Hallo zusammen,
gerne möchte ich nochmal die "2-Baum-Lösung" ein wenig in den Vordergrund schieben. Wir sind hier auf der Anlage vom Martin und da geht es um die Jahre von ca. 1920 bis 1939. Und wir sind auf dem Land. Bis in den ländlichen Bereich war das Auto noch nicht vorgedrungen. Den ein oder anderen LKW hat es gegeben. Alles andere wurde mit Pferden, Fuhrwerken und Kutschen bewältigt. Man war stolz darauf, wenn man ein Fahrrad hatte. Motorrad war mehr eine Spinnerei für Großstädter. Das Ganze lag auch sehr stark an den vorhandenen Straßen, die weitestgehend aus mehr oder weniger festgefahrenem Splitt bestanden. Die LKWs hatten vielfach Vollgummireifen, Fahrräder fuhren sich ganz schnell Nägel in die Reifen, weil überall verlorene Hufnägel rumlagen.
Ich weiß darüber recht gut Bescheid, weil Vorfahren von mir ein Straßenbauunternehmen hatten und ein Urgroßvater eine Autobiographie hinterlassen hat.
Ich schreibe das so ausführlich, weil man wegen des quasi nicht vorhandenen Verkehrs dafür keine Verkehrsflächen vorhalten musste. Der Bahnhofsvorplatz und der Vorplatz für das Standesamt kann also bei Martin dörflich/ländlich ausfallen. Es kann ein schöner Platz werden, auf dem man sich gerne trifft. Die Bahnhofswirtschaft (das Lokpersonal trank gerne Bier) kann diesen Platz, wie oben schon angeregt, mit Tischen und Stühlen ausstatten. Bänke kann man aufstellen, da treffen sich die Dorfältesten mit ihren Pfeifen. Die Alten sitzen gerne im Schatten von Bäumen. Die frisch Getrauten kommen aus dem Standesamt und treten gerne auf einen Platz mit schönen Bäumen. Reisenden gefällt es bestimmt gut, wenn sie nach einer langen Fahrt in der "Holzklasse" im Bahnhof ankommen, durch ihn hindurch laufen und dann auf diesen schönen Bahnhofsvorplatz treten können.
Wenn dort Platz bleibt für ein bis zwei Kutschen, die Reisende zum Bahnhof bringen oder dort abholen, reicht das für die Verkehrsfläche.
Solche Situationen hat es nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland auf dem Land immer noch vielfach gegeben. Im Heimatmuseum von Eversberg, einem Dorf, das zu Meschede gehört und etwa zwei bis drei Kilometer von Meschede und dem Bahnhof dort entfernt ist, habe ich gelernt, dass 1955 der allererste Traktor Einzug gehalten hat. Vorher gab es nur Pferde, Kühe, Fahrräder und Schusters Rappen, um zum Bahnhof zu kommen.
Im Süden von der Niederlande hatten meine Eltern ab 1960 ein Ferienhaus auf dem Land und da habe ich den Dorfplatz mit der Bank für die Ältesten gesehen, da war der Dorfschmidt in der Mitte des Dorfs und nicht die Tankstelle (die gab es dort nicht), es gab ein öffentliches Badehaus, in das die "Feineren" jede Woche einmal hingingen. Meine Eltern haben in das Ferienhaus eine Dusche eingebaut. Es war die erste Dusche in diesem Dorf und das ganze Dorf pilgerte zu meinen Eltern, um sich diese Einrichtung anzusehen. LKWs Fehlanzeige, Busse gab es nicht, der Arzt und meine Eltern hatten ein Auto und alle anderen hatten ein Fahrrad pro Familie. Oder eben die Pferdefuhrwerke mit für mich besonders beeindruckenden riesigen Kaltblütern, die ganz ruhig und stoisch ihren Dienst taten.
Bild entfernt (keine Rechte)
Links der Bauer stehend, oben auf dem Bock von links nach rechts, eine holländische Freundin (Nachbarin), meine Schwester, ich und ein holländischer Freund (Sohn des Bauern). Im Hintergrund das weiße Auto meines Vaters, ein Citroen ID 19. Das Fuhrwerk hat den Bauschutt von der abgebrochenen Scheune auf dem Grundstück vom Ferienhaus meiner Eltern abgeholt. Der Bauer konnte die zerbrochenen Ziegel (Dachpfannen) gut zum Schottern seiner Hofeinfahrt gebrauchen. Das Bild ist von 1962.
Viele Grüße
Paul