Eine Runde Diesel-Megalomania. Okay, wenn blödeln, dann richtig:
Retusche nach einem Originalfoto mit freundlicher Genehmigung der Gebr. Märklin&Cie GmbH
Blödeln? Wirklich? Wir erinnern uns: Die DH4000-Reihe von Henschel, der die V320 001 entstammt, war eigentlich eine eher für den Export gedachteType. Ihr entsprang die SZD-Reihe TT400 ebenso wie Maschinen dreier Unterbaureihen, die nach China geliefert wurden.
Auch in Übersee, wo die US-Lokomotivindustrie nicht in der Lage war Gleiches auf die Schienen zu stellen, verfolgte man äußerst interessiert, was die Kasselaner so trieben. Nicht nur Krauss-Maffei mit seiner ML4000CC hatte schöne Töchter zu bieten. Den Leistungshunger der amerikanischen Bahnen zu befriedigen war nicht wirklich ein Problem: Zwar wurde die V320 001 ursprünglich nur mit zwei MTU MB 16V 652 TB mit je 1900PS angetrieben - 1962. Dezember 1969, sieben Jahre Entwicklungsarbeit später, brachte es der MTU MA 16V auf 4000PS. So notwendig und gewollt wäre es also möglich gewesen, in einer Maschine der technologischen Konzeption einer DH4000 bis zu 8000PS Leistung unterzubringen! Exakt solche Entwürfe, Diesel-Doppellokomotiven in der Leistungsklasse von 12000 - 16000PS - mit vierachsigen Drehgestellen! - hat man den Amerikanern angeboten; man findet sie u.a. in Glasers Annalen. Und unser Tegernseer hat einen davon in bewährt professioneller und bildgewaltiger Manier umgesetzt - danke dafür!
Dass nichts daraus wurde mag vor allen Dingen wirtschaftspolitischen Gründen geschuldet sein, man denke an das Schicksal der bereits erwähnten ML4000CC. Und noch etwas kam hinzu - amerikanische Betriebsphilosophie: Wenn eine 8000PS-Diesellok schlapp macht, dann steht der Zug eben. Wenn ich aber die 8000PS aus einer A+B+B+A-Unit à 2000PS "zusammenstückele" und davon macht eine schlapp, kann man noch immer, wenngleich langsamer, problemlos den nächsten Bahnhof erreichen.
Freilich hätten die den US-Bahngesellschaften von der deutschen Schienenfahrzeugindustrie angebotenen Dieselgiganten nicht wie die V320 ausgesehen - wenngleich sie konzeptionell identisch gewesen wären. Aber, so gewünscht, eine A+B+A-Unit mit 6 MTU MA 16V und 24000PS Leistung bei über 400 Tonnen Reibungsgewicht auf die Gleise zu stellen, wäre konstruktiv möglich gewesen. Und heute? Naja, gerüchtehalber suchen die Chinesen nach irgendwelchen Megadieseln für eine Transhimalayabahn. Da bräuchte man in Kassel und München eigentlich nur in die Werksarchive zu gehen...
Grüße!
Christian