Was wäre wenn... das haben wir uns in diesem Thread nicht nur im Hinblick auf diverse Lackierungsvarianten unterschiedlichster Lokomotivtypen gefragt, sondern auch mehrfach im Hinblick darauf wie es wäre, manche Dampflokomotive wieder im Einsatz erleben zu können. So haben wir hier u.a. die 01 1102 in schwarz, die 13 1247, die 10 001, die 39 197 und die 42 2768 virtuell "zum Leben erweckt".
Einen weiteren Traum habe ich mir heute - zumindest digital - erfüllt: Die Rückkehr der Baureihe 85 ins Höllental.
Am PC ist das eine Arbeit von einigen, wenigen Stunden. In Wirklichkeit wäre das ein - in mancher Hinsicht - gigantisches Vorhaben. Und doch erschienen mir da drei Wege gangbar:
Die "türkische Tante" 57.01 aus dem Eisenbahnmuseum Camlik zu holen, dürfte ein - aus politischen, organisatorischen und logistischen Gründen - von vorneherein aussichtsloses Vorhaben sein; zudem steht die Maschine wohl kaum zum Verkauf.
Und hätte jemand - also, am besten ich natürlich - die Finanzkraft, die 85 007 von ihrem Freiburger Sockel zu holen - dann würde ich es lassen. Sie steht witterungsgeschützt und befindet sich - was ich nur vom Hörensagen beurteilen kann - wohl in besten Händen. Warum also, Liquidität vorausgesetzt, trotzdem nicht?
Wir erinnern uns: Die 85 ist eine Lok aus dem Baukasten. Ihr Triebwerk ist weitgehend gleich dem der 44, der Kessel - abgesehen von der Länge der Rauchkammer und einem zweiten Sanddom - identisch mit dem der 62.
44er aber gibt es zuhauf. Der Kessel für die 85 007 müsste ohnehin neu gebaut werden. Böte es sich daher nicht an, wie weiland die Ingenieure des Jahres 1932 es taten, abermals in den Baukasten zu greifen und den Weg zu gehen, den man auch bei der 99 2324 gegangen ist? Dass das für die Meininger kein Problem darstellte, haben sie nicht zuletzt mit der "Molli"-Neubaudampflok unter Beweis gestellt. Erfahrungswerte mit der 44 (und Ersatzteile) haben die Thüringer auch zu genüge, und es müsste schon mit dem sprichwörtlichen Deibel zugehen, wenn im traditionsreichen RAW sich nicht auch noch die Pläne für den 62er Kessel auftreiben ließen.
Was bekäme man? Eine praktisch neuwertige, allen Anforderungen des Betriebes auf der Höllentalbahn gewachsene Maschine, die weder in Genese noch Betrieb die Frage aufwirft, inwieweit historische Substanz - ich verweise auf den Thread "Um Längen England hinterher" - geschädigt wird. Finanziell dürfte diese Nachbaulok kaum teurer zu stehen kommen als eine Wiederinbetriebnahme der 85 007. Und charmanterweise wäre dieser neue Höllentalbulle - im Unterschied zu manch' anderer Lokomotive, die sich deswegen bis heute die Räder platt steht - völlig kontroversenfrei im Hinblick auf Eigentums- und Besitzverhältnisse. Lediglich an eine neue Nummer müsste man sich im Südschwarzwald gewöhnen; als Nachbaulok trüge der neue Stolz vom Höllental die Nummer 85 011.
Und dann? Traumhaft wäre natürlich der Einsatz zusammen mit einer wieder betriebsfähigen E44 1170; ein Vorhaben, das übrigens seit 2016 läuft. Die 85er vorne, die E44 hinten, ein stilechter Wagenpark dazwischen - und im Höllental könnte man sich vor Touristen und Eisenbahnfreunden wohl kaum noch retten. Und als "Pendel", zudem ausreichend "motorisiert", ist zum einen weder ein Umsetzen in den Endbahnhöfen nötig noch dürfte es ein Problem sein, im straffen Takt der Nahverkehrszüge mitzuschwimmen. Oder man juckelt mit ein paar Donnerbüchsen über die Dreiseenbahn - siehe Bild.
Retusche nach einem Originalfoto mit freundlicher Genehmigung der Fa. Roco/ Modelleisenbahn Holding GmbH/ Von Maximilian Grieger - Privatsammlung, CC BY-SA 4.0, [url]https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46149332[/url]
Ein Traum, ich weiß. Aber träumen wird man ja wohl noch dürfen. Vor allen Dingen virtuell - womit sich die Frage stellt, wie ich dieses Bild gebastelt habe. Da geeignete Vorbildaufnahmen der Baureihe 85 natürlich Mangelware sind, durfte das Roco-Modell sein großes Vorbild digital doubeln. Aufgehübscht wurde es lediglich mit Rauchkammertür und Windleitblechen der 01 150 und dem Führerstandsseitenfenster der 86 333. Die wiederum hat mir meine Aufgabe sehr erleichert, da sie auf der Vorlage völlig rauch- und dampffrei daherkommt.
Ich hoffe, mein kleiner "What if"-Ausflug in eine museale Museumsbahnwelt, die es nicht gibt, aber vielleicht einmal geben könnte, hat gefallen. Ich geh' jetzt in den Keller und spiel' ein bisschen mit meiner Märklin-3309. Und vorher füll' ich noch einen Lottoschein aus.
Beste Grüße!
Christian