Es tut sich einiges im Hintergrund. Davon werde ich von Zeit zu Zeit berichten. Aber ich habe mir überlegt, dass ich eine kleine Serie auflegen will, in der ich beschreibe, wie ich zu meinen Lasercut-Gebäuden gekommen bzw. kommen werde. Anlass ist:
tata, Tusch
heute Mittag kann ich meine Gebäudeteile abholen. Es geht also los. Bald gibt es mehr zu sehen als nur technische Zeichnungen, Papiermodelle oder diverse Tests. Aber der Reihe nach.
Vorgeschichte:
Als ich am Anfang das EG sah war ich auf den ersten Blick so von dem Modell eingenommen, dass ich mir gesagt habe, das wird mein Gesellenstück. Da war mir noch nicht klar, wie ich es machen werde. Ich wusste nur, es gibt Möglichkeiten. Meine ersten Versuch von Hand mit Polystyrol zu arbeiten waren sehr ernüchternd. Ich bin nicht so der Spezialist für akribisch gerade Kanten... Natürlich hätte ich mich zwingen können, aber es widerstrebte mir völlig in Anbetracht der Masse an Teilen mit ihren Fenstern und Mauerfugen. Das Modell in 1:100 von Siegfried Strobel war schon eine echte Vorlage (siehe Bild). Weniger sollte es auch nicht werden. Es hat in einem Modul des MEC Freiberg/Neckar (http://www.mec-freiberg.com/, viele Grüße zu den Kollegen nach Freiberg) einen dauerhaften Stellplatz gefunden und kann bei den dortigen Veranstaltungen (nächste Ausstellung am 19.+20.11.2016) betrachtet werden.
Hier zwei Bilder von Siegfrid Strobels Bahnhof:
Und hier das Nebengebäude:
Ich denke, das sind schöne Modelle, vor allem wenn man bedenkt, dass sie schon viele Jahre alt sind und jetzt im Ausstellungsbetrieb stehen.
Vorarbeiten:
Das wichtigste für den maßstäblichen Nachbau sind Pläne und viele Aufnahmen vor Ort. Für die Pläne habe ich im Staatsarchiv in Ludwigsburg gesucht und auch einige wichtige Pläne gefunden. Darüber hinaus hat mich Herr Strobel großzügig unterstützt, in dem er mir 3 Ordner voll mit Unterlagen und älteren Bilder überlassen hat. Ich war selber mindestens ungezählte Male vor Ort und habe so viele Aufnahmen wie möglich von Übersichten und Details gemacht. Später habe ich noch den Besitzer des Bahnhofs kennen gelernt und auf einer kleinen Ausstellung auch den Mieter des Güterschuppens. Dabei habe ich noch einiges in Erfahrung bringen können. Zufällig habe ich noch eines der letzten Exemplare eines Heimatbuchs, das anlässlich des 100. Jahrestages der Stadternennung von Maulbronn heraus kam. So war ich gerüstet, die nächste Stufe der Modellwerdung in Angriff zu nehmen:
Planung:
Nachdem ich gesehen habe, was Lasercut kann, bin ich zu der Erkenntnis gereift, dass das eine gute Methode wäre, ein schönes Modell zu schaffen. Dafür muss ein Plan erstellt werden, auf der Basis der Laser eingesetzt werden kann. Den Plan kann ich selber machen, aber kann ihn mir zu welchen Kosten brennen ? Erste Kontakte zu Menschen, die ein entsprechendes Gerät einsetzen waren ernüchternd. Kapazitätsengpässe wohin man nur schaut. Aber immerhin habe ich dann doch einen gefunden. Ich bekam Vorgaben mit welcher Linienstärke und -farbe die Wände zu zeichnen wären. Basis war das dxf-Format von Autocad. Ich habe vor vielen Jahren bereits erste Pläne für mein Haus mit einer Uraltversion gemacht, aber das war nicht mehr praktisch, da man jede Linie mit einem Befehl eingeben musste. Aber im Netz gibt es Möglichkeiten. Ich entschied mich für Librecad, einem kostenlosen Programm für 2D-Zeichnungen. Für meine Anforderungen reicht das.
Einarbeitung kostet Zeit und man muss schon ein bisschen Geduld haben, bis man flüssig arbeiten kann. Aber im Prinzip kann das jeder, der einen Rechner hat. Wenn es jemand versuchen will. Ich gebe gerne Hilfestellung. Nachdem ich alles soweit hatte, hat mir der der "Brenner" erst einmal den Zahn gezogen, dass die Dateien fertig wären. Es gab noch genügend doppelte Linien u.anderes mehr. Nach einer gewissen Zeit hatte ich es im Griff. Es empfiehlt sich, mit verschiedenen Layern zu arbeiten. Ich habe 4 Ebenen verwendet:
- den Bauteilrahmen, um mir die Außenkanten eines "Blattes", das die einzelnen Bauteile trägt, zeigt. In diesem Rahmen kann ich meine Teile hin und her schieben, bis sie optimal liegen.
- die Außenkanten jeden Bauteils, die bei der ersten Dimensionierung der Bauteile hilft
- die Fensterrahmen und alle anderen innen liegenden Schnitte und
- die Gravuren.
Man kann mit noch mehr Ebenen arbeiten, wen man z.B. die Gravuren unterschiedlich intensiv darstellen will.
Welche Farbe und Linienstärke die Ebenen haben sollen, ist zunächst egal. Das kann man später mit einem Handgriff erledigen. Grundsätzlich kann jeder professionelle Brenner mit solchen Dateien arbeiten. Aber es gibt auch einige Brenner, die mit Dateien im Coreldraw-Format arbeiten. Hier werden keine Linien, sondern Flächen verwendet. Man sollte sich im Vorfeld darüber klar sein, mit wem man arbeitet und seine Vorgaben abfragen. Hier ist z.B. auch die Frage nach der Maximalgröße der bearbeitbaren "Blätter" von Bedeutung. Nicht jeder kann beliebig große Flächen bearbeiten. Sind die Dateien erstellt, empfiehlt es sich, um ein Probestück zu bitten. Man kann im Vorfeld bereits erkennen, ob die eigene Planung auch umgesetzt werden kann, oder ob die Genauigkeit des Lasers Grenzen setzt. Es gibt durchaus Unterschiede. 0,4 mm bis 0,5 mm breite Stege sollten schon machbar sein. Das entspricht in H0 in etwa den Fensterkreuzen.
Mühsam wird es, wenn der ausgewählte Brenner dann über Monate ausgebucht ist. Dann muss man einen neuen Anbieter suchen und sich dann wieder auf die entsprechenden Randbedingungen einlassen und die Zeichnungen umarbeiten. Ich habe zwischenzeitlich die Lust daran verloren. Einzig der Gedanke, dass eine solche Präzision möglich ist, hielt mich dann doch bei der Stange. Und ich wurde belohnt. 5 Minuten von meinem Arbeitsplatz fand ich die Druckerei Murr https://www.agentur-murr.de/, die u.a. auch lasert. Dafür musste ich die Dateien wieder umarbeiten, da andere Formate gefragt waren. Dann noch eine Optimierungsschleife, die mich einen Sonntag kostete und vier Tage später waren die Arbeiten fertig. Die ganze Abwicklung ging schnell und unproblematisch, alle Versprechungen wurden eingehalten. Nur auf die Probestücke musste ich gut drei Wochen warten, was mir aber bereits im Vorfeld mitgeteilt wurde.Von den Ergebnissen berichte ich das nächste Mal.
Viele Grüße
Jürgen