkeit noch zu erhöhen. Im Unterschied zur 110 365, die jahrelang ohne das eigentliche vorgeschriebene Hoheitszeichen sowie die ebenso vorgeschriebene Loknummer an der Front durch die Gegend fuhr, weist unsere 103 beides auf. Dazu musste das Bundesbahn-Logo aber etwas nach oben rutschen - es hätte sonst so ausgesehen, als habe man es mit Hosenträgern an den Scheibenwischern aufgehängt...
Die schwarzen Führerstände wie auch die rot-schwarzen, Dynamik verkörpernden Pfeile vor und hinter dem Lüftergitterbereich finden wir auch bei den besagten Entwürfen aus den späten Siebzigern. Ihre Pfeilung ist vorgegeben durch die der grauen Lüftergittereinfassung, die unschwer erkennbar von der 103 109 adaptiert wurde. Außerdem entsprechen sie dem Zeitgeist der 70er mit seinen "pfeilförmigen Zuspitzungen" - siehe das Fensterband des 420, siehe 103 109. Das IC-Logo entspricht - logischerweise - dem des 403, wie es formeinheitlich im Produktbereich "Intercity" verwendet wird. Der Rahmen ist farblich abgesetzt; nicht nur, weil dies zu jener Zeit noch üblich war sondern auch, um optische Geschlossenheit mit dem Zugverband zu erzielen. Rahmenfarbe und die der Lüftereinfassung sind, um nicht noch einen weiteren Farbton verwenden zu müssen, identisch. Beschriftung und Beschilderung - natürlich mit Gusskeksen - entspricht den zeitüblichen Gepflogenheiten.
Blieben noch zwei Punkte zu klären: Zunächst die Schürzen - die möge sich der geneigte Betrachter dazu denken. Und es hätte schon mit dem Teufel zugehen müssen wenn man dieses Farbkleid zu jener Zeit - natürlich in keiner Weise rassistisch intendiert - nicht mit dem Spitzennamen "Negerkopf" bedacht hätte. In der Ära der politischen Correctness scheidet diese sprachliche Option natürlich aus - weswegen die "Trinidad II" in meinem internen Sprachgebrauch schlicht und ergreifend "Buntspecht" heißt.
Wie gesagt: Mir ging es darum, vor dem Hintergrund von Designstudien jener Zeit einen Anstrich zu entwerfen, wie er, wären die Farben des 403 damals die Produktfarben der Intercity-Züge geworden, für die 103 hätte plausibel sein können. Und darum einen kleinen Anstoß zu geben, wie eine Lösung für Barts Rätsel möglicherweise ausgesehen hätte.
Grüße!
Christian